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Wassermanns Zorn (German Edition)

Wassermanns Zorn (German Edition)

Titel: Wassermanns Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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in dieses Wohngebiet hatte nicht lange gedauert. Was er von dem Ganzen halten sollte, wusste er noch nicht, aber ihm war klar, dass dies seine einzige Chance war, herauszufinden, was mit Lavinia passiert war. Wenn die Bullen wirklich einer Spur folgten, musste er an ihnen dranbleiben.
    So jäh, wie es begonnen hatte, war das kurze Wortgefecht in der Einfahrt auch schon beendet. Auf ein Handzeichen des blonden Bullen stieg auch Manuela Sperling aus. Zu dritt verschwanden sie in dem Haus.
    Frank überlegte, ob er hinübergehen und an einem der Fenster lauschen sollte, verwarf den Gedanken aber. Zu groß war die Gefahr, entdeckt zu werden, außerdem würde er durchs Fenster sowieso kaum etwas verstehen können.
    Stattdessen setzte er sein Taxi rückwärts in einen schmalen Weg neben einem Kinderspielplatz, wo er durch dichtbelaubte Büsche vor Blicken geschützt war.
    Zeitdruck und Angst umschwirrten ihn wie aggressive Hornissen, und wahrscheinlich sorgte nur die Pille dafür, dass ihn nicht erneut eine Kataplexie überwältigte. Hoffentlich wirkte sie. Besser, er versuchte es zusätzlich noch auf althergebrachte Weise.
    Autosuggestion.
    Mach dir etwas vor, tu so, als sei alles in bester Ordnung.
    Was hatte der Therapeut damals empfohlen? Suchen Sie sich spezielle Bilder und Formeln und wiederholen Sie sie so oft, bis Ihr Unterbewusstsein sie als Wahrheit annimmt.
    Für Alltagssituationen hatte er sich Formeln und Bilder zurechtgelegt, sogar für Überfälle. Aber für diese Situation wollte ihm nichts einfallen. Immer wieder schob sich das Gesicht der hübschen Polizistin dazwischen. Aber vielleicht war das ja genau richtig. Er konnte, nein, er musste ihr vertrauen, denn sonst war niemand auf seiner Seite.
    Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und rief sich die Situation auf dem Gang in Erinnerung. Er hatte die Nähe zwischen ihnen gespürt.
    Was hatte Manuela Sperling zu ihm gesagt?

29
    «Ja, mein Gott, ich habe Scheiße gebaut. Na und? Ist euch noch nie passiert, oder was?»
    Manuela war mit Peter Nielsen und Eric Stiffler ins Haus gegangen, um sich drinnen in aller Ruhe zu unterhalten. Doch mit der Ruhe sah es schlecht aus. Niemand setzte sich. Eric Stiffler lief im Wohnzimmer auf und ab wie ein eingesperrtes Raubtier, während Peter Nielsen mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnte und Manuela sich hinter der Couch verschanzte.
    Stiffler war ganz anders als noch am Morgen, als sie ihn betrunken und vollgekotzt am Seeufer gefunden hatten. Er hatte geduscht, die Kleidung gewechselt und wirkte nüchtern. Auch seine Überheblichkeit und Arroganz waren wieder da. Manuela fühlte sich unwohl in seiner Gegenwart, umso mehr, da sie sich in seinem Haus befand. Sofort beim Hereinkommen waren ihr der muffige Geruch und die abgestandene Luft aufgefallen. Auf allen Oberflächen lag Staub. In diesem Haus war schon lange nicht mehr sauber gemacht worden.
    «Wir machen alle Fehler», versuchte Nielsen seinen Kollegen zu beschwichtigen. «Aber du hättest uns schon zu Beginn der Ermittlungen davon erzählen müssen.»
    «Ich konnte doch nicht wissen, wohin das noch führen würde», verteidigte sich Stiffler.
    «Aber jetzt weißt du es. Also erzähl uns, was vor drei Jahren passiert ist. Der Fall Susan Hoffmann?»
    Stiffler blieb auf seinem Weg zwischen Fenster und Tür stehen. Sein Blick schweifte zur Wanduhr hinüber. Er schien unter Zeitdruck zu stehen. Wo hatte er hingewollt, als sie vor seinem Haus aufgetaucht waren?
    Schließlich seufzte er, so als müsse er sich dazu herablassen, seine Kollegen einzuweihen. Was sie selbst anging, konnte Manuela das sogar verstehen. Sie würde nicht allzu lange in seiner Abteilung bleiben. Aber warum verhielt er sich auch seinem langjährigen Kollegen Nielsen gegenüber so?
    «Ich habe mich damals mit dieser Nutte getroffen», sagte Stiffler widerwillig und sah dabei aus dem Fenster.
    «Mit welcher?», fragte Nielsen.
    «Mit der, die später getötet wurde.»
    «Susan Hoffmann.»
    Manuela brachte den Namen ins Spiel, damit Stiffler sie als Person und nicht als Nutte begriff.
    Aber er ging nicht darauf ein.
    «Ich hab die schon während meiner Zeit bei der Sitte kennengelernt. Später haben sich die beiden zusammengetan und auf eigene Rechnung gearbeitet. Natürlich gingen die üblichen Anzeigen der Konkurrenz ein, du kennst das ja. Schwarzarbeit und so weiter. Aber die beiden waren sauber, zahlten ihre Steuern und nahmen keine Freier aus. Ich hab ihnen ein bisschen den Rücken

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