Wassermans Roboter
verfahren war, und dergleichen. Kleinere Änderungen entsprechend den Anforderungen des Peabody-Gesetzes waren im Januar 2039 erforderlich gewesen; das waren in erster Linie Veränderungen am Kopf und die Anbringung deutlich lesbarer Kenn-Nummern, eine Arbeit, die der Ford-Händler ohne großen Aufwand durchgeführt hatte.
Der Zustellroboter war für Wassermans Geschäft wichtig, da seine durchweg wohlhabende Kundschaft in Hochhäusern oder Hotels lebte oder arbeitete, was eine einfache Zustellung durch Fahr-Roboter ausschloß, auch wollten zahlreiche Kundinnen ihre Kleider am selben Tag zurück haben. So war der Roboter vom frühen Morgen bis zum späten Abend unterwegs, holte zu reinigende oder auszubessernde Kleider und brachte sie im Lauf des Tages wieder zurück.
Im Zusammenhang mit der Welle von Diebstahl und Zerstörung, die auf den Erlaß des Peabody-Gesetzes folgte, erlitt Wasserman durch Beraubung seines Roboters auf dem Weg von und zum Geschäft schwere Verluste, und kurz vor dem Weggang von Mrs. Fromm verschwand sein Zustell-Roboter, der mit einem kostbaren Abendkleid auf dem Weg zum Waldorf Astoria Hotel gewesen war, sogar vollständig. Er tauchte auch nicht wieder auf, und da der Verlust spätabends eingetreten war, vermutete man Vandalismus oder einen Akt organisierten Verbrechens.
Wassermans Versicherung entschädigte ihn nur unzulänglich für diesen doppelten Schlag, und nur mit Mühe konnte sich Wasserman mit dem Ford-Händler über die Finanzierung eines neuen Roboters einigen. Sein eigentümliches Verhalten, das Angehörigen und Bekannten schon zuvor aufgefallen war, erreichte jetzt einen Höhepunkt. Verständlicherweise lag ihm die Sicherheit seines neuen Zustell-Roboters am Herzen, doch wies nichts darauf hin, daß er sich um Hilfe an eine der Roboter-Schutz-Organisationen gewandt hätte – im Gegenteil: auch auf sie erstreckte sich sein leidenschaftlicher Haß.
Als die Polizeibeamten Wassermans Laden betraten, war er zugleich überrascht und pikiert. »Seit Jahren bedrohen, betrügen und schädigen mich die Affen von nebenan – aber da hat die Polizei Wichtigeres zu tun. Jetzt auf einmal kommen Sie und beleidigen mich mit einer so verrückten Geschichte. Halten Sie mich eigentlich für blöd? Sie glauben doch nicht allen Ernstes, daß ich ’nen Sprengsatz in den Roboter lege, den ich zu meinen Kundinnen schicke? ›Danke sehr, meine Dame, mit besten Grüßen von Mr. Wasserman‹, und wumm! Meinen Sie, das wäre gut fürs Geschäft?«
»Wohin war er unterwegs?« erkundigte sich einer der beiden Polizeibeamten.
»Wollen Sie, daß ich mich selbst zugrunderichte? Jetzt soll ich Ihnen auch noch die Adressen meiner sämtlichen Kundinnen sagen, damit Sie denen erzählen können: ›Mr. Wassermans Roboter wird jeden Augenblick in die Luft gehen.‹«
»Hat er wirklich einen Sprengsatz oder blufft er?«
»Er trägt Weihnachtsgeschenke für ältere Mitbürger aus.«
»Wir müssen Sie leider bitten, zum Verhör mit auf die Wache zu kommen, Mr. Wasserman.«
Diese Erklärung löste eine von Wassermans seltsamen Verhaltensänderungen aus. Hatte das Erscheinen der Polizeibeamten bei ihm allem Anschein nach einen Wutanfall hervorgerufen, schien es jetzt so, als nehme er sein Geschick gelassen hin. Er ging in die Räume hinter dem Laden, sah sich die auf den Arbeitstischen ausgebreiteten Kleider gründlich an, wies die Angestellten und den Reinigungsroboter an, was sie in seiner Abwesenheit zu tun hatten, öffnete und verschloß verschiedene Schränke, ging dann zur Tür und sagte: »Also vorwärts!«
Den Polizeibeamten eilte es nicht. Sie forderten über Funk einen Kollegen an, der den Laden überwachen sollte, und während sie auf ihn warteten, befragten sie Wassermans Angestellte. Auf der Wache ließen sie Wasserman warten, während sie Radio- und Fernsehstationen davon zu überzeugen suchten, es sei unbedingt erforderlich, in die neuesten Nachrichten einen warnenden Hinweis einzublenden. Als sie sich dann Wasserman wieder zuwandten, war er weniger zugänglich, als sie erwartet hatten: er war nach wie vor nicht bereit zu begreifen, wovon sie sprachen.
»Mr. Wasserman: wenn Sie uns das Leben schwer machen, müssen wir Ihnen gleichfalls das Leben schwermachen, das ist Ihnen ja wohl klar? Der Roboter in der U-Bahn war Ihrer, zwei Zeugen haben unabhängig voneinander die Nummer genannt und den Vorfall beschrieben.«
»Sie haben wohl noch nie was von Verbrechern gehört? Das wollen Polizisten
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