Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wassermans Roboter

Wassermans Roboter

Titel: Wassermans Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
Vom Netzwerk:
sein und wissen nicht mal, daß Roboter gestohlen und wie bei gestohlenen Autos die Kenn-Nummern ausgewechselt werden! Den Roboter hat bestimmt jemand zum Transport illegaler Spielgewinne benutzt!«
    »Na schön, wo also ist Ihrer? Er kommt doch immer nach zwei, drei Zustellungen zu Ihrem Geschäft zurück?«
    »Ja, meistens.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich habe ihn mit ein paar Aufträgen losgeschickt, unmittelbar bevor Sie zu mir gekommen sind.«
    Einer der beiden Beamten, ein übergewichtiger Mann mit einem Gesicht wie ein alternder Boxer, schien die Geduld zu verlieren. Er erhob sich und sagte: »Wenn Sie uns an der Nase herumführen und es stellt sich heraus, daß Ihr Roboter hier in der Gegend mit ’nem Sprengsatz rumspaziert, machen wir Hackfleisch aus Ihnen, Wasserman.«
    »Natürlich, wenn ein kleiner Mann nicht sofort sagt, was Sie gern hören möchten, machen Sie gleich Hackfleisch aus ihm. Ich sage Ihnen, was ich jedem sage, der mich ruinieren will: Lassen Sie mich zufrieden und kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram!«
    Der andere, offenbar der Ranghöhere der beiden, redete beruhigend auf seinen Kollegen ein, und sie fragten Wasserman nach Einzelheiten. Doch da er bei seiner Aussage blieb, ließen sie ihn um 14:10 Uhr gehen.
    Anschließend verhörten die beiden Beamten nahezu eine Stunde lange Wassermans Frau in der Wohnung in Brooklyn. Sie hatten sich Mrs. Wasserman anders vorgestellt. Die Umstände schienen darauf hinzudeuten, daß Wasserman überstürzt eine zweite Ehe mit einer weit jüngeren Frau eingegangen war, die zwei kleine Kinder zu versorgen hatte. Da die Polizeibeamten in Wasserman nichts entdeckt hatten, was ihn in den Augen einer Frau als anziehend erscheinen lassen könnte, vermuteten sie, sie habe ihn wegen seines Geldes geheiratet und sei die eigentliche Ursache für den zerrütteten Zustand seiner Finanzen. Eigentlich hatten sie sich von dem Gespräch mit ihr ein Motiv erhofft, kamen aber zu dem Ergebnis, das einer der beiden später in einem unbedachten Augenblick so formulierte: »Sie war genauso verrückt wie er.«
    Das war nicht sogleich zu erkennen. Sie sah recht gut aus, und in der Wohnung befanden sich einige Anzeichen für einen teuren, wenn auch etwas vulgären Geschmack: so ein vergoldeter Doppellüster, mit Troddeln verzierte Seidenkissen, Seidenvorhänge und geprägte Tapeten. Es stellte sich heraus, daß Mrs. Wasserman vormittags als Entwerferin und Verkäuferin von Glückwunschkarten arbeitete und mehr zur Familienkasse beisteuerte als ihr Mann. Sie hing an ihrem Mann und glaubte gleich ihm, daß andere seinem geschäftlichem Erfolg Steine in den Weg legten. Das ging so weit, daß sie zu diesem Thema nahezu wortwörtlich dasselbe zu sagen hatte wie er.
    »Was verstehen Sie von Robotern, Mrs. Wasserman?«
    »Nur, was man in der Schule lernt.«
    »Hatten Sie jemals etwas mit den Robotern Ihres Mannes zu tun?«
    »Inwiefern?«
    »Nun, verbales Programmieren, Verwaltung, geldliche Dinge – so in der Richtung.«
    »Danny und ich sprechen ziemlich viel über das Geschäft. Als man uns den vorigen Zustell-Roboter gestohlen hatte, haben wir uns überlegt, ob wir nicht mit einem Roboter auskommen könnten. Wir haben immer versucht, sie möglichst gut zu nutzen.«
    »Haben Sie und Ihr Mann gemeint, ein Sprengsatz sei die einzige Möglichkeit, Ihre Investition zu schützen?«
    »Darauf hat Ihnen Danny bestimmt schon geantwortet. So dumm wären wir nie.«
    »Wie stehen Sie zu Menschen, die Roboter angreifen? Sollte man die in die Luft sprengen?«
    »Man sollte niemand in die Luft sprengen. Andererseits, würden sich die jungen Leute, denen es Spaß zu machen scheint, das Eigentum anderer Menschen zu zerstören und ihnen den Lebensunterhalt zu nehmen, sich das wohl überlegen, wenn so was ein-, zweimal passierte.«
    Die Polizeibeamten setzten das Verhör noch eine Weile fort, denn sie wollten ungern vergeblich zu ihr gefahren sein, doch sie kamen keinen Schritt weiter als bei Wasserman selbst. Es war kein sonderlich ergiebiger Tag.
    Als sie wieder in ihren Wagen stiegen, erfuhren sie, daß Wassermans Roboter etwa eine Stunde zuvor in den Laden zurückgekehrt war. Zunehmend verwirrt schalteten sie die Sirenen ein, stellten auf der automatischen Steuerung eine höhere Geschwindigkeit ein und gaben ihr ein, sie solle den Wagen vor Wassermans Laden anhalten.
    Als sie um 16:15 Uhr eintrafen, war das Bombenräumkommando gerade mit seiner Arbeit fertig.

Weitere Kostenlose Bücher