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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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nichts, was nicht verlorengegangen war.
    Ich hatte ganz vergessen, dass London so war. Früher einmal hatte ich bei diesem Tempo mühelos mitgehalten. Jetzt aber lebte ich wieder im deutlich gemütlicheren und gelasseneren Dubliner Rhythmus. Verschreckt und von der Zahl der Menschen überwältigt, stand ich wie die Unschuld vom Lande in der Ankunftshalle und entschuldigte mich matt, wenn man mich anstieß und laut anschnauzte.
    Dann riss ich mich zusammen. Schließlich war das nur London . Immerhin hätte ich auch irgendwo sein können, wo es wirklich furchterregend zugeht – beispielsweise in Limerick. Entschuldigung, war nur ein Scherz.
    Wohin das Auge fiel, überall sah man kleine Gruppen von Geschäftsleuten. Sie standen in ihren abscheulichen Anzügen da und warteten entweder auf ihr Gepäck oder auf einen Flug. Ihre Aktentaschen, die wahrscheinlich voller Pornozeitschriften steckten, hatten sie auf den Boden neben sich gestellt.
    Alle tranken Bier, drückten einander um die Wette männlich die Hand, verströmten den Eindruck, richtig nette Kumpel zu sein, und wetteiferten darum, wer das brüllendste Gelächter, die herabsetzendste Äußerung über seine Frau oder die primitivste Bemerkung über eine der Frauen machen konnte, die am Kongress teilgenommen hatten, von dem sie kamen oder zu dem sie unterwegs waren. Aus den verschiedenen Gruppen klang es zu mir herüber: »Die würde ich nicht mal dann aus dem Bett schmeißen, wenn sie furzen würde wie ein Waldesel« und: »Nee, die hat viel zu kleine Titten« und: »Die war schon mit jedem im Bett, sogar mit den Lehrlingen aus dem Posteingang.«
    Was wohl der Sammelbegriff für eine Gruppe von Geschäftsleuten sein mag? Da gibt es doch bestimmt was. Ein Kongress von Geschäftsleuten? Eine Aktentasche von Geschäftsleuten? Eine Sitzung von Geschäftsleuten? Ein Polyester von Geschäftsleuten? Ein Nadelstreifen von Geschäftsleuten?
    Es hat keinen Sinn. Keiner dieser Begriffe vermittelt das volle Ausmaß der Widerwärtigkeit jener kleinen Gruppen. Wie wäre es mit Unaufrichtigkeit von Geschäftsleuten? Untreue von Geschäftsleuten? Illoyalität von Geschäftsleuten?
    Ich merkte, wie einer von ihnen anzüglich zu mir hersah. Rasch blickte ich beiseite. Er wandte sich wieder den vier oder fünf Männern zu, bei denen er stand, und sagte etwas. Lautes Gelächter erscholl, und sie alle drehten und reckten sich und machten lange Hälse, um mich gründlich mustern zu können. Die Mistkerle! Am liebsten hätte ich sie umgebracht.
    Sie waren so unansehnlich und unscheinbar. Wie kamen sie dazu, sich mir – oder irgendeiner anderen Frau – gegenüber so arrogant aufzuspielen? Sie sollten dankbar sein, wenn eine Frau bereit war, sie wenigstens mit einer Zange anzufassen. Der Teufel soll sie holen!, dachte ich wütend. Es wurde Zeit zu verschwinden.
    Ich musste auf kein Gepäck warten, da ich nicht die Absicht hatte, so lange zu bleiben, dass ich welches brauchte. So blieb mir wenigstens die Hölle des Gepäck-Karussells erspart.
    Ich holte tief Luft, straffte die Schultern, machte ein entschlossenes Gesicht und begann mich durch die Halle in Richtung U-Bahn-Station voranzuarbeiten. Entschlossen schob ich mich durch all die anderen Menschen, wie ein Amazonas-Forscher, der sich mit der Machete den Weg durch dichtes Unterholz bahnt.
    Schließlich erreichte ich den U-Bahnhof. Es war deutlich zu sehen, dass Japan dort eine Volkszählung veranstaltete. Nachdem ich, wie es mir vorkam, mehrere Jahre gewartet hatte, während die Söhne Nippons an den Fahrkartenautomaten herumprobierten – ich hatte immer gedacht, das wären alles solche technischen Wunderknaben? –, besorgte ich mir eine Fahrkarte und stieg in eine U-Bahn nach London. Für ein Taxi reichten meine Mittel nicht. Der Wagen war voll und enthielt einen Vertreter von jedem Volk der Erde. Ich brauche an keiner Sitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen teilzunehmen. Ich war schon da.
    Irgendwie waren die überfüllte U-Bahn und die unbequeme und unangenehme Fahrt ein Geschenk des Himmels. Wäre ich nicht schon vor dem Einsteigen voll Mordlust gewesen, ich wäre es nach dem Aussteigen bestimmt gewesen.
    Ein Mitreisender war so entgegenkommend, mich von meiner bevorstehenden Auseinandersetzung mit James abzulenken, indem er in jeder Kurve sein steifes Glied gegen mich drückte.
    Gegen zehn vor acht kam ich an meiner Haltestelle an.

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    A ls ich von der Treppe der U-Bahn-Station auf die Straße trat, in der ich

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