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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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zu sagen, hast du dir einen Haufen Lügen ausgedacht, mich heruntergemacht und mich egoistisch, kindisch, rücksichtslos und dumm genannt.« (Hier hob sich meine Stimme um mehrere Dezibel.) »Und statt dich für dein abscheuliches Verhalten zu entschuldigen, hast du behauptet, alles sei meine Schuld.« (Meine Stimme wurde noch lauter.) »Dann hast du dich entschlossen, mich umzumodeln. Du wolltest aus mir eine kleine Duckmäuserin machen, die dir nicht widerspricht, dich nicht in den Schatten stellt und der gegenüber du dich nicht unsicher fühlen musst.«
    »So war das nicht«, begehrte er schwach auf.
    »Es war genau so«, brüllte ich. »Ich kann es bloß nicht fassen, dass ich so dämlich war, deine lächerliche Geschichte zu glauben.«
    »Claire, du musst mir zuhören«, sagte er gereizt.
    »Ich denke nicht daran«, erklärte ich ihm wütend. »Warum sollte ich dir zuhören? Willst du mir noch mal einen Haufen Lügen auftischen?
    Nun?«, schrie ich, als er keine Antwort gab. Ich setzte mich und sah ihn an, wollte, dass er etwas sagte, wollte, dass er einlenkte. Überzeuge mich, flehte ich stumm. Ich möchte unrecht haben . Sag mir, dass ich unrecht hab. Bitte erklär es mir. Ich geb mich auch mit einer Entschuldigung zufrieden. Wenn du dich nur entschuldigst, das genügt schon.
    Langsam ließ er sich auf das Sofa sinken, das Gesicht in den Händen vergraben. Obwohl ich irgendeine Reaktion erwartet hatte, zuckte ich doch ein wenig zusammen, als ich merkte, dass er weinte.
    Großer Gott! Was sollte ich jetzt sagen?
    Ich kann nicht haben, wenn ein erwachsener Mann weint. Eigentlich stimmt das nicht. Gewöhnlich kenne ich kein schöneres Gefühl, als einen erwachsenen Mann weinen zu sehen. Vor allem, wenn ich ihn selbst dazu gebracht habe. Es gibt nichts Besseres als das eigene Machtgefühl dabei.
    Wenn er weinte, konnte das nur bedeuten, dass ihm sein widerwärtiges Verhalten mir gegenüber wirklich leidtat und alles wieder gut würde. Er würde um Entschuldigung bitten. Er würde zugeben, dass er ganz und gar im Unrecht war.
    Meine Härte begann zu schwinden. Als er mir dann aber das Gesicht zuwandte, konnte ich nicht glauben, was ich sah. Er war wütend! »Das ist typisch für dich«, brüllte er.
    »Was?«, fragte ich matt.
    »Du bist so unglaublich egoistisch«, schrie er. Wie mit einem Schlag waren alle Spuren seines tränenreichen Ausbruchs getilgt.
    »Wieso?«, fragte ich verblüfft.
    »Alles war in bester Ordnung!«, schrie er. »Alles war geklärt. Wir wollten einen neuen Anfang machen, du wolltest versuchen, erwachsen und ein bisschen rücksichtsvoller zu sein. Aber du konntest die Dinge nicht einfach auf sich beruhen lassen, nicht wahr?«
    »Was hätte ich denn tun sollen?«, fragte ich sanftmütig. »George sagt so, und du sagst was völlig anderes. Was er sagt, ist viel glaubhafter, vor allem, nachdem Judy es mir bestätigt hat.«
    Ich gab mir wirklich große Mühe vernünftig zu sein. Ich sah, wie wütend er war, und es machte mir Angst. Aber ich wollte mich nicht unterkriegen lassen. Bitte, lieber Gott, betete ich, gib mir die Kraft standzuhalten. Lass mich nicht wieder die Schuld für alles auf mich nehmen. Nur dieses eine Mal möchte ich nicht als Schwächling dastehen.
    »Mir ist klar, dass du George und Judy lieber glaubst als mir«, sagte er. »Das ist natürlich angenehmer als die Wahrheit aus meinem Mund.«
    »Ich will der Sache auf den Grund gehen«, sagte ich und bemühte mich, ruhig zu bleiben. »Ich möchte nur wissen, warum du George sagst, du liebst mich und hast Angst, mich zu verlieren, mir aber, dass du mich kaum ertragen kannst. Das passt einfach nicht zusammen.«
    »Was ich dir gesagt hab, ist die Wahrheit«, sagte er eingeschnappt.
    »Und was du George gesagt hast?«, fragte ich.
    »Der hat das falsch verstanden«, gab er knapp zurück.
    »Und Judy ebenfalls?«, fragte ich kalt.
    »Vermutlich«, sagte er leichthin.
    »Und Aisling, Brian und Matthew haben es auch falsch verstanden?«
    »Muss wohl so sein«, sagte er wegwerfend.
    »Sei bitte vernünftig, James«, sagte ich ernsthaft. »Es ist doch nicht gut möglich, dass die alle unrecht haben. Was meinst du?«
    »Ist es ohne Weiteres«, sagte er schroff. »Sie haben unrecht.«
    »Überleg doch«, bat ich ihn. »Jemand muss hier die Unwahrheit sagen.« Allmählich überkam mich Verzweiflung. »Meine Freunde und ich sprechen über alles; da hätte dir klar sein müssen, dass mir die abweichenden Darstellungen früher oder später zu

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