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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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war der Grund aber auch der, dass er nicht Manns genug war, zu seinem Tun zu stehen und dafür um Verzeihung zu bitten. Damit hatte er einen großen Teil der Achtung zerstört, die ich für ihn empfunden hatte. Nicht einmal jetzt war er bereit zuzugeben, dass er im Unrecht war. Obwohl er seine Forderungen an mich herunterschraubte, klang alles, was er sagte, immer noch so, als täte er mir einen Gefallen.
    Er war fremdgegangen und hatte das Ganze damit verschlimmert, dass er mich wie einen Trottel behandelte.
    Vielleicht war es aber auch so, dass ich mir nichts mehr aus kleinen Männern machte.
    Ich wusste nur eins:Wenn die Liebe tot ist, ist sie tot. Niemand kann sie wiedererwecken, wenn sie ihren letzten Atemzug getan hat.
    Zwei Tage später rief ich James an und erklärte ihm, dass es zu keiner Aussöhnung kommen werde.
    »Du stehst dir mit deinem Stolz selbst im Weg«, sagte er, als hätte ihm jemand das Stichwort geliefert.
    »Absolut nicht«, sagte ich müde.
    »Es macht dir Spaß, mich zu bestrafen«, fuhr er fort.
    »Aber nein«, log ich. ( Natürlich war es schön, den Spieß umdrehen zu können.)
    »Ich kann warten«, versprach er.
    »Tu’s bitte nicht«, gab ich zur Antwort.
    »Ich liebe dich«, flüsterte er.
    »Mach’s gut«, sagte ich.
    Er rief weiter an, etwa zwei- bis dreimal täglich. Wahrscheinlich wollte er feststellen, ob ich es mir anders überlegt hatte, ob ich, wie er es ausdrückte, zu Verstand gekommen war. Ich behandelte ihn freundlich. Es kostete mich nichts. Er sagte, ich fehlte ihm. Wahrscheinlich meinte er es ernst.
    Ein wenig ärgerten mich die Anrufe. Schwer zu glauben, dass ich noch vor drei Monaten jemanden umgebracht hätte, nur um einen Anruf von James zu bekommen. Jetzt war es eher so, dass ich jemanden umbringen würde, wenn die Anrufe nicht aufhörten.
    Dann legte sich mein Zorn, und ich empfand nur noch Trauer.
    Das Leben ist ziemlich merkwürdig.

37
    I ch hätte nicht sagen können, dass ich glücklich war. Aber ich fühlte mich auch nicht elend und nicht so völlig am Boden wie damals, als mich James verlassen hatte.
    Ich glaube schon, dass ich gefasst war. Ich hatte mich damit abgefunden, dass mein Leben nie wieder so aussehen würde wie zuvor und nie so sein würde, wie ich es geplant hatte. Was ich mir erhofft hatte, würde nie geschehen. Ich würde keine vier Kinder mit James haben. Er und ich würden nicht miteinander alt werden. Obwohl ich immer dafür sorgen wollte, dass meine Ehe von Dauer sein und nicht zerbrechen würde, konnte ich jetzt ohne allzu großen Kummer zur Kenntnis nehmen, dass sie doch in die Brüche gegangen war.
    Natürlich war ich traurig. Ich trauerte mit meinem idealistischen Ich, das mit so hochgespannten Erwartungen geheiratet hatte. Sogar wegen James war ich traurig.
    Ich fühlte mich wirklich älter – und wie! Und ich fühlte mich weiser.
    Außerdem hatte ich wohl – durch bittere Erfahrung – etwas Demut gelernt. Ich konnte wirklich nur über wenig bestimmen – in meinem eigenen Leben wie im Leben anderer.
    Wenn ich Leute sagen hörte: »Nichts geschieht ohne Grund« oder »Wenn Gott eine Tür schließt, öffnet er eine andere«, kostete es mich keine besondere Mühe mehr, ihnen nicht ins Gesicht zu springen. Ehrlich gesagt, es fiel mir nicht im Geringsten schwer.
    Ich hatte nicht das Gefühl, dass mein Leben ganz und gar vorbei war. Auf unwiederbringliche Weise verändert, ja, aber gewiss nicht vorüber.
    Meine Ehe war gescheitert, aber ich hatte ein schönes Kind. Ich war geborgen in einer wunderbaren Familie, hatte sehr gute Freunde und einen Arbeitsplatz, an den ich zurückkehren konnte. Womöglich würde ich eines Tages sogar einen netten Mann kennenlernen, dem es nichts ausmachte, außer mir auch Kate anzunehmen. Oder wenn ich lange genug wartete, würde vielleicht Kate einen netten Mann kennenlernen, dem es nichts ausmachte, außer ihr auch mich anzunehmen. Bis dahin, hatte ich beschlossen, würde ich mit meinem Leben einfach weitermachen und, sollte der ideale Mann auftauchen, für ihn irgendwo Platz schaffen.
    Ich erledigte all den langweiligen Papierkram, den ich längst hätte erledigen sollen. Na ja, vielleicht hätte ich ihn auch nicht schon ewig lange erledigen sollen. Möglicherweise war ich damals noch gar nicht bereit dazu. Möglicherweise war jetzt der richtige Zeitpunkt.
    Jedenfalls spielte es nicht die geringste Rolle. Entscheidend ist, dass der juristische Kram damals liegengeblieben war und jetzt erledigt

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