Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
aber Adam war eine Ausnahme, etwas Besonderes.
    Sie wissen inzwischen, dass er eine Freundin und ein Kind hatte. Was halten Sie davon? Ziemlich aufregend, was?
    Irgendwo passte es. Irgendwie war immer klar, dass er ein schreckliches Geheimnis hatte und dass mehr dahintersteckte, als man auf den ersten Blick annahm. Aber ich hatte eigentlich eher erwartet, dass es sich dabei um Drogensucht, eine kurze Haftstrafe oder etwas handelte, das ihm eine Art Ruhm oder traurige Berühmtheit verschafft hatte. Mit Sicherheit war ich nicht auf die Neuigkeit gefasst, dass Adam Familie hatte oder häuslich veranlagt war.
    Es war eine richtige Überraschung, und zwar eine unangenehme. Doch als Helen mir davon berichtete, hatte ich mich weder vollständig auf die Mitteilung konzentrieren noch mich richtig aufregen können. Ich war ein wenig abgelenkt, weil ich doch gerade dabei war, nach London zu fliegen und meine Ehe zu beenden, und so weiter. Nein, es war bestimmt keine gute Nachricht, aber ich war viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, als dass ich mich ihr hätte stellen und über das nachdenken können, was ich dabei empfand.
    Auch in den folgenden Wochen bemühte ich mich, die Sache wegzuschieben. Schließlich hatte ich einen Haufen Dinge zu erledigen und konnte es mir nicht leisten, meine Zeit mit Tagträumen zu vergeuden. Außerdem war die Sache mit Adam und mir schon vorbei gewesen, bevor ich das mit seinem Kind erfahren hatte. Es lohnte sich also nicht, über ihn nachzudenken. Adam war Vergangenheit.
    Um ganz offen zu sein, machte ich mit meinen Gedanken einen Bogen um ihn. An ihn zu denken machte mich nicht glücklich. Es schmerzte. Wenn es aber doch zufällig dazu kam, überlebte er in meinen Gedanken keine fünf Sekunden, etwa so wie ein Seemann, der in den eisigen Wassern der Antarktis über Bord geht. Die Alarmglocken schrillten, und zwei untersetzte Wachmänner wurden hereingeschickt, um ihn schleunigst an die frische Luft zu setzen.
    Sobald er mir in den Sinn kam, hatte ich das Glück, mich in irgendein unglaublich kompliziertes und langweiliges juristisches Dokument vertiefen zu müssen.
    Außerdem war Helen ziemlich viel zu Hause. Sie arbeitete für ihre Prüfungen und sorgte für ein unvorstellbares Ausmaß an Störungen. Sie beklagte sich bitter, stellte Fragen und sprach davon, dass sie mit allen Dozenten ins Bett gehen müsse, wenn sie bestehen wollte. Damit lenkte sie mich nicht nur von Adam, sondern auch von allem anderen ab – außer von meinen Fantasievorstellungen in Zeitlupe, in denen ich sie kaltblütig ermordete.

    Mittlerweile war es Juni, und es war wunderbar warm. Wenn ich mir mit Kate allein im Garten hinter dem Haus die Sonne ins Gesicht scheinen ließ und mich im Halbschlaf so richtig entspannt fühlte, trieben meine Gedanken, die sich eigentlich mit James hätten beschäftigen sollen, mitunter ganz zufällig adamwärts, und ich musste daran denken, wie liebenswert er gewesen war und wie wohl ich mich mit ihm gefühlt hatte.
    Wenn ich nicht aufpasste, vermisste ich ihn bei solchen Gelegenheiten und war traurig, dass er nicht da war. Aber nur einen Augenblick. Es gefiel mir nicht, dass ich ihn vermisste. Es gefiel mir wirklich nicht, an ihn zu denken.
    Offen gesagt gefiel mir nicht, was mir Helen gesagt hatte. Diese Nachricht war meinem Herzen nicht willkommen gewesen – und auch keinem anderen meiner inneren Organe. Allerdings hatte ich nicht das Gefühl, dass mich Adam hintergangen hatte, denn als verheiratete Frau hatte ich kaum das Recht, mich über den Stand der Dinge aufzuregen. Nach dem, was ich aus Helens unklarer Erzählung herausgefiltert hatte, war ich ziemlich sicher, dass er und seine Freundin getrennte Wege gegangen waren, als er sein kleines Abenteuer mit mir hatte – wenn man es überhaupt ein kleines Abenteuer nennen darf. Wäre mir der Begriff nicht so zuwider, ich hätte es wahrscheinlich einen One-Night-Stand genannt, der es so offensichtlich gewesen war.
    Ich glaube, ich fühlte mich ein bisschen, ich weiß nicht recht, reingelegt . Ich Dummkopf hatte mir durch die Aufmerksamkeit schmeicheln lassen, mit der mich Adam umgeben hatte. Es war herrlich gewesen, sich so begehrt und bewundert zu fühlen. Vor allem nach dem, was ich mit James erlebt hatte.
    Und jetzt hatte ich den Eindruck, dass er mich nur wegen Kate gewollt hatte. Nicht dass er Kate hätte haben wollen oder irgendetwas Krankhaftes in der Art. Aber er hatte mich gewollt, weil ich Mutter war. Wahrscheinlich

Weitere Kostenlose Bücher