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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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hatte ich ihn an seine Freundin erinnert. Ich wusste nicht, wie die Beziehung zwischen den beiden aussah, aber falls sie ihm mit dem Kind davongelaufen war, dürfte ihm das sehr nahegegangen sein, und vielleicht hatte er mich als eine Art Ersatz angesehen.
    Es war … nun, es war mir wohl ein wenig peinlich. Ich hatte es großartig gefunden, dass Adam auf mich verfallen war, dabei hatte er gar nicht mich gemeint, sondern die Umstände, unter denen ich lebte.
    Ich war verletzt. Auch kam ich mir blöd vor, weil ich geglaubt hatte, dass ein so wundervoller Mann allen Ernstes an einem so gewöhnlichen Menschen wie mir Interesse finden konnte. Was hatte ich mir da nur eingebildet?
    Ich konnte zu meiner Verteidigung lediglich anführen, dass ich nicht ganz bei Sinnen gewesen war. Ich hatte eine Menge durchgemacht, und mein klarer Verstand war damals bei mir nur selten aufgetaucht.
    Da wir gerade von Adam sprechen, ich gebe zu, dass ich mich über ihn ärgerte. Nicht sehr. Aber ein bisschen. Ich grollte ihm, weil er mit meinen Gefühlen gespielt hatte. Einerseits hatte er so getan, als sei ich etwas Besonderes, und dann hatte er die scheinheilige Ansprache gehalten, dass ich zu James zurückkehren müsse. Dazu hatte er kein Recht, wenn ihm nichts an mir lag. Das Recht darauf, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, muss man sich verdienen . Ich durfte es keinesfalls so leichtfertig herschenken, wie ich das gewöhnlich tat.
    Aber im Laufe der Zeit und je öfter ich im sonnenbeschienenen Garten vor mich hindöste, änderten sich meine Gefühle.
    Allmählich entdeckte ich die andere Seite der Medaille und begann die Sache geradezu metaphysisch zu betrachten. Dazu neigte ich normalerweise nicht. Kann sein, dass ich zu viel Sonne abbekam.
    Vielleicht war mir Adam aus einem bestimmten Grund über den Weg gelaufen, überlegte ich. Mit ihm hatte ich mich so wohl gefühlt, er hatte mein Selbstvertrauen so sehr wiederhergestellt, dass ich genug Kraft hatte, mich James zu widersetzen. Vielleicht hatten die selbstgerechten Worte, mit denen Adam auf Distanz gegangen war, dazu beigetragen, dass ich die richtige Entscheidung wegen James treffen konnte.
    Ich hätte gern gedacht, dass Kate und ich Adam geholfen hatten, über den Schmerz der Trennung von seinem Kind und seiner Freundin hinwegzukommen. Vielleicht hatten wir ihm geholfen zu erkennen, wie wichtig sie für ihn waren, je nachdem, ob er sie verlassen hatte oder sie ihn.
    Es war wunderbar zu spüren, wie die Bitterkeit von mir abfiel. Nach und nach wurde ich richtig froh, dass ich Adam kennengelernt hatte. Ich hatte den Eindruck, er und ich seien einander aus einem bestimmten Grund für einen Moment begegnet. Die Sache musste von kurzer Dauer sein. Ich redete mir ein, dass wir beide davon profitiert hatten.
    Das konnte natürlich ohne Weiteres mystischer und abergläubischer Mumpitz sein. Aber eigentlich gehöre ich nicht zu denen, die in Ereignissen Gründe, Hinweise, Erklärungen oder Vorzeichen sehen. Im Gegenteil, ich mache mich, wie schon früher gesagt, grundsätzlich über Leute lustig, die behaupten, dass alles aus einem bestimmten Grund geschieht. Natürlich war ich nie so gemein wie Helen, aber zugleich war ich weit davon entfernt, nachsichtig zu sein. Oh Existenzialismus, dein Name ist Claire.
    Gewöhnlich würde ich das etwa so sagen: »Adam und ich sind miteinander ins Bett gegangen, weil uns beiden nach Bumsen war. Weiter nichts.« Aber sosehr ich mich bemühte, ich brachte es nicht fertig, zynisch zu sein.
    Natürlich war das sehr beunruhigend, aber was sollte ich tun?
    Jedenfalls war es jetzt sehr viel angenehmer, draußen im Garten hinter dem Haus zu liegen. Wenn ich an Adam dachte, kam es mir nicht jedes Mal vor, als drehte man mir ein Messer in den Eingeweiden herum. Ein eigentümlicher Friede überkam mich. Ich hatte es nicht mehr nötig, mich belogen, im Stich gelassen, gedemütigt oder wie ein Idiot zu fühlen. Es war ein Vergnügen, Adam zu kennen, auch wenn uns nur eine kurze Zeit zusammen vergönnt gewesen war. Vielleicht war es besser so.
    Sie wissen ja, wie das ist. Manchmal lernt man einen großartigen Menschen kennen, aber die Sache dauert nur kurz. Zum Beispiel im Urlaub, in der Bahn oder in einer Schlange an der Bushaltestelle. Jemand kommt kurz mit dem eigenen Leben in Berührung, aber auf eine ganz besondere Weise. Statt zu trauern, weil man nicht länger mit diesem Menschen zusammen sein kann oder nicht die Möglichkeit hat, sich besser

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