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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sollte ich seiner Ansicht nach wohl tun? In Tränen ausbrechen und ihn anflehen, dass er mich wieder in Gnaden aufnahm? Hatte er denn nichts gelernt?
    Ich kehrte in den Garten zurück. Anna war aufgewacht, saß da und spielte mit Kate. Sie war wirklich schön. Ich meine Kate. Anna war auch schön, kein Zweifel. Aber Kate war schöner. Sie war eine richtige kleine Persönlichkeit geworden. Wenn man mit ihr sprach, gab sie gurgelnde Laute von sich, lachte manchmal und suchte Blickkontakt. Fast war es, als könnte man sich mit ihr unterhalten. Jetzt gerade aber lachte sie nicht. Ihr rundes Gesichtchen leuchtete unter ihrem gelben Sonnenhut rosa, und sie sah aus, als hätte sie genug vom Sonnenbad. »Mir ist heiß, und ich langweile mich«, sagte ihr Blick. »Außerdem hab ich jetzt mit dieser Tussi genug geredet.«
    »Wer war dran?«, fragte Anna.
    »James«, stieß ich hervor. Ich brachte seinen Namen kaum über die Lippen.
    »Was will er?«, fragte Anna.
    »Mir mitteilen, dass er eine neue Freundin hat«, sagte ich schroff.
    »Macht es dir was aus?«, fragte sie besorgt.
    »Natürlich nicht«, sagte ich empört.
    »Und warum regst du dich dann so auf?«, fragte Anna.
    »Weil er mich dafür beim Sonnenbaden gestört hat. Ich musste aufstehen und hingehen . Es ist wirklich nicht zu fassen! So ein Arschloch.«
    Um James brauchte ich mir jetzt keine Sorgen zu machen, wohl aber um Kate.
    »Meinst du nicht, dass sie einen Sonnenbrand hat?«, fragte ich Anna besorgt. »Vielleicht hätte ich einen höheren Schutzfaktor nehmen sollen.«
    »Möglich«, sagte sie zweifelnd. »Aber ich glaub nicht, dass es einen höheren gibt .«
    Das stimmte. Ich hatte Kate mit einem Sun-Blocker mit höchstem bekanntem Schutzfaktor eingerieben. War ich eine überängstliche Mutter? Ich konnte nichts dazu. Ich machte mir Sorgen um die Kleine. Ich meine, schließlich war sie ein Säugling mit sehr zarter Haut. Ich wollte kein Risiko eingehen.
    »Ich bring sie wohl besser rein«, sagte ich. »Vorsichtshalber.«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Anna.
    »Nein, ich bring sie rein«, sagte ich. »Sonst kriegt sie unter Umständen tatsächlich ’nen Sonnenbrand.«
    »Geh nicht«, bat Anna. »Ich hab keinen, mit dem ich reden kann.« Dann hörten wir Stimmen aus der Küche. Es wurde unruhig.
    »Helen ist zurück«, sagte ich zu Anna. »Mit ihr kannst du reden.«
    »Bitte nein«, stöhnte sie. »Sie redet bestimmt nur davon, dass sie sich umbringt, wenn sie durchfällt, und ob sie es über sich bringt, mit Professor Macauley ins Bett zu gehen. Dann stellt sie mir all die blöden Fragen über das alte Griechenland. Was weiß ich schon darüber?«, fragte sie wie jemand, dem man Unrecht tut. »Bloß weil ich sechs Wochen in einer Bar in Santorini gearbeitet hab, glaubt sie, ich müsste alles über Zeus und den ganzen Götterverein wissen.«
    Seufzend begann sie, ihre Sachen zusammenzusuchen. »Ich glaub, ich komm mit dir rein.«
    Doch bevor sie entfliehen konnte, platzte Helen in den Garten. Sie trug einen kurzen Jeansrock und ein T-Shirt. Mit ihrem aufgesteckten Haar sah sie schön wie immer aus. Bei unserem Anblick blieb sie stehen und musterte uns lange.
    »Seht euch die Glückspilze an«, sagte sie verbittert.
    »Hallo, Helen«, sagte Anna zurückhaltend.
    »Ihr faulen Stücke liegt hier rum und lasst euch die Sonne auf den Pelz scheinen, während ich studieren muss, bis ich Schwielen am Hintern hab«, fuhr sie vorwurfsvoll fort.
    Ich beschattete die Augen mit der Hand, um ihr wütendes Gesicht genauer zu sehen. Erst da merkte ich, dass sie nicht allein war, sondern Besuch mitgebracht hatte. Einen hochgewachsenen, gutaussehenden Mann. Einen hinreißenden, blauäugigen, dunkelhaarigen, hochgewachsenen, gutaussehenden Mann mit kräftigen Kieferknochen, der ausgebleichte Jeans und ein weißes T-Shirt trug.
    Seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er braun geworden. Ich hatte nicht geglaubt, dass er noch besser aussehen könnte, aber es sah ganz danach aus, als hätte ich mich geirrt. So ein Mistkerl!
    »Hallo, Adam«, sagte ich und wäre fast in Tränen ausgebrochen.
    »Hallo, Claire«, sagte er höflich.
    Ich hielt den Atem an und wartete, dass er ins Haus zurückging. Dann merkte ich voll Entsetzen, dass er nicht daran dachte, wieder ins Haus zu gehen.
    Mist, dachte ich gehetzt. Jetzt kommt er auch noch her .
    Helen und Adam kamen zu der von Anna, Kate und mir geschaffenen kleinen Oase aus Sonnenliegen, Diät-Cola, Sonnenöl, Frauenzeitschriften

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