Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
hinzu, das absolut nichts dazu beitrug, Sheridans Ängste zu zerstreuen.
„Robert lebt in einem Trailer hinter dem Haus seines Vaters vier Häuser weiter auf der anderen Straßenseite“, erklärte Sheridan ihrer Freundin.
„Es ist das mit dem Metalldinosaurier im Vorgarten“, sagte Robert. „Mein Dad macht sie.“
„Ist Ihnen an dem Abend, an dem Sheridan überfallen wurde, irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?“, fragte Skye. Johns Hobby interessierte sie nicht die Bohne.
„Kein Stück. Cain war früher am Abend bei uns gewesen, aber das war’s auch schon.“
Sheridan verübelte es Robert, wie er immer wieder versuchte, Cain mit den Ereignissen in Verbindung zu bringen. Er hatte Amy von dem Streit zwischen Cain und Jason an dem Tag von Jasons Tod erzählt. Er hatte ausgeplaudert, was Owen ihm über das Wohnmobil erzählt hatte. Und jetzt das.
Sie verschränkte die Arme. „Kommt das häufig vor?“
Sie hoffte, eine positive Antwort zu bekommen, damit sie Robert vorwerfen könnte, unwichtige Einzelheiten aufzubauschen. Wenn Cain seine Familie von Zeit zu Zeit besucht hatte, dann wäre es nicht weiter erwähnenswert, dass er an jenem Abend ebenfalls dort gewesen wäre, an dem sie angegriffen worden war. Aber wenn man das schlechte Verhältnis zu seiner Stieffamilie bedachte, besuchte er sie vermutlich nicht allzu häufig.
„Eigentlich nicht“, sagte Robert.
„Es war also ungewöhnlich?“
„In gewisser Weise. Wir hatten jedenfalls nicht mit ihm gerechnet.“
„Was hat er gewollt?“
„Er wollte mit meinem Dad über Grandpa reden.“
Das klang ganz nach Cain. Sheridan hätte fast gelächelt, als sie an die Liebe dachte, die er für Marshall empfand. Aber dann fuhr Robert fort: „Er ist nicht lange genug geblieben, um viel zu sagen. Ein paar Minuten später tauchte Karen Stevens auf, und sobald er sie gesehen hat…“, Robert klatschte in die Hände, um diesen Punkt zu betonen, „… ist er verschwunden.“
Skyes Blick wanderte zwischen ihnen hin und her. Sie schien sich ihre eigene Meinung über Robert zu bilden. Aber Sheridan war zu abgelenkt, um darüber nachzudenken, was für eine das wohl sein mochte. „Willst du behaupten, dass er gegangen ist, weil Karen gekommen ist?“, fragte sie Robert.
„Genau das meine ich. Das ist jedes Mal so. Aus irgendeinem Grund hasst er es, mit ihr zusammen in einem Raum zu sein.“
„Aber Karen war früher Cains Lieblingslehrerin. Warum sollte er sich durch ihre Anwesenheit gestört fühlen?“
Ein bösartiges Grinsen umspielte Roberts Lippen. „Vielleicht hat er sie ein bisschen zu gern gehabt. Vielleicht hat er ihr nach der Schule nicht nur dabei geholfen, die Radiergummis zu sortieren.“
Sheridans Magen zog sich zusammen. Als sie und Cain noch zur Highschool gingen, war Karen Stevens kurz nach dem Tod von Cains Mutter mit John Wyatt zusammen gewesen. Sie hatten eindeutig eine feste Beziehung gehabt, und diese Grenze hatten Cain und Mrs Stevens ganz bestimmt nicht überschritten.
Aber jetzt ließ Robert genau das durchblicken. Sheridan erinnerte sich daran, dass Mrs Stevens Cain unleugbar bevorzugt hatte. So eine Geschichte würde zu ihrem Benehmen und ihren Worten im Restaurant passen.
Einen Mann wie ihn kann man nicht so einfach verlassen …
„Wollen Sie damit andeuten, dass sie eine unangemessene Beziehung hatten?“, fragte Skye. Offenbar merkte sie, wie schwer es Sheridan fiel, ihre Gedanken laut auszusprechen, und dass sie es eigentlich gar nicht wissen wollte.
„Ich deute gar nichts an.“ In einer theatralischen Geste der Unschuld stießen Roberts Brauen beinahe zusammen. „Stellen Sie sich nur vor, wie sehr mein Vater sich aufregen würde, wenn ihm so etwas zu Ohren käme!“
Robert war nicht an ihre Tür gekommen, um seine nachbarschaftliche Hilfe anzubieten. Er war gekommen, um Cain in Schwierigkeiten zu bringen. Sheridan hatte nicht viel erwartet, aber das nun doch nicht. Mrs Stevens und Cain? Was erwartete Robert? Was sollte sie mit dieser Information anfangen?
Und dann verstand sie: Er wusste von der Sache im Wohnmobil und hoffte, dass ihr verletzter Stolz und ihre Wut sie dazu provozieren würden, diese Sache zu enthüllen – und damit Cains Ruf weiteren Schaden zuzufügen. Robert mochte zwar behaupten, er wolle nicht, dass sein Vater davon erfuhr, aber das stimmte nicht. Er wollte nur nicht derjenige sein, der es ihm erzählte.
„Warum willst du, dass das durchsickert?“
„Will ich doch gar nicht“,
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