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Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Titel: Watch Me - Blutige Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Berichten, sah Karen Stevens den weißen Umschlag unter der Matte hervorlugen, und ihre Schritte wurden automatisch langsamer. Sie wollte den Brief nicht aufheben. Sie ahnte, was darin stand. Aber sie musste ihn loswerden, ehe John auftauchte. Er würde um halb fünf vorbeikommen, um ihren Streit im Restaurant zu begraben, aber das würde nie geschehen, wenn er erfuhr, was sie und Cain getan hatten.
    Es war egal, dass der Vorfall zwölf Jahre zurücklag. John hatte so viele Vorbehalte gegen seinen Stiefsohn, dass er ihr niemals vergeben würde. Es war Cain gewesen, über den sie sich gestern Abend gestritten hatten. Sie hatte John dazu ermuntert, seinen Stiefsohn anzuerkennen und einzusehen, dass es lächerlich sei, in derselben Stadt zu leben, ohne ein Wort mit ihm zu wechseln. Er hatte sich rundweg geweigert, hatte gesagt, er wolle keinen Kontakt zu diesem „mordenden Sohn einer Schlampe“. Woraufhin sie versucht hatte, ihn davon zu überzeugen, dass Cain Jason nicht umgebracht haben konnte. Er war wütend geworden und hatte ihr vorgeworfen, sich „hinter Cain“ zu stellen. Daraufhin sah sie sich veranlasst, zu sagen, Cain sei als Mann zweimal so viel wert wie Robert -Worte, die sie sich seit Monaten verkniffen hatte. Danach bestand er darauf, dass er mit niemandem eine Beziehung haben konnte, der seine Verantwortung als Vater nicht nachvollziehen konnte. Sie hatte sich so provoziert gefühlt, dass sie ihm sagte, er solle sich zum Teufel scheren, und war gegangen.
    Im Wesentlichen war es derselbe Streit gewesen, den sie zuvor bereits geführt hatten. Und doch war etwas anders gewesen. Der Einsatz hatte sich erhöht. Und das machte ihr Angst.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass keiner ihrer Nachbarn sie beobachtete, verlagerte sie ihre Last in den Armen, damit sie sich bücken konnte. Dann schnappte sie sich die Nachricht, eilte ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Jemand war darauf erpicht, sie zu terrorisieren. Warum? Und wie hatte derjenige es herausgefunden? Sie war sich fast hundertprozentig sicher, dass Cain es niemandem erzählt hatte. Es mochte ihm vielleicht egal sein, was John von ihm dachte -obwohl sie vermutete, dass es ihm in gewisser Weise doch wichtig war –, aber Marshalls Meinung über ihn war ihm ganz und gar nicht gleichgültig. Er würde nicht wollen, dass sein Großvater davon erfuhr. Ebenso wenig wollte er jenen Menschen, mit denen er tagtäglich zu tun hatte, einen weiteren Grund liefern, das Schlechteste von ihm zu denken – oder der Polizei.
    Karen schloss die Augen, presste eine Hand auf ihr heftig pochendes Herz und versuchte, nicht mehr zu zittern. Als sie nach Whiterock zurückgekehrt war, hatte sie geglaubt, die Vergangenheit sei endgültig vorbei und vergessen. Cain hatte nie versucht, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Es gab nicht die leiseste Andeutung, dass irgendjemand von ihrem schrecklichen Fehltritt wissen könnte. Bis vor Kurzem hatte sie geglaubt, in Sicherheit zu sein.
    Am liebsten hätte sie Cain angerufen, aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Sie hatte schon zuvor versucht, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, und hatte sich doch jedes Mal davor gedrückt. Sie schuldete ihm eine Entschuldigung für das, was sie getan hatte. Er war ein siebzehnjähriger Junge gewesen, der sich verzweifelt nach Liebe und Aufmerksamkeit sehnte, und sie …
    Zu verlegen, um weiter darüber nachzudenken, erschauderte sie, als sie sich vorstellte, ihr Verhalten würde in der ganzen Stadt bekannt werden. Um Gottes willen, sie war doch erst im letzten Schuljahr für die Lehrerin des Jahres nominiert worden! Wenn die Wahrheit herauskäme, würde sie als die größte Heuchlerin auf Erden dastehen!
    Sie sah die Überschrift bereits vor sich. Das dunkle Geheimnis der Lehrerin des Jahres. Sie würde öffentlich gedemütigt, gefeuert, ins Gefängnis gesteckt und vielleicht sogar als Sexualstraftäterin registriert werden. Eine Enthüllung würde Cains Beziehung zu Marshall gefährden, dem Mann, den er mehr als alle anderen liebte, da Marshall sich letzten Endes genötigt sehen könnte, sich auf Johns Seite zu stellen.
    Nachdem sie die Bücher und Papiere auf dem Tresen abgelegt hatte, ließ Karen sich in ihren bequemsten Sessel sinken. Ihre Katzen Lizzie und Pepe Le Pew hießen sie zu Hause willkommen und streiften um ihre Beine, aber Karen fühlte sich wie gelähmt und zu betäubt, um sie zu streicheln. Was sollte sie tun? Sie hatte das schreckliche Gefühl, dass die Nachrichten

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