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Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Titel: Watch Me - Blutige Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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erzählen würde. Das würden schließlich die meisten Frauen tun, oder nicht? Und dann hätte John endlich den unwiderlegbaren Beweis, dass Cain der Bastard war, den er schon immer in ihm gesehen hatte. Er würde es benutzen, um Owen gegen ihn aufzubringen. Und er würde damit zu Marshall gehen.
    Bei diesem Gedanken zuckte Cain unwillkürlich zusammen. „Hast du ihm schon eine Antwort gegeben?“, fragte er und fürchtete sich vor dem, was sie sagen würde.
    „Ja.“ Sie machte eine Pause. „Ich habe Ja gesagt.“
    Cain schloss die Augen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Warum hatte er den Wyatts nicht einfach den Rücken gekehrt? Warum konnten sie ihm nicht einfach egal sein?
    Weil er sich nicht von ihnen abwenden konnte. Nicht solange Marshall noch lebte. Auch Owen war er ein gewisses Maß an Loyalität schuldig. Er und Owen hatten nie ernsthafte Probleme miteinander gehabt.
    „Wann ist die Hochzeit?“, fragte er bedrückt.
    „Im Dezember.“
    Er massierte seine Schläfen. „Liebst du ihn?“ Im Stillen hoffte er, dass sie ausweichend antworten oder etwas sagen würde, das ihm zeigte, dass sie sich nicht ernsthaft verpflichtet fühlte. Vielleicht war sie einsam und brauchte Gesellschaft. Vielleicht glaubte sie, John sei das Beste, was sie noch bekommen konnte. Irgendein kurzer Hinweis darauf, was noch fehlte, damit eine Ehe wie diese funktionieren konnte … Dann könnte er Einwände dagegen erheben und sich im Recht fühlen, weil er diese Idee herabwürdigte. Aber ihre Offenheit entwaffnete ihn.
    „Ja. Ich liebe ihn schon eine ganze Weile, obwohl es sich langsam entwickelt hat. Bei mir hat es viel länger gedauert als bei ihm.“
    Verdammt! „Und warum rufst du mich an?“
    Er merkte, dass seine barsche Antwort es ihr schwer machte fortzufahren.
    „Aus mehreren Gründen“, sagte sie schließlich. „Erstens …“, ihre Stimme wurde zu einem gepressten Flüstern, „… möchte ich mich bei dir entschuldigen.“
    „Nicht.“ Er konnte ihre Scham spüren – weil er sie teilte. Er wollte nicht hören, dass es ihr leidtäte. Er wollte nur vergessen. Seit langer Zeit versuchte er, sich von der Vergangenheit zu distanzieren. Warum sollte er zulassen, dass sie ihn jetzt einholte?
    „Bitte, lass mich darüber reden! Seit zwölf Jahren trage ich es mit mir herum.“
    Musste er?
    Als er nichts sagte, fuhr sie stockend fort. „Was geschehen ist, war mein Fehler, Cain, nicht deiner. Um Himmels willen, ich … ich war deine Lehrerin! Ich hätte dich … schützen und anleiten, nicht dich verführen sollen.“
    Er öffnete den Mund, um sie zu unterbrechen, aber dann zwang er sich, nichts zu sagen. Lass sie aussprechen, damit sie es sich von der Seele reden kann. Vielleicht würde es wenigstens einem von ihnen helfen.
    „Es ist nur so … na ja, du musst dir darüber klar sein, dass du ein sehr charismatischer Mensch bist. Und du wirktest so erwachsen für dein Alter, so pfiffig. Trotz des Altersunterschieds zwischen uns … und all den Dingen, die mich hätten bremsen sollen, war ich einfach … total verknallt in dich. Albern, ich weiß.“ Sie lachte selbstironisch. „Ich kann ziemlich gut verstehen, wie Amy sich gefühlt haben muss. Ich konnte nur noch an dich denken, und ich …“
    Unfähig, noch länger zuzuhören, unterbrach er sie schließlich doch. „Karen.“
    Sie antwortete nicht sofort. Sie war in Tränen ausgebrochen, und ihr Schluchzen war noch schlimmer als ihre Entschuldigung.
    „Ich wusste, was ich tat“, sagte er. Vielleicht war er derjenige, der ihr eine Entschuldigung schuldete. Er hatte sich nie wirklich zu ihr hingezogen gefühlt. Er hatte es getan, weil sein Stiefvater Karen haben wollte, anstatt für Cains Mutter da zu sein. Er hatte Karen benutzt, um John eins auszuwischen. Er konnte ihr nicht allein die ganze Schuld in die Schuhe schieben.
    „Dann haben wir beide einen Fehler gemacht“, murmelte sie.
    „Anscheinend.“
    Sie schniefte. „Menschen machen manchmal Fehler, nicht wahr?“
    Und ob ihm dieser Gedanke vertraut war! Er hatte sein Kontingent an Fehlern schließlich bereits mehr als ausgeschöpft. Und angesichts der Tatsache, dass jeder in der Stadt bereit zu sein schien, ihn des Mordes zu verdächtigen, zahlte er immer noch für die Vergangenheit. „Wirst du … es John erzählen?“ Darauf musste ihre Unterhaltung hinauslaufen. Er merkte, dass das, was sie getan hatten, schwer auf Karens Gewissen lastete, und vermutete, dass sie sich von der Last befreien wollte.

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