Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
gegenüber heute Abend erwähnt.“
„Woher wusste Amy …?“
„Ich glaube nicht, dass sie es wusste. Sie hat vermutlich nur geraten.“
Natürlich. Sie war so auf Cain fixiert gewesen, dass sie das Interesse einer Rivalin regelrecht gerochen hatte. „Und dann hat sie ihren Verdacht vor Robert herausposaunt.“
Er nickte.
Bei dieser Neuigkeit wurden ihre Knie weich. Robert war die letzte Person, die sie mit diesen Botschaften in Verbindung bringen wollte. Er wetteiferte mit ihr um Johns Liebe, Aufmerksamkeit und Reichtümer und würde sein Wissen einsetzen, wenn er sie damit vernichten könnte. „Er versucht, mich loszuwerden. Darum hat er diese Briefe geschickt. Es ist eine Möglichkeit, mich zu verscheuchen, ohne John mit einzubeziehen. Aber er würde auch John einweihen, wenn es sein müsste. Daran habe ich keinen Zweifel.“
Während Cain sie musterte, wünschte sie, er würde sie zum Trost in den Arm nehmen oder ihre Schulter tätscheln -irgendetwas, das ihr zeigte, dass er ihr vergeben hatte und sie zumindest Freunde sein konnten. Wegen des Fehlers, den sie begangen hatte, kam sie sich wie ein Trottel vor. Sie hatte sich selbst in eine wenig beneidenswerte Situation gebracht.
Aber Cain berührte sie nicht. Er achtete sehr sorgfältig darauf, Distanz zu wahren. „Er ist sich nicht sicher“, sagte er. „Wenn er damit zu John ginge, könnte es so aussehen, als hätte er es auf Teufel komm raus auf dich abgesehen.“
Unwillkürlich verkrampften sich ihre Finger ineinander. „Was sollen wir jetzt machen?“
„Streit es ab! Wenn du John liebst, ist das deine einzige Chance.“
„Und diese Botschaften? Soll ich zu Robert gehen und ihm sagen, dass es nicht wahr ist?“
„Nein. Wenn er es doch nicht war und er herausfindet, dass jemand anders denselben Verdacht hat, wird es ihm nur den Rücken stärken.“
„Was, wenn es nie aufhört? John könnte zufällig auf einen der Briefe stoßen, und dann …“ Sie brauchte nicht zu erklären, was dann geschähe. Sie wussten es beide.
„Du musst alles tun, um ihn davon zu überzeugen, dass es eine Lüge ist.“
Karen wünschte, es gäbe einen anderen Weg. Sie wollte ehrlich sein, ihre große Sünde beichten und Vergebung erlangen, besonders von John. Die Wahrheit zu verschweigen gab ihr das Gefühl, eine Heuchlerin zu sein. Aber John wäre so verletzt, wenn er die Wahrheit kennen würde, und das hatte er nicht verdient.
„Es tut mir so leid, dass ich das alles ausgelöst habe!“, murmelte sie.
„Willst du meinen Rat hören? Vergiss das alles!“ Cain wandte sich in Richtung Tür, aber sie hielt ihn mit einer Frage auf.
„Liebst du sie, Cain?“
Karen wusste, dass sie kein Recht hatte, diese Frage zu stellen. Aber sie fragte sich, ob es einer Frau schließlich gelungen war, diesen harten Brocken weichzukochen. Und sie wollte, dass Cain glücklich wurde. Vielleicht konnte sie sich selbst leichter vergeben, wenn sie wüsste, dass er eine Familie gründen würde.
„Wen?“
Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Du weißt, wen ich meine.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, was Liebe ist“, antwortete er langsam. Aber das war nur eine Ausflucht. Er wusste ganz genau, was Liebe war. Er hatte sich nur noch nie nach ihr verzehrt.
Und Karen hatte den Eindruck, dass Sheridan dabei war, das zu ändern.
Er öffnete die Tür, aber sie hielt ihn erneut zurück. „Ich wäre dir gerne eine Freundin, Cain. Wenn wir jemals an den Punkt kommen könnten, an dem … wir vergessen können … Ich will nicht zwischen dir und deiner Familie stehen. Ich würde gerne dazu beitragen, dass sich die Beziehung zwischen John und dir verbessert, wenn ich kann.“
Sie hatte erwartet, dass er hinausgehen und die Tür ohne eine Erwiderung hinter sich schließen würde. Oder dass er etwas Zynisches sagen würde wie: „Du hast bereits genug getan.“ Aber es zeigte sich, dass Cain wesentlich großzügiger war. Er drehte sich um und schenkte ihr ein halbes Grinsen. „Heirate John, und werde glücklich!“, sagte er. Dann nahm er ihre Hand und zog sie an sich, gerade lange genug, um sie flüchtig auf die Wange zu küssen.
Sie stand am Fenster, blickte ihm nach und weinte vor Erleichterung, als er davonfuhr.
John wurde schlecht, als er hinter den Büschen versteckt beobachtete, wie Cain wegfuhr. Das Licht auf Karens vorderer Veranda ging aus, aber er rührte sich nicht. Zusammengekauert blieb er im Schatten in ihrem Garten sitzen und lauschte dem Herzschlag in
Weitere Kostenlose Bücher