Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
und die Kinder.“
„Ich weiß.“ Sheridan traf ihre Freundin in der Mitte des Zimmers und nahm sie fest in die Arme. „Es tut mir leid! Ich bin so hin und her gerissen. Ich verstehe, wie frustrierend das für dich sein muss.“
„Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Ich habe so etwas selbst schon durchgemacht, weißt du nicht mehr? Fang einfach diesen verdammten Hurensohn, der versucht hat, dich umzubringen!“ Skye deutete auf die Couch, wo Sheridan die Waffe versteckt hatte. „Und versprich mir, dass du sie benutzt, wenn es sein muss.“
Sheridan drückte ihre Hand. „Das werde ich!“, versprach sie.
Als Karen Cain auf ihrer Vordertreppe entdeckte, wurde sie sich des Altersunterschiedes zwischen ihnen stärker denn je bewusst. Die Jahre, die sie ihm voraushatte, forderten ihren Tribut von ihrem Körper und Gesicht. Vielleicht spürte sie es deshalb so deutlich, weil sie zum ersten Mal seit zwölf Jahren allein waren. Außerdem war sie immer noch nicht völlig immun gegen ihn. Ihre Reaktion hatte nichts mit John zu tun, denn sie liebte ihren Verlobten. Er rief vollkommen andere Emotionen in ihr hervor – Frieden, eine ruhige Zufriedenheit und Wertschätzung für seine Kameradschaft und Unterstützung. John gehörte zu den Männern, die Frauen heirateten, Cain zu denen, von denen sie träumten.
Diese Einsicht hatte ein wenig Reife ihr gebracht. Wenn sie nur vor zwölf Jahren schon gewusst hätte, was sie jetzt wusste! Damals hatte sie sich nur dafür interessiert, das Objekt ihrer Begierde zu bekommen. Sie hatte nicht begriffen, dass es sie auf lange Sicht zufriedener machen würde, mit jemandem zusammen zu sein, der weniger perfekt war, aber sie und ihre Launen akzeptierte.
Mit einem raschen Blick nach draußen vergewisserte sie sich, dass in den Nachbarhäusern die Lichter aus waren, dann zog sie ihren Morgenrock fester um sich und winkte ihn herein. „Tut mir leid, dass ich vorhin nicht da war. John ist überraschend vorbeigekommen.“ Er hatte eine Flasche Champagner dabeigehabt, um ihre Verlobung zu feiern. Es war eine liebevolle romantische Geste gewesen, und sie hatten sich zum zweiten Mal an einem Tag geliebt, was nur selten vorkam. John schien sich mit ein paar Mal Sex pro Woche zufriedenzugeben, vielleicht weil er anderthalb Jahrzehnte älter war als sie. Er kuschelte gerne und sah mit ihr zusammen fern. Das war ihm fast genauso wichtig wie das andere, was ihr ganz recht war. In der letzten Zeit war er allerdings nicht er selbst. Die Entdeckung des Gewehrs in Cains Blockhütte hatte ihn völlig aus dem Gleichgewicht gebracht.
Cain kam herein. Er ließ den Blick über ihr Wohnzimmer schweifen, ehe er sich ihrem Aussehen widmete. Karen war zufrieden mit John, aber manchmal wünschte sie, sie selbst wäre schöner, begehrenswerter … verführerischer. Sie wollte nicht mehr mit Cain schlafen, aber sie würde sich geschmeichelt fühlen, wenn sie einen bewundernden Ausdruck auf diesem schönen Gesicht sehen könnte, vielleicht einen Hauch des Bedauerns, weil er so einfach in den Wind geschlagen hatte, was sie ihm angeboten hatte.
Stattdessen bemerkte sie einige sehr deutliche Anzeichen, dass er am liebsten gar nicht hier wäre – die leicht hochgezogenen Brauen, der ernste Zug um seinen Mund, die Besorgnis in seinen grünen Augen. „Was wolltest du mir zeigen?“
Sie strich sich das zerzauste Haar hinter das Ohr und hob die Hand zu dem klassischen Stoppzeichen. „Warte hier. Ich bin gleich wieder zurück.“ Sie eilte in ihr Schlafzimmer, holte die Nachricht aus ihrer Tasche und kehrte damit zurück ins Wohnzimmer.
Sein Blick blieb einen Moment an ihrem Verlobungsring hängen, als sie ihm das Blatt reichte. Dann faltete er das Blatt Papier auseinander.
Eine Sekunde später hob er den Blick und sah sie an. „Wo hast du das her?“
„Der Brief lag vor meiner Tür, als ich heute aus der Schule gekommen bin.“
„Hast du irgendeine Ahnung, wer ihn dorthin gelegt haben könnte?“
„Nicht die geringste. Aber es ist nicht der erste, den ich bekommen habe.“
Sein finsterer Blick wurde noch dunkler. „Wo sind die anderen?“
„Ich habe sie verbrannt. Ich … ich musste sie loswerden. Ich hatte gehofft… ich weiß nicht, was ich gehofft hatte. Dass der Schreiber einfach aufhören würde und es wieder vorbei wäre, schätze ich.“
„Es war Robert“, sagte er.
Sie zog den Gürtel erneut fester. „Robert?“
„Amy hat ihm davon erzählt. Das hat er mir
Weitere Kostenlose Bücher