Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
fühlte sie sich Cain gegenüber verpflichtet? Wer gab auch nur einen Furz darauf, was er von der Hochzeit hielt?
„Cain war mein Schüler, John.“
„Die Wahrheit, Karen!“, tadelte er. „Wir sind immer noch nicht bei der Wahrheit angelangt.“
„John, bitte, ich möchte es dir nicht sagen!“, platzte sie heraus. „Vertrau mir einfach! Kannst du das? Kannst du mir vertrauen, John?“
„Nein“, sagte er einfach. Nicht wenn es um Cain ging. Da konnte er niemandem trauen.
Schluchzend und zitternd schlang sie die Arme um seinen Hals, aber er reagierte nicht darauf. „Sag es mir!“
„Du würdest es nicht verstehen. Du … es würde alles kaputt machen, was wir haben. Bitte, ich flehe dich an! Lass es sein! Lass uns aus Whiterock fortgehen. Dann musst du Cain nicht mehr sehen. Keiner von uns müsste ihn je Wiedersehen.“
John hatte das Gefühl, seine Adern würden gefrieren. Wie eiskalter Schlamm kroch das Blut bis in sein Herz, lahmte es und ließ es sehr, sehr langsam schlagen … „Du hast mit ihm geschlafen“, sagte er. „Du hast mit meinem Stiefsohn geschlafen.“
Sie erstarrte, als schockierte seine Bemerkung sie.
„Das ist es, nicht wahr? Wahrscheinlich hast du brav hinter all den anderen Frauen gewartet, mit denen er zusammen war, bis du an die Reihe gekommen bist.“ Er stand auf, da er nicht länger stillsitzen konnte. „War es heute Nacht? Wie lange geht das schon so?“
„Zwischen uns ist gar nichts“, weinte sie.
Er packte den dünnen Stoff ihres Nachthemds und zerrte sie auf die Knie. „Lüg mich nicht an! Was immer du tust, wage es nicht, mich anzulügen! Ich weiß, dass du mit ihm geschlafen hast. Die Schuldgefühle sind dir doch im Gesicht geschrieben!“
„Aber n…nicht heute Nacht. N…nicht jetzt.“
„Wann dann?“ Er bohrte die Finger in das Fleisch ihrer Arme und verlangte eine Antwort.
„Vor langer Zeit! Es ist ein Mal vorgekommen, John! Wir … wir hatten seit zwölf Jahren nichts mehr miteinander. Es war ein Fehler, ich habe nicht wirklich begriffen, was ich tat. Ich war ganz konfus, und Cain kam jeden Tag und saß hinten in meiner Klasse …“
Eine flüchtige Hoffnung packte John. „Willst du damit sagen, es sei nicht deine Schuld gewesen? Dass er dich gezwungen hat?“
Als sie zu ihm aufblickte, spiegelte sich das Mondlicht, das durchs Fenster hereinfiel, in den schimmernden Tränen. Bitte sag Ja! Mehr brauchte er nicht. Dann könnte er einzig und allein Cain die Schuld geben. Dann könnte er mit Karen zur Polizei gehen, damit sie ihre Aussage dort wiederholte, und er könnte endlich die Person vernichten, die ihn seit Jahren Stück für Stück zerstörte.
Aber sie antwortete nicht. „Hat er dich vergewaltigt?“, rief er und schüttelte sie heftig.
Verunsichert durch seine grobe Behandlung, konnte sie kaum sprechen. „N…nein. Es … es war mein Fehler. Ich … ich wollte ihn. Ich war so durcheinander …“
„Du wolltest ihn.“ John ließ sie los, und sie fiel zurück aufs Bett.
„Das ist so lange her, John. Es hat keine Bedeutung für unsere jetzige Beziehung. Überhaupt keine! Über die Sache mit Cain bin ich seit Jahren hinweg.“
„Du wolltest ihn“, wiederholte er. „Er hat mit dir geschlafen, während ich wie ein Bekloppter versucht habe, wenigstens mit dir auszugehen.“
„Es war nur ein Mall Das war, bevor ich dich so kannte, wie ich dich jetzt kenne.“
Er packte sie erneut. „Begreifst du denn nicht? Ich werde dir niemals glauben können, dass du wirklich mich haben willst. Du begnügst dich mit mir, weil du weißt, dass du für ihn niemals mehr als eine schnelle Nummer sein wirst. Besonders wenn er jemand Junges, Hübsches haben kann. Jemanden wie Sheridan.“
Karen schnappte nach Luft, als er sie mit der Wahrheit konfrontierte – und schockierte. Aber war das nicht sein gutes Recht?
„John, lass uns uns beruhigen, ehe wir Dinge sagen, die wir später bereuen werden!“, bat sie und versuchte, die Situation nicht entgleisen zu lassen. „Ich weiß, dass du verletzt bist und mich verletzen willst. Aber bitte hör mir zu! Es war ein einmaliger Fehler. Mehr war da nicht.“
„Weil du dich ihm anschließend verweigert hast?“, fragte er leise.
Er spürte, wie gerne sie Ja sagen würde. Er spürte auch, wie ihre Anständigkeit mit dem Verlangen kämpfte, Cain die ganze Schuld zuzuschieben. „Nein“, gab sie schließlich zu.
„Wenn es nach dir gegangen wäre, wäre es also weitergegangen.“
Sie
Weitere Kostenlose Bücher