Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
Sheridan brauchte etwas Zeit für sich. Seit Cain gegangen war, fühlte sie sich verunsichert. „Nein.“ Nein? Das war das Beste, was sie herausbekam?
Skye musterte sie mit hochgezogener Braue. „Vielleicht solltest du das noch einmal wiederholen, aber etwas überzeugender bitte.“
„Ich wollte mit ihm nach Hause gehen, Skye. So einfach ist das.“ Sheridan musste den Wunsch unterdrücken, zu Cain rauszufahren – und zwar nicht nur, weil sie mit ihm schlafen wollte. Sie hatte das Gefühl, er hätte heute Abend die Hand nach ihr ausgestreckt, als würde er sie brauchen.
Aber das war verrückt! Cain brauchte niemanden.
Außer in der Nacht, als Amy umgebracht worden war. Sheridan würde nie vergessen, wie seine Hand gezittert hatte, als er ihre Brust berührt hatte. Da hatte er sie gebraucht. Um das Böse auszuschließen und sich an das Gute zu erinnern. Und um das Leben in seiner reinsten Form zu feiern. Aber sie wollte etwas, das länger andauerte.
„Und warum bist du nicht mitgegangen?“, fragte Skye.
„Weil ich mich schon zu sehr auf ihn eingelassen habe. Ich bin an genau demselben Punkt wie vor zwölf Jahren.“
„Das ist nicht der Grund.“
Zweifelnd blickte Sheridan ihre Freundin an. „Nicht?“
„Nein. Dieses Risiko wärst du eingegangen. Du bist nicht gegangen, weil ich hier bin und weil du dich verpflichtet fühlst, bei mir zu bleiben.“
Scheinwerfer strichen die Straße entlang. Sheridan stand auf, um nach dem Wagen zu sehen, halb in der Hoffnung, es sei Cain, obwohl sie wusste, dass das höchst unwahrscheinlich war.
„Wer ist es?“, wollte Skye wissen.
Sie erkannte den Kombi. „Sieht aus, als hätte John noch etwas vor.“
„So spät?“
„Er kann bestimmt jederzeit zu Karen kommen.“ Sheridan setzte sich wieder hin und schaute weiter fern, aber Skye unterbrach sie erneut.
„Was ich versuche zu sagen, ist, dass ich dir nicht helfen kann, Sher.“
Plötzlich bekam Sheridan ein schlechtes Gewissen. Skye war durch das halbe Land geflogen, angetrieben von Liebe und Sorge, und sie konnte nicht einmal ein wenig Dankbarkeit zeigen. „Was willst du damit sagen? Natürlich hilfst du mir!“
„Nein.“ Skye drehte ihre langen Haare zu einem Knoten. „Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass du da allein durchmusst. So gerne ich es dir auch abnehmen würde, aber ich mache die Sache nur noch schwieriger.“
„Sag das nicht!“
„Es ist die Wahrheit. Du musst zurück zu Cain und herausfinden, wohin es dich führt.“
„Ins Schlafzimmer“, murmelte sie.
„Du hast mir erzählt, er hätte sich geändert.“
„Und du hast gesagt, ich würde nur das sehen, was ich sehen will.“
„Vielleicht habe ich mich geirrt. Egal, mein Aufenthalt hier wird dich nicht vor ihm schützen. Und er ist bereit und willens, dich vor allem anderen zu beschützen. Ich sollte wieder gehen.“
Es war nicht gut, Skye von ihrer Familie fernzuhalten. Sheridan war sich dessen bewusst, seit Skye in Whiterock aufgetaucht ist. „Ich werde nicht zu Cain zurückgehen“, sagte sie. „Wenn ich schon einmal hier bin, werde ich auch bleiben und das Haus für den Verkauf vorbereiten, wie ich es meinen Eltern versprochen habe.“
„Dann solltest du besser die hier nehmen.“ Skye ging in die Küche und kehrte mit einer Kel-Tec P-3AT, einer Halbautomatikpistole, zurück.
„Ich will keine Waffe, Skye!“ Sheridan verschränkte die Arme und weigerte sich, sie entgegenzunehmen.
„Ich weiß, dass du sie nicht magst. Aber ich weiß auch, dass du ein ganz anständiger Schütze bist. Sie könnte dir das Leben retten.“
„Was, wenn ich überwältigt würde, ehe ich einen Schuss abfeuern könnte? Dann könnte die Waffe mich töten, anstatt mich zu retten.“
„Welche Alternativen hast du sonst?“
Seufzend nahm Sheridan die Pistole und legte sie unter ein Sofakissen. „Also gut.“
Missbilligend runzelte Skye die Stirn. „Dort willst du sie aufbewahren?“
„Da komme ich wenigstens schnell ran. Sonst werde ich noch ohne sie erwischt und muss erst nach meiner Tasche suchen. Und selbst wenn ich die Tasche griffbereit hätte, müsste ich erst darin herumwühlen, bei dem ganzen Müll, den ich darin aufbewahre.“
„Da hast du auch wieder recht.“
„Du willst also auf der Stelle abreisen?“ Wenn Skye ihre Pistole aus der Hand gab, plante sie nicht, noch länger zu bleiben.
„Morgen, sobald ich einen Flug bekomme.“ Sie lachte etwas verlegen. „Es liegt nicht allein an dir. Ich vermisse meinen Mann
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