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Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Titel: Watch Me - Blutige Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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sich vor zwölf Jahren mit Jason getroffen hatte. Sheridans Meinung nach war er verdächtiger als jeder andere.
    Cain stellte sich in die entfernteste Ecke des Gebäudes, anstatt zu versuchen, einen Sitzplatz zu finden, aber wenn er gehofft hatte, in der Menge untertauchen zu können, dann hatte er keinen Erfolg damit. Er war mehrere Zentimeter größer als die meisten anderen Männer und wesentlich attraktiver. Er trug eine schwarze Anzughose und schwarze Schuhe, dazu eine schwarze Krawatte und ein strahlend weißes Hemd mit aufgerollten Ärmeln. Und anders als die anderen war er noch nicht lange genug in der Kirche eingesperrt, um zu schwitzen. Unwillkürlich kam Sheridan der Gedanke, dass Amy sich freuen würde, weil er sich nur für sie so schön gemacht hatte.
    Er ist vielleicht nicht der Typ, der heiratet und eine Familie gründet, aber er ist ein wunderbarer Mann, dachte Sheridan. Ungeachtet dessen, was zwischen ihnen vorgefallen war, hoffte sie, dass sie Freunde sein könnten.
    Sie merkte, dass Skye sie fragend ansah. „Was ist los?“
    „Nichts“, flüsterte sie. „Ich finde auch, dass er gut aussieht.“
    Wenn man bedachte, wie leidenschaftlich Skye ihren Mann liebte, war das ein ziemliches Eingeständnis.
    Sheridan antwortete nicht, weil Pastor Wayne darüber sprach, wie schrecklich es sei, Amy schon in so jungen Jahren zu Grabe zu tragen. Ein paar Menschen um sie herum schluchzten bereits, und Ned war erneut zusammengebrochen. Seine Frau legte ihm tröstend einen Arm um die Schultern. Dann war Cains Stiefvater an der Reihe, ein paar Worte zu sagen.
    „Vor zwölf Jahren habe ich meinen Sohn beerdigt. Und jetzt habe ich eine Tochter verloren“, begann er. „Amy war liebenswürdig und selbstlos und hatte aus Whiterock einen besseren Ort zum Leben gemacht. Das Schwierigste für mich, für uns alle, ist die eine Frage, die zu diesem Zeitpunkt niemand beantworten kann. Warum?“
    Seine Stimme klang erstickt, und Sheridan fühlte einen Kloß in ihrer eigenen Kehle. Allen hier ging die Geschichte nahe.
    „Er scheint ein netter Kerl zu sein“, flüsterte Skye. „Warum kommen er und Cain nicht miteinander aus?“
    Das hatte Sheridan sich auch schon oft gefragt. „Ich glaube, er gibt Cain die Schuld an Jasons Tod“, wisperte sie zurück, „aber das eigentliche Problem hat schon viel früher angefangen.“
    Sheridan merkte, dass Tiger sie anstarrte. Sein Gesicht war verquollen, aber er weinte nicht wie fast alle anderen. Stoisch saß er da und schien sich in dem neuen Anzug, der etwas zu eng war, ziemlich unbehaglich zu fühlen. Er wartete darauf, dass er an die Reihe kam.
    Als Cains Stiefvater fertig war, stand Tiger auf und sagte: „Ich habe Amy geliebt, und ich werde sie vermissen. Aber der einzige Mann, den sie wirklich geliebt hat, war Cain Granger.
    Dieses offene Eingeständnis war kaum der Nachruf auf Amy, den jedermann erwartet hatte. Vielleicht war es auch ein wenig zu ehrlich. Die meisten Gemeindemitglieder begannen zu murmeln und sich auf ihren Plätzen umzudrehen, um Cains Reaktion zu beobachten.
    Cain blieb, wo er war. Seine Augen funkelten entschlossen, als er ihren prüfenden Blicken standhielt.
    Dann fuhr Tiger fort. „Vielleicht hatte er genug von ihr und hat sie erschossen. Darüber weiß ich nichts. Aber ich weiß, dass sie keinen Grund hatte, in jener Nacht dort zu sein. Und ich kann euch versichern, dass er Jason nicht erschossen hat.“
    Die Unruhe und der Lärm wurden so laut, dass Tiger eine Hand hob, um sich Gehör zu verschaffen. „Sie erzählte mir zu verschiedenen Gelegenheiten, dass er es nicht getan hatte, dass er so etwas nie tun würde. Und ich glaube, sie kannte ihn besser als sonst jemand, vor allem damals.“
    Ned war aufgesprungen. „Das hier ist keine Veranstaltung zu Cains Verteidigung! Um Gottes willen, das ist die Beerdigung meiner Schwester!“
    „Darum habe ich gesagt, was ich gesagt habe“, erklärte Tiger. „Ich weiß, dass sie gewollt hätte, dass ihre wahren Gedanken über diese Angelegenheit bekannt werden.“
    Damit setzte er sich wieder, und Skye beugte sich näher. „Es ist mir egal, wie oft er in der bewussten Nacht vorbeigefahren ist, und wenn es fünfzehn Mal war. Tiger war es nicht.“
    Endlich stieß Sheridan den Atem aus, den sie bis jetzt angehalten hatte. „Ich weiß.“
    Cain ignorierte die Spekulationen in der Kirche über seine Person und suchte den Blick seines Stiefvaters. Nach dem, was Tiger gesagt hatte, musste er doch einsehen,

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