Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Titel: Watch Me - Blutige Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
Stimme.
    „Eine Frage noch. Wie sieht’s eigentlich aus – wird sie sich wieder erholen?“
    Sheridan war noch nicht bereit für die Antwort, aber sie musste zuhören. Sie musste die Antwort wissen.
    „Ich denke, ihre Aussichten sind gut“, erwiderte die Schwester. „Ich habe vor einer Stunde mit dem Arzt geredet. Er ist sehr zufrieden mit ihren Fortschritten.“
    Ned räusperte sich, und dieses Mal senkte er die Stimme zu einem Flüstern. „Und ihr Gedächtnis? Glauben Sie, dass ihr alles wieder einfallen wird, was passiert ist?“
    „Schwer zu sagen. Viele Patienten mit Kopfverletzungen haben lange Zeit danach noch Probleme. Schwindelgefühl. Depressionen. Ein Gefühl der Desorientierung. Gedächtnislücken. Diese Symptome können mehrere Wochen oder gar Monate anhalten, manchmal sogar länger.“
    Sheridan konnte sich also auf einiges gefasst machen …
    „Aber es besteht die Möglichkeit, dass ihr alles wieder einfällt, richtig?“
    „Das hängt davon ab, wie gut sie das Trauma verarbeitet. Sie könnte akute Stresssymptome entwickeln, eine posttraumatische Belastungsstörung oder einen ganzen Wust anderer Symptome. Aber der Arzt ist optimistisch, dass es bei ihr nicht so schlimm wird.“
    Lieber Gott, bitte, nicht noch mehr Probleme. Sie hatte zehn Jahre gebraucht, um über die Schießerei hinwegzukommen.

5. KAPITEL
    Mitten in der Nacht wurde Sheridan von rasenden Kopfschmerzen geweckt. Mehrere Sekunden lang lag sie absolut still und versuchte, mit dem Schmerz fertigzuwerden. Wo war sie? Irgendetwas Furchtbares war geschehen.
    Und dann fiel es ihr wieder ein. Sie wäre fast gestorben. Jemand hatte sie geschlagen, bis sie sich nicht mehr wehren konnte, und sie dann in den Bergen von Tennessee liegen gelassen.
    Jetzt war sie im Krankenhaus in Knoxville. Im selben Krankenhaus, in das man sie mit sechzehn gebracht hatte, als sie angeschossen worden war.
    So viel wusste sie immerhin. Es war mehr als beim ersten Aufwachen.
    Ermutigt, weil ihr Verstand wieder klarer geworden war, beschloss sie, nicht nach der Schwester zu klingeln und um weitere Schmerzmittel zu bitten. Der Schmerz war besser als die Verwirrtheit, die von den Beruhigungsmitteln hervorgerufen wurde. Zumindest solange sie nicht wusste, wie viel von ihrer Desorientierung den Medikamenten und wie viel ihren Verletzungen zuzuschreiben war. Sie brauchte etwas Zeit, um ihre Situation einschätzen zu können und sich zurechtzufinden.
    Sie holte tief Luft und betrachtete die medizinischen Geräte, die sie umgaben. Vor zwölf Jahren hatte sie sich nicht so allein und hilflos gefühlt, als man sie in dieses Krankenhaus gebracht hatte. Damals waren ihre besorgten Eltern ständig an ihrer Seite gewesen. Sie hatte das leise Schnarchen ihres Vaters gehört, wenn sie zu Unzeiten aufgewacht war. Heute Nacht schnarchte niemand. Sie war erwachsen, und ihre Eltern wussten nicht einmal, dass sie verletzt war. Sie befanden sich auf einem Kreuzfahrtschiff. Ihre Schwester war in Wyoming und erwartete ihr erstes Kind. Und Sheridans Freunde lebten in verschiedenen Staaten verstreut. Skye und Jonathan wohnten in Sacramento und Jasmine in New Orleans.
    Sheridan wusste, dass ihre Freunde und Familie kommen würden, wenn sie sie anrufen würde. Aber sie bezweifelte, dass sie von ihrem Zimmertelefon aus ein Ferngespräch führen konnte, und sie hatte keine Ahnung, was mit ihrem Handy passiert war. Wann immer sie versuchte, sich daran zu erinnern, setzte Panik ein.
    Trotz der stechenden Schmerzen wandte sie den Kopf zum Fenster und blickte hinaus auf den fast mondlosen Sternenhimmel, der zwischen den hohen Bäumen hindurchschimmerte. Sie konnte immer noch Cains Rasierwasser riechen. Das ließ das Krankenhaus weniger steril und beängstigend erscheinen. Alles, was sie tun musste, war, die nächsten paar Minuten zu überstehen. Diese Minuten würden zu Stunden werden, die schon bald die Dämmerung bringen würden. Wenn sie genügend Stunden und Tage durchgehalten hatte, wäre sie wieder gesund – und dann würde sie für sich selbst das tun, was sie für andere Opfer tat: dafür sorgen, dass die Person, die ihr das angetan hatte, hinter Schloss und Riegel kam.
    Die Tatsache, dass Jasons Mörder nie gefasst wurde, drohte ihr neu gewonnenes Selbstbewusstsein wieder zu zerstören, aber inzwischen war sie älter geworden. Sie hatte die Kontrolle über ihr eigenes Leben und einige Erfahrung im Strafrecht. Dieses Mal würde sie zurückschlagen – egal wie. Sie würde nicht noch

Weitere Kostenlose Bücher