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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Probe nehmen.«
    Auf der Brücke sah Meir, wie das Gas durch das offene Bullauge eindrang. Der süßliche, fruchtige Geruch drang ihm wie Feuer in die Kehle. Yue schmeckte es ebenfalls. Als Nebelfetzen über die Steuerbordseite heranwehten, hustete sie und hielt sich den Hals. Über ihnen vollführte der Hubschrauber unregelmäßige Bewegungen. Dann bemerkte Peter den Geruch nach Bittermandel. »Es ist Gift!«
    Roman drängte Max zur Brücke. »Sagen Sie Meir, dass wir verschwinden müssen.« Dann wandte er sich an Peter. »Machen Sie die Kanone noch einmal scharf.«
    Max rannte zur Brücke, während er sich die paryaka über Nase und Mund band. Meir lag bewusstlos am Boden. Schnell warf er den Motor an und ließ die Yacht davonrasen. Peter und Roman standen würgend am Heck, doch Li Qin Yue klammerte sich immer noch wie ein Zombie an die Reling, hypnotisiert von den faszinierenden Mustern und vom anaphylaktischen Schock.
    »Die Maschine stürzt ab!«, brüllte Peter, aber da schlug der Hubschrauber schon aufs Wasser.

73
    Donnerstag, 17. März, 21.33 Uhr
    CJ fuhr in weitem Bogen um den Küstenwachtender herum. Die Sirene der Pilgrim schrie wie eine Todesfee, als sie auf den versinkenden Hubschrauber zuhielt, doch CJ raste genau in die entgegengesetzte Richtung. Sie hatte keine Zeit, die Rettungsaktion zu beobachten. Sie überquerte die Bucht, schwenkte auf den Fluss, stellte dann den Motor ab und ließ sich von der Strömung treiben. Sie folgte der spektralen Blüte des Energiefelds, das vom Kolloid erzeugt wurde. Sie hatte gesehen, wie es über den undichten NovaDam-Sack geflossen war und anschließend schrumpfte und beinahe unsichtbar wurde, als es mit dem Hauptstrom des Flusses verschmolz.
    Sie wusste nicht, warum Romans Yacht immer noch vor Anker lag, statt das Kolloid flussabwärts zu verfolgen. Ihr tränten die Augen, weil sie die ganze Zeit auf das Feldmessgerät gestarrt hatte.
    Aus allen Richtungen überquerten Signale den Fluss, UKW-Frequenzen, Kurz-, Mittel- und Langwellen, Radar, Sonar und Mikrowellen. GPS-Bojen sendeten Koordinaten. Fernsehsender verbreiteten Kommentare. Handysendemasten verteilten dringende Mitteilungen. Und der Mond strahlte silbriges Licht ab. Sich überlagernde Wellen der ätherischen Kommunikation wehten über den Mississippi und tauchten ohne einen Spritzer ins Wasser. Tief unter der Oberfläche wurde auch das geisterhafte Kolloid von all diesen Signalen durchdrungen.
    CJ beobachtete, wie das elektromagnetische Feld wie ein langer leuchtender Komet das Flussbett entlangglitt. Der massive Kopf verströmte eine Korona aus diffusen Partikeln, die in spiralförmigen Fraktalmustern nach hinten flossen und vom langen, ausgefransten Schweif wieder eingefangen wurden. Völlig unbemerkt von anderen Menschen kämpfte sich CJ durch die Wellenberge und -täler des rauschenden Flusses. Sie passierte das industrielle Labyrinth von Beaulieu, den Campus der Universität, die niedrigen Dächer der Vorstädte Antonio und Cinclare.
    Als die Lichter von Baton Rouge hinter ihr verblassten, schoben sich dunkle Wolken aus dem Süden über sie hinweg, und ihr Boot tanzte zwischen riesigen Schleppern und Frachtern. Ihre unruhigen Scheinwerfer zuckten über ihren Bug, und ihre steilen Bugwellen wirbelten sie wie Treibgut herum. Sie kauerte tief im Cockpit, um sich vor Wind und Gischt zu schützen und um das Boot in stabiler Lage zu halten, während sie die Lubell-Lautsprecher wie Angelköder hinter sich herzog.
    »Ich werde dir nicht weh tun. Bitte sprich mit mir.« Sie redete mit dem flüssigen Konglomerat wie mit einem verängstigten Kind. »Diese Musik wird dir gefallen. Ich verspreche es.« Dann spielte sie die zweite CD aus Max' Programm ab. Während sich die Schallwellen mit der donnernden Strömung vermischten, klappte sie ihr Handy auf und rief Max an.
    »Ceegie! Dem Himmel sei gedankt!«
    »Du klingst heiser. Hast du dich erkältet?«, fragte sie.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen. Geht es dir gut? Du hast diese Mechan- Dämpfenicht eingeatmet, oder?«
    »Warum folgt ihr dem Kolloid nicht mehr?«
    Sie redeten aneinander vorbei, und es dauerte etwa eine Minute, bis sie sich allmählich verstanden. Max erzählte ihr, dass das Deck der Chasseur in Urin, Erbrochenem und Durchfall schwamm, woran die verfluchten Mechan- Dämpfe schuld waren. Max hatte am wenigsten darunter gelitten, aber er spürte immer noch ein Brennen in der Kehle, und sein Herz pochte wild. Der Hubschrauberpilot war tot.
    »Mein

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