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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Und sie wurden immer schneller.
    Während die Flotte ihnen hinterherraste, suchte Roman nach CJ. Er fand sie an Bord der Chasseur, zusammengerollt in einer Koje, das Gesicht zur Wand. Er brauchte ihre Hilfe, und an ihren angespannten Muskeln erkannte er, dass sie wach war. Doch als er sie an der Schulter berührte, zuckte sie vor ihm zurück. Es fiel ihm schwer, ihr die Neuigkeit über Max mitzuteilen.
    Sie hatten Max' Jetboot gefunden. Es war gegen die Steinschüttung einer Buhne im Fluss gekracht und in zwei Hälften zerbrochen. Sie hatten Blut entdeckt, einen Fetzen seines Kopftuchs – und einen abgetrennten Finger.
    Roman nahm sein Headset ab, setzte sich auf die untere Koje und stützte seine Ellbogen auf die Knie. Er hatte das Ingenieurcorps telefonisch bedrängt. Den Bonnet Carré zu öffnen war erheblich schwieriger, als die Port-Allen-Schleuse zu schließen. Außerdem lebten viel mehr Menschen in der unmittelbaren Umgebung. Roman brach der kalte Schweiß aus, als er sich die Panik vorstellte, falls Informationen an die Öffentlichkeit drangen.
    Die Erschöpfung vernebelte sein Hirn. Er brauchte Ruhe. Fünf Minuten, mehr konnte er sich nicht erlauben. Er zog seine Schuhe aus. In der vergangenen Stunde hatte er sich mit der Umweltschutzbehörde herumgeärgert, den Direktor der Mississippi River Commission angefleht, einen Gemeindesheriff beleidigt und den Gouverneur angebrüllt. Entscheidungen über den Bonnet Carré zogen mehr politische Windungen nach sich, als der Mississippi Flussschleifen hatte.
    Erstens war der Lake Pontchartrain eine Brackwasserlagune, und die einheimischen Fischer wollten nicht, dass er mit Süßwasser kontaminiert wurde. Der hohe Salzgehalt war von großer Bedeutung für die Garnelenindustrie, die sich gerade vom letzten Hurrikan erholte.
    Zweitens setzte sich eine einflussreiche Umweltschutzgruppe für die Tiere und Pflanzen von Bonnet Carré ein, die sie als ihre persönlichen Freunde betrachtete. Jedes Jahr zählten sie die Vögel, und einige von ihnen kannten jeden einzelnen Hirsch mit Namen. Wenn sie erfuhren, dass das Wehr geöffnet werden sollte, versuchten sie möglicherweise, das Feuchtgebiet mit einer Menschenkette abzusperren.
    Drittens gab es das Problem der Logistik. Treibstoff. Arbeitskräfte. Maschinen, um 7.000 Pflöcke zu entfernen. Die Kosten. Immer die Kosten. Er blickte zu CJs Koje hinauf und knirschte mit den Zähnen.
    »Was springt dabei für Sie heraus?«, hatte Ebbs gefragt. »Sie behaupten, die ganze Sache sei gar nicht Ihr Problem, aber Sie investieren genug Geld, um ein Schiff zu versenken. Warum?«
    Um meine Firma zu retten, Sie Idiot. Aber Roman hatte diese Worte nicht ausgesprochen. Er hatte etwas von öffentlicher Verantwortung gemurmelt, weil er selbst den leisesten Verdacht von Quimicron abwenden wollte, wenn so viele Schadenersatzklagen anhängig waren. Der alte Kapitän glaubte ihm nicht. Der vejancón konnte ihn mal.
    Er rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. Dann musste er noch einmal die Wracks zählen, die auf der Strecke geblieben waren – vierzehn Schiffe, drei Schlepper, sieben Trawler, einen Bagger und zwölf private Boote hatte das Kolloid auf seinem Weg gestrandet oder leck zurückgelassen. Und acht Menschen waren gestorben. Gracias a Dios waren es nur acht. Trotzdem belief sich der Gesamtschaden auf mehrere Millionen Dollar. Romans Anwalt sprach ihm immer wieder auf die Mailbox und drängte ihn, die Insolvenz anzumelden. ›Eine Gnadenfrist‹ hatte der Anwalt es genannt. Das Wort klang nüchterner als Fehlschlag.
    Die Wunde an Romans Kinn war angeschwollen und hatte sich gerötet. Sein Körper fühlte sich schmutzig an. Seit zwei Tagen hatte er nicht mehr geduscht. Und er fror. Er wollte nicht über seine ausblutenden Bankkonten nachdenken, über seine schrumpfenden Rücklagen, seine Schuldenlast – oder die acht Todesopfer.
    Er stand auf und öffnete die Knöpfe seines Hemdes. Als er den Bogen von CJs Rücken betrachtete, bemerkte er, dass die Rundung ihres Hinterns wie ein dicker junger Kürbis war und dass sie die Fußknöchel wie ein Schulmädchen gekreuzt hatte. Während er seinen Gürtel löste und sich die Hose auszog, zählte er die Falten in ihren verschmutzten Khaki-Shorts. Babydünner Flaum überzog ihren Arm. Er streckte eine Hand aus, um sie zu berühren. Seine Finger verharrten über ihrem warmen, jungen Körper.
    »War die Haut dunkel?«
    Ihre Frage verdutzte ihn.
    »Der abgetrennte Finger. Stammte er von einem

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