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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Quimicron SA. Er brauchte ihr Geld nicht, ihr mauvais largan. Er würde etwas anderes finden, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Von nun an wollte er so viel Zeit wie möglich mit seiner Tochter verbringen und Musik machen.
    Doch als Rayette an der Kreuzung zum Highway 48 anhielt, legte er seine Hand auf die Gangschaltung. Sie wollte nach Norden fahren, nach Hause, aber nun wartete sie ab, was er sagen wollte. Nach einer Weile kurbelte er das Seitenfenster herunter und streckte den Kopf nach draußen. Rayette spürte, wie ihr das wahre Zeichen entglitt.
    »Es gibt eine Klinik in LaPlace, wo ich Sie hinbringen könnte«, sagte sie. »Wegen der Hand.«
    Als er nicht antwortete, sagte sie: »Ihre Tochter lebt oben in Baton Rouge, nicht wahr?«
    Als er die Autotür öffnete, griff Rayette über seinen Schoß und schlug sie wieder zu. »Hören Sie mir zu, Mr. Pottevents.«
    Sie wollte ihm sagen, dass er von der Vorsehung GESANDT worden war, um sie aus dem Mahlstrom zu retten. »Wie Sie sagten, können sie unsere Einmischung nicht gebrauchen.«
    Ein Traktor mit Anhänger donnerte über den Highway 48 heran, und plötzlich hörte Rayette die Stimme des Herrn. Seine Worte klangen wie das Krachen von Reifen mit Stahlketten auf nassem Asphalt. »Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen. Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt; sondern durch die Liebe diene einer dem andern.«
    Rayette kannte diese Passage. Galater 5, 13. Sie schloss die Augen, und schreckliche Visionen umtanzten ihren Kopf wie Drachen. Sie fürchtete sich vor der Verpflichtung, die ihr durch die Worte des Herrn auferlegt wurde. Sie wimmerte ein wenig.
    Max bemerkte es nicht. Er saß da und lauschte der Nacht, massierte seine verletzte Hand und blickte nach Süden.

97
    Samstag, 19. März, 22.34 Uhr
    Der Himmel war pechschwarz, als die Pilgrim und die Chasseur den Bonnet-Carré-Überlaufkanal erreichten. Ein kleines Stück flussabwärts vom Betonwehr gingen sie vor Anker und bereiteten sich auf die Ankunft des Kolloids vor. Doch der grüne Schleim trödelte flussaufwärts herum und verköstigte sich an weiteren Schiffsladungen. Fast in Sichtweite des Wehrs bedeckte er den Mississippi wie leuchtende Silberfolie, und während der letzten Stunden hatte er die Rümpfe von einem halben Dutzend Leichtern zerfressen.
    Zuschauer säumten beide Ufer mit Taschenlampen und Leuchtpistolen. Hubschrauber mit Scheinwerfern kreisten am Himmel. FOX berichtete jetzt live über das Geschehen. Romans Mund schmeckte nach Sand. Er spürte die Katastrophe kommen. Wie hatte er sich jemals einbilden können, diese Sache vor der Öffentlichkeit geheim zu halten?
    Auf dem Bug der Pilgrim schlug eine Brise aus dem Norden ein Seil gegen eine Antenne und erzeugte ein stetiges Ping-ping-ping. Möwen flogen unter den Natriumdampflampen des Wehrs und ließen Guano fallen. Der Fluss roch lebendig. Der angeschwollene Strom spritzte zwischen den stabilen Holzpflöcken hindurch und erzeugte ein Geräusch, als würde es Kieselsteine regnen.
    Roman stand an der Reling und zählte die Pflöcke. Er hatte das Material für einen behelfsmäßigen Auffangdamm innerhalb des Überlaufkanals organisiert, und seine Arbeiter waren bereits hektisch dabei, ihn aufzubauen. Laster, Frachtkähne und Hubschrauber brachten alles Nötige herbei. Er hatte seinen Kreditrahmen bis zum Anschlag ausgereizt. Und er hatte immer noch keine Genehmigung erhalten, das Bonnet-Carré-Wehr zu öffnen. Er zählte die Holzpflöcke in der nächsten Bucht. In jedem Teilabschnitt kam die gleiche Zahl heraus. Keine Abweichung.
    CJ ignorierte den leichten Regen, der sich auf dem kühlen Stahldeck um sie sammelte. Romans rote Windjacke flatterte ihr um die Schultern. Sie war durchnässt und hatte Gänsehaut. Sie hatte die Arme um die Knie geschlungen und beobachtete einen Kormoran, der im Natriumlichtkegel nach Fischen tauchte. Ein spitzer und dünner Vogel, dachte sie. Ein Kormoran schien nur aus Winkeln und Gelenken zu bestehen. Er hatte etwas Böses.
    Roman hatte sich mit ihrem Plan einverstanden erklärt – vielleicht war er jetzt verzweifelt genug. Auf jeden Fall hatte er die Ausrüstung bestellt, die sie brauchte. Sobald die Sachen eintrafen, würde sie in Aktion treten. Sie hatte vor, das Kolloid mit Max' Musik durch das Wehr zu locken. Diesmal würde sie die Stücke in der richtigen Reihenfolge abspielen. Sie wollte eine lebensfähige Probe einsammeln und dann den Rest

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