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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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aufhalten.
    Am Himmel dröhnte ein einzelner Hubschrauber durch den dunkler werdenden Himmel. Als er einen Schwenk über der Stelle mit dem schmelzenden Eis flog, sahen sie die Kamerascheinwerfer. Dann erkannten sie den grinsenden Reporter mit dem kupferfarbenen Haar. » Cerdo !« Roman schüttelte die Faust.
    Roman knurrte. »Lassen Sie mich los, Reilly.« Er drückte CJs Arme weg.
    Als er auf das Deck sprang, stieß er sie versehentlich gegen das Windengehäuse. Mitfühlend streckten sich seine Augenlider und zogen die Haut auf den Wangen straff. Sie erwartete, dass er brüllte, aber seine Worte kamen leise und heiser. »Ich wollte Ihnen nicht weh tun.«
    Danach schien er herunterzufahren wie ein Computer, der auf Stand-by ging. Er glitt zu Boden, saß im Schneidersitz da und schaukelte vor und zurück. Die Scheinwerfer der Pilgrim betonten sein Profil. Sein Gesicht sah aschfahl aus.
    CJ rieb sich das Schlüsselbein, wo er gegen sie gestoßen war. Es fühlte sich wund an. Sie würde mindestens einen blauen Fleck bekommen. Roman schloss die Augen und schaukelte weiter. Als er immer noch schwieg, setzte sie sich ebenfalls auf das kalte Deck. Sie blickte zum Wasser, während sie sich gegen Romans Rücken lehnte und spürte, wie sich sein Brustkorb mit Luft füllte. Nach einer Weile atmeten sie beide im gleichen Rhythmus.
    Vom leuchtenden Fluss stieg Nebel in langsamen Spiralen auf. Dichte Wolken verhüllten den Mond und die Sterne. Nur Flutlampen und das rote Warnlicht eines Krankenwagens erhellten den Bootskai von Gypsy. Die Jungen waren verletzt und standen unter Schock, aber sie würden sich wieder erholen.
    CJs Zunge kitzelte. Eine idiotische Idee von ihr, vom Flusswasser zu kosten. Sie sammelte Speichel im Mund und schluckte. Der Rhythmus von Romans Atemzügen ließ darauf schließen, dass er eingenickt war.
    »Ich bin schwanger«, sagte sie, obwohl sie wusste, dass er ihre Worte nicht hören würde.
    Sie strich sich über den Bauch. Konnte Roman der Vater sein? Ein DNS-Test würde ihr Gewissheit geben. Aber die DNS war nicht das Schicksal. Ein Mensch konnte sich ändern. Sie lehnte sich mit der Stirn gegen die Reling und starrte auf die platingrauen Filme im Fluss. Sie funkelten wie Diamanten.
    Etwas erregte ihre Aufmerksamkeit. Eine Form bewegte sich zwanzig Zentimeter unter der Oberfläche. Sie beugte sich weiter vor und blickte einem verwirrten Barsch in die Augen. Graue Streifen zogen sich über seine silbrigen Seiten. Er schwamm auf der Seite, weil er zwischen zwei kalten, glasartigen Schichten gefangen war. Im leuchtenden Kolloid konnte sie den Fisch deutlich erkennen. Seine Kiemen saugten hektisch, und er hatte das Maul aufgerissen. Sie brauchte keinen Doktor in Ichthyologie, um zu erkennen, dass das Tier verängstigt war.
    Der Motor ließ den Schiffsrumpf erzittern, und sehr langsam steuerte die Pilgrim flussabwärts in Richtung des Überlaufkanals. Der gefangene Fisch blieb zurück. Beunruhigt starrte sie blinzelnd in die hellen Reflexionen des Flusses. Als das Schiff an Geschwindigkeit gewann, schwappten strahlend grüne Wellen an beiden Seiten des stumpfen Bugs hoch, und Elmsfeuer flammte am Rumpf auf. CJ spürte, wie sich die statische Ladung aufbaute. Das elektromagnetische Feld kribbelte auf ihrer Haut.
    Was ist, wenn ich dich nicht aufhalten kann?
    Sie blickte auf das flackernde grüne Wasser, als könnte es ihre Gedanken lesen. Ein flüssiges Bewusstsein, das erste intelligente Leben seit der Entwicklung des Menschen. Sie stellte sich vor, wie sich sein exotisches neuronales Netz durch die Ozeane ausbreitete, auf das Land regnete, in die menschliche Trinkwasserversorgung eindrang …
    Wie schnell wirst du alles verändern? Schneller, als wir es getan haben?
    Rund um das schneller werdende Schiff schillerten Smaragde.

96
    Samstag, 19. März, 19.09 Uhr
    Hundert Meter flussaufwärts vom Gypsy-Bootskai entfernt legte Rayette Batiste den Rückwärtsgang ihres Ford Escort ein. Auf der Deichstraße herrschte dichter Verkehr, und ihre Rücklichter waren in der Dunkelheit nicht sehr hilfreich. Außerdem war es kalt. Von der Heizung waren die Fenster beschlagen, und sie musste sie mit einem Papiertuch abwischen, um wieder etwas sehen zu können. Sehr vorsichtig fuhr sie auf der schmalen Deichkrone rückwärts und wendete den Wagen. Der Mann neben ihr stöhnte.
    Er hielt eine kleine Kette in der Hand und murmelte ein Gebet. Zumindest war sich Rayette sicher, dass er betete. Was er damit erreichen wollte,

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