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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Sie es.«
    Er wich vor ihr zurück. »Reilly, Sie könnten eine richtig gute Wissenschaftlerin sein, wenn Sie nicht so durchgeknallt wären.« Nichtsdestotrotz füllte Peter ein Reagenzglas mit der Flüssigkeit aus dem Eimer und verschloss es mit einem Stopfen.

95
    Samstag, 19, März, 18.34 Uhr
    Im schwächer werdenden Licht stand Roman am Bug der Pilgrim. CJ hörte, wie er knurrte und fluchte, während immer mehr Souvenirjäger vom Bootskai der Stadt Gypsy ablegten. Ebbs setzte die Bordlautsprecher ein, um den Leuten zu befehlen, sich an Land zurückzuziehen, aber niemand hörte auf ihn. Als CJ sich näherte, würdigte Roman sie kaum eines Blicks. Sie hatte es Peter auf der Chasseur überlassen, eine bessere Probe an Bord zu holen, und war zur Pilgrim übergewechselt, um Roman um Hilfe zu bitten.
    Doch Roman wirkte ganz anders als der Mann, an den sie sich erinnerte. Die Haut in seinen Mundwinkeln war runzlig und weiß, und er hatte seine elegante Haltung verloren. Er machte einen grobschlächtigen Eindruck.
    »Roman, hören Sie mir zu«, sagte sie. »Ich habe einen Plan.«
    »Holen Sie Ihre Gasmaske. Sofort.« Roman sah sie nicht an. Seine Maske hing ihm um den Hals.
    Sie trat neben ihn und betrachtete stirnrunzelnd sein verhärmtes Gesicht. Dann folgte sie seinem Blick und sah die Schaulustigen, die ihre Boote mit silbrigem Wasser füllten. Sofort begriff sie, wie gefährlich die Situation war. Die Leute setzten dem Kolloid zu. Jeden Augenblick konnte es Vergeltung üben.
    In der Nähe des Ufers schimmerte das unheimliche Wasser wie Perlen. Als CJ senkrecht nach unten schaute, sah sie hauchdünne Leuchtschichten, die sich übereinanderschoben und von fraktalen Mustern durchzogen wurden, die hell wie Feueropal strahlten. Der Fluss glühte in der Abenddämmerung.
    Schließlich gaben die meisten Leute den Anweisungen der Küstenwache nach und kehrten zur Anlegestelle zurück, doch zwei Jugendliche in einem Fiberglas-Ruderboot fuhren im Bogen um den kantigen Bug der Pilgrim herum. Roman stürmte nach vorn und brüllte sie an. Er schleuderte eine Winde nach ihnen und rannte dann weiter, wobei er etwas auf Spanisch schrie. CJ folgte ihm.
    Dann wurde die Luft von einem seltsamen weichen Knall verzerrt, und das Wasser rund um das Ruderboot schlug von Grün zu Weiß um. »Es vollzieht einen Phasenübergang«, stieß CJ keuchend hervor.
    Im nächsten Moment verfestigte sich das Wasser rund um das Boot zu Eis und brachte es schlagartig zum Stehen, während das Bewegungsmoment die beiden Jungen hinausschleuderte. Mit ausgebreiteten Armen und Beinen stürzten sie mit dem Kopf voran aufs Eis, brachen durch die Oberfläche und tauchten in der gefrierkalten Flüssigkeit unter.
    Roman stieg auf die Reling, um ihnen hinterherzuspringen. »Sie würden in diesem Wasser sterben.« CJ hielt ihn an den Knien fest. Als er versuchte, sie wegzutreten, ließ sie nicht locker. »Ich lasse nicht zu, dass Sie es tun.«
    Die Leute von der Küstenwache warfen vier weiße Rettungsringe ins Wasser, wo die Jungen verschwunden waren, und ein Rettungsschwimmer in orangefarbener Weste sprang mit den Füßen voran aufs Eis und hindurch. Roman balancierte auf der Reling, bereit, ihm zu folgen, doch CJ klammerte sich an seinen Waden fest.
    Im gleichen Augenblick, als der Retter in den Fluss eintauchte, kamen die beiden Jungen wieder hoch. Sie prusteten und planschten, die Gesichter violett vor Kälte. Sie griffen nach den Rettungsringen und kämpften darum, über Wasser zu bleiben. Innerhalb einer Minute hatte die Besatzung alle drei Schwimmer an Bord geholt, und die Sanitäter klappten ihre Erste-Hilfe-Koffer auf, um die Frostbeulen der Jungen zu behandeln. Während Roman von der Reling aus zusah, hielt CJ seine Beine fest im Griff.
    Mit einem bösartigen Krachen drückte sich das Eis rund um das Ruderboot zusammen und ließ den Fiberglasrumpf zersplittern. CJ beobachtete, wie Eisblüten aufstiegen und sich um das Wrack verteilten. Splitter flogen in die Luft und glitzerten wie Bleikristall. CJ bemerkte kaum die panischen Rufe von den Leuten auf dem Bootskai. Sie sah nicht, wie sie den Deich hinaufrannten und sich zu ihren Fahrzeugen flüchteten. Sie konnte sich nur an Romans Beinen festklammern und beobachten, wie das Ruderboot im knackenden Eis versank.
    Ich muss dich aufhalten. Aber sie konnte sich nicht rühren. Sie konnte nur zusehen, wie sich das Eis wieder verflüssigte und die Farbe von schillerndem Weiß zu Neongrün wechselte. Ich werde dich

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