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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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nicht gerne.
    Ein Weißwedelhirsch brach aus dem Gebüsch und sprang über den Pfad in Richtung Fluss. Roman schürzte die Lippen, als er die beiden gefleckten Kälber sah, die hinterhertrippelten. Voraus dröhnten Maschinen. Die Sache mit de Silva würde eine Untersuchung nach sich ziehen. Seit seine Firma von Argentinien in die USA expandiert war, konnte er kaum einen Finger rühren, ohne irgendwelche behördlichen Kontrollen auf sich zu ziehen. Betriebsunfälle waren das Schlimmste.
    Carolyn Reilly hielt Informationen zurück. Verwöhnte weiße Göre. Warum sagte sie nicht die Wahrheit? Etwas Anziehendes lag in ihren klugen haselnussbraunen Augen. Ja, sie war hübsch, sie hatte den Reiz von Vanillecreme. Ihr rötliches Haar erinnerte ihn an einen Federwisch. Was verbarg sie nur vor ihm?
    Als er den Tod des Migranten erwähnt hatte, war sie leicht errötet, und ihre Pupillen hatten sich geweitet, die klassischen Anzeichen für eine Täuschung. O ja, sie wusste etwas. Er zählte seine Schritte und überlegte sich mögliche Szenarien. Sein Verstand ließ ein Problem nicht eher los, bis er es ein Dutzend Mal in seine Einzelteile zerlegt und schließlich eine Lösung gefunden hatte.
    Niemand schenkte ihm besondere Beachtung, als er das zertrampelte Gebiet um den Teich herum erreichte. In seinem Schutzanzug, mit der Atemmaske und der Baseballkappe der Devil Rays sah er nicht anders aus als die Arbeiter, was ihm nur recht war. Inkognito konnte er sich freier bewegen und alles beobachten, auch wenn ihn die schwere Kleidung ins Schwitzen brachte.
    Er betrachtete seine Hilfskräfte. Mexikaner, Haitianer, dunkelhäutige Kreolen – Leute aus dem Süden wie er selbst auch. Er blinzelte über den Kanal zum Haus 2. Meirs Büropersonal bestand fast nur aus Anglos , weißen Amerikanern. Das musste sich ändern. Er rückte seine Atemmaske zurecht und ging weiter.
    Das Team hatte gerade erst angefangen. Er zählte achtzehn übereinandergestapelte Rollen schwarzes Filtertuch, das in der Sonne dampfte. Neben den Rollen lag ein Haufen T-förmiger Stahlpfosten, zu durcheinander, um die Menge schätzen zu können. Aus diesem Material und den Strohballen, die Meir bestellt hatte, sollten seine Arbeiter eine Barriere bauen, um die Schadstoffe, die sich in dem Teich gesammelt hatten, zurückzuhalten.
    Er betrachtete den flachen, sichelförmigen Teich, der im Moment flüssig war. Keine Spur von dem angeblichen Eis, das Manuel de Silva schockgefroren hatte. Nach eingehender Prüfung und ein paar Messschritten entlang des Ufers schätzte er die Oberflächengröße und die durchschnittliche Tiefe anhand der Höhe der herausragenden Baumstämme. Dann machte er eine Grobkalkulation des Wasservolumens: an die viertausend Liter. Er brach einen Weidenzweig ab und stocherte damit im Schlamm herum.
    Roman kannte sich gut mit der Manipulation chemischer Komponenten aus, aber erst nach Jahren intensiven Studiums hatte er gelernt, Menschen zu beeinflussen. An diesem Morgen hatte er gesehen, wie die kleine Reilly mit sich gerungen hatte, ob sie ihm trauen sollte oder nicht. Er stach mit dem Zweig in den Matsch und lächelte. Wie vorhersehbar sich diese Anglos mit seinem Akzent und seinem Latino-Teint verschätzten. Er genoss es, sie vorzuführen.
    Um Reilly zu beeinflussen, hatte er auf die Verführerrolle gesetzt. Sein Reichtum und seine Macht betörten Frauen – das war eine schlichte Tatsache, die er akzeptierte und zu seinem Vorteil nutzte. Er hatte die Wirkung auf Carolyn Reilly abgeschätzt, und es hatte funktioniert.
    Vom Ufer aus rührte er mit dem Weidenzweig im Wasser und betrachtete braune Partikel, die vom Boden aufstiegen. Im Grunde interessierte ihn seine Arbeit mehr als Menschen. Trotz seines kühlen Auftretens hielt Roman sich nicht für einen herzlosen Menschen. Er lebte asketisch, ernährte sich einfach, trank selten Alkohol. Seine beiden Laster waren starker Kaffee und harter Sex. Er zog Prostituierte vor, bei denen es keine Missverständnisse über den Tauschwert gab. Nur eine einzige Frau war jemals näher an ihn herangekommen, aber das lag schon lange zurück.
    Erneut rückte er seine Atemmaske zurecht und dachte an Harriman Reillys Tochter. Das Mädchen interessierte ihn, aber es mangelte ihr an Disziplin. Sie versprühte ihre Gefühle wie schweres Parfüm, und sein Verstand warnte ihn, sich davon einnebeln zu lassen.
    Als sein Handy vibrierte, zog er den Reißverschluss seines Schutzanzugs herunter und griff in die Tasche. Es

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