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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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gut …«, der junge Mann nahm einen weiteren Bissen von seinem Mittagessen, und Roman hörte seine schmatzenden Kaugeräusche. »Ich sag Ihnen was. Sie füllen diesen Antrag aus und holen sich die Zustimmung von der Küstenwache, und dann …«
    »Ich halte die Genehmigung der Küstenwache bereits in der Hand«, sagte Roman, und es war nicht einmal völlig gelogen.
    »Nun gut …« Noch mehr Kaugeräusche. Roman zerquetschte den Styroporbecher unter seinem Absatz.

30
    Samstag, 12. März, 14.01 Uhr
    Stromabwärts von Baton Rouge stand an einer schlammroten Flussbucht der getünchte Betonblock des Hauptgeschäfts von Belle Chasse Marine. Ein schmuddeliges Schild am Eingang verkündete: ›Bin in einer Minute zurück‹. Doch CJ wartete über eine Stunde, bis endlich ein dunkelgrüner Eldorado über den Kies fuhr und ein älterer Mann in schweißfleckiger Arbeitskluft und mit einem Schlüsselbund in der Hand herbeigeschlurft kam.
    Zinnfarbene Wolken hingen über dem Fluss, und die schwüle Luft versprach Regen. CJ sprang von ihrem Rover. Der Sturz des Barometers ließ ihre Schläfen pochen. »Ich möchte ein Boot mieten. Klein, ruhig und schnell, mit genug Platz für Ausrüstung. Jemand hat mir gesagt, dass ich hier so etwas bekomme.« Sie hatte befunden, dass Max' Piroge zu langsam war.
    »Moooment, mein Fräulein. Sie sprechen viel zu schnell. Ich bin Beauregard Chifferee, aber nennen Sie mich ruhig Punch. Und wie heißen Sie? Ich höre leider nicht sehr gut.« Die Augen des Mannes waren so trüb, dass CJ sich fragte, wie er überhaupt Auto fahren konnte. Rostfarbene Flüssigkeit tröpfelte auf seine Hemdknöpfe, als hätte er gerade Zuckerrohr oder Tabak oder eine weniger legale Pflanze gekaut. Seine Haut hatte die Farbe von schimmeligem Brot.
    »Ich bin CJ Reilly.« Als sie seine pfotenartige Hand schüttelte, ermahnte sie sich, einen Gang herunterzuschalten. In diesem Teil des Landes verlief die Konversation reibungsloser, wenn man sich an das ortsübliche Tempo hielt. Sie lächelte den alten Mann an: »Haben Sie vielleicht ein kaltes Getränk für mich? Ich bin völlig ausgetrocknet.«
    »Sicher, Miss CJ. Ich habe einen Kühlschrank voll zuckerfreier Mountain-Dew-Limonade. Mein Arzt lässt mich nichts anderes mehr trinken als dieses Diätzeug. Bitte, nach Ihnen!«
    Als sie in das kühle, schattige Innere des Betonschuppens trat, roch es süßlich und modrig. Feuchter Staub und Spinnweben überzogen in einer grauen Schicht sämtliche Oberflächen: Motorteile, Plastikstühle, jahrzehntealte Kataloge, zerknitterte Durchschreibeformulare. Selbst die Glühbirne, die von der Decke hing, war grau überzogen. CJ hatte das Gefühl, dass die graue Schicht auch sie einhüllen würde, wenn sie nur lange genug stillstand.
    Punchs Stuhl knarrte unter seinem Gewicht. Er beugte sich nach vorn, öffnete einen kleinen Kühlschrank unter dem Tresen und holte zwei gekühlte Plastikflaschen mit grüner Limonade heraus. Auf den Etiketten von Mountain Dew klebten Fingerabdrücke. CJ betrachtete sie argwöhnisch.
    »Das Boot, das Sie brauchen«, sagte der alte Mann zwinkernd, »klein, aber mit genug Platz. Ruhig, aber schnell. Soll ich Sie etwa für eine Drogenschmugglerin halten?«
    CJ klappte die Kinnlade herunter. Für jemanden, der nicht gut hörte, hatte er eine Menge mitbekommen. Sie betrachtete den schmuddeligen alten Mann und fragte sich, wie viel sie ihm verraten sollte. So wenig wie möglich, entschied sie. Sie setzte sich auf einen klebrigen Stuhl.
    »Ich bin Fotografin der Zeitschrift Wilderness , und wir machen eine Sonderausgabe über Sumpfvögel in Louisiana. Sie wissen, wie unberechenbar diese Sumpfvögel sind. Ich muss mich an die kleinen Biester ranschleichen, um Nahaufnahmen zu machen.«
    »Vögel? Eh là , wahrscheinlich sind Sie auf den Grünspecht aus. Jeder will dieses Mistvieh sehen. Audubon. Sierra. Er ist ein schneller kleiner Teufel. Dafür brauchen Sie also ein schnelles Boot.«
    »Genau, der Grünspecht. Vielleicht muss ich ihm ziemlich weit folgen.«
    »O ja, vor allem, weil er gar nicht auf diesem Kontinent vorkommt. Grünspechte leben in Frankreich.«
    CJ spürte, wie sie rot wurde. Der alte Mann trank von seiner zuckerfreien Limonade, und eine riesige Wanze kam aus einer Ecke gekrabbelt. Ein Stapel Batterien neben ihr auf dem Regal war mit grauen Korrosionsflecken übersät. Punch trank noch einen Schluck und ließ die Limonadenflasche knacken.
    »Also gut. Ich versuche einen großen

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