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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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zweifelnd die Augenbrauen. »Ich war die ganze Zeit hier. Ich habe nichts gehört.«
    Sie horchte auf das sprudelnde Gluckern des Wassers an der Unterseite der Plastikplane, das leise Rauschen winziger Wellen, das Säuseln der Strömungen. Sie schnippte mit einem Daumennagel gegen ihre Zähne. Dann brach sie in hektische Aktivität aus, durchwühlte die Kisten mit der Ausrüstung und brachte alles in Unordnung.
    »Hier ist es.« Max zog ein altes Hydrophon aus seinem Beutel. Er hatte es auf einem Flohmarkt gekauft, damit er und seine Vettern im Golf Schnabelwalen zuhören konnten.
    Sie riss es ihm aus der Hand und stürmte zum Wasser, doch dann musste sie ihn fragen, wie es funktionierte. Nachdem Max es angeschlossen hatte, horchten sie auf das Gurgeln und Schwappen im Bassin. Schnell programmierte sie einen Computer darauf, das Feedback als Wellenform darzustellen, wie ein Oszilloskop. Dann drehte sie den Monitor, so dass Max ihn sehen konnte.
    Aber er brauchte ihn gar nicht. Er hockte im Schneidersitz und balancierte das Keyboard im Schoß. Er spielte ein paar Tonleitern im Viervierteltakt und lauschte den Geräuschen des Hydrophons mit geschlossenen Augen.
    Sie schleifte einen Klappstuhl über den Beton, setzte sich vor den Computer und schob eine leere CD ein, um Max' Improvisationen aufzuzeichnen – und, wie sie hoffte, die Antwort des Kolloids. Aber die Signale aus dem Bassin klangen weiterhin völlig zufällig. Sich überlagernde Wellen huschten von links nach rechts über den Bildschirm, ohne dass ein Muster oder eine Form zu erkennen war. Die Wassergeräusche waren genauso nichtssagend wie das, was die anderen Feedback-Instrumente empfingen. Ein weiteres ergebnisloses Experiment.
    Ihre Aufmerksamkeit wurde von Max' Fingern abgelenkt, die sich über die schwarzen und weißen Tasten bewegten. Wie sicher er spielte, genauso leicht, wie andere Menschen sprachen. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich zurück, als sie ihn beobachtete, wie er einen lyrischen Riff improvisierte, eine träge tröpfelnde Melodie, ein paar perlende halbe Noten und ein düster anschwellender Bass.
    Beinahe zufällig bemerkte sie das erste Muster. Max hatte aufgehört zu spielen. Er saß reglos mit geschlossenen Augen da, den Kopf zum Hydrophon geneigt. Sie dachte gerade daran, dass er ohne das Kopftuch viel besser aussah, wie hübsch seine schwarzen Locken sein Gesicht einrahmten, als eine einzelne kohärente Welle aus dem Rauschen auftauchte und über ihren Computerbildschirm sprang.
    Sie sah es nur aus dem Augenwinkel. Dann war es schon wieder vorbei, und nur noch Rauschen war zu hören. Die Sensoren registrierten eine leichte Turbulenz, vielleicht eine Windböe. Bestimmte Stellen am schleimigen Strang erzeugten Ionen, aber das hatte Yue bereits dokumentiert. Moleküle gaben wahllos Elektronen ab oder nahmen sie auf, schoben ihre elektrischen Ladungen hin und her und erzeugten winzige Polarisationszonen im Wasser. Aber das hatte nichts mit Musik zu tun. Yue hatte auch Konzentrationen von Wärme und Säure an einem Ende des Strangs bemerkt – ein Nebenprodukt der Mikrobenaktivität.
    CJ beobachtete weiter. Sie zerrte an ihrem feuchten Baumwollhöschen, das sich zwischen ihren Beinen bauschte. Schweiß verklebte ihr Haar. Unter ihrem dünnen T-Shirt sammelten sich salzige Tröpfchen zwischen den Brüsten und liefen den Bauch hinunter. Sie stellte sich eine eiskalte Cola-Flasche vor. Sie konnte den Schaum beinahe schmecken.
    »Hörst du das?« Max öffnete die Augen und lächelte. Er spielte einen weiteren einfachen Riff, dann hielt er inne und lauschte wieder auf das Hydrophon.
    CJ beobachtete das Oszilloskop. Wieder hüpfte eine perfekte Welle über den Schirm. Dann zerfiel sie in eine hektische Reihe von Sinuskurven, wie ein EKG, das einen Herzinfarkt aufzeichnete. Sie rutschte zur Vorderkante des Stuhls. Max spielte ein paar weitere Takte und horchte erneut.
    Das war der Moment, als ihr die Ionendaten auf einem anderen Monitor auffielen. Gewöhnliche Moleküle nahmen zusätzliche Elektronen auf und gaben sie wieder ab, wechselten die Ladung von positiv zu neutral, von positiv zu neutral – und zwar im Rhythmus. Sie hämmerte auf die Tasten, um eine grafische Darstellung zu erzeugen – und dann starrte sie auf eine kohärente Abfolge von Sinuskurven. In den hellen Falschfarben des Grafikprogramms zeichnete der Computer stehende Wellen der Ionisierung, die im Viervierteltakt erfolgten.
    Hastig überprüfte sie das Feedback der

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