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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Rayette, nur dass sie irgendwo in Baton Rouge wohnte, Vorkriegsprosa schrieb und bei jedem Thema der gleichen Meinung war wie er. Er stellte sie sich als holde akadische Göttin vor, als seine private Evangeline, eine weise und leidenschaftliche Heldin. An diesem Abend schütteten sie sich wie gewöhnlich ihre Herzen über den Watermind aus.
    In den vergangenen Stunden hatten Hunderte von Leuten auf Hals Blog reagiert, in dem er von der künstlichen Intelligenz berichtete, die sich aus Mississippi-Müll gebildet hatte. Obwohl die Skeptiker aufheulten, glaubten die meisten aufs Wort, was er im Blog geschrieben hatte. Ein intelligenter Computer auf Wasserbasis, der aus treibendem Abfall bestand – warum nicht? Hals Online-Leser hatten ihre eigenen nebulösen Methoden, um die Wahrheit zu bestätigen. Für sie war die Geburt eines Maschinenlebewesens aus den giftigen Abwässern der westlichen Zivilisation nicht nur plausibel, sondern unausweichlich.
    Hal stellte den Laptop zwischen den Knien auf den Fußboden, strich sich durchs kupferfarbene Haar und forderte Rayette auf, ihm mehr Fakten über den Watermind zu geben. Doch Rayette hatte wie gewöhnlich Bedenken.
    »Schauen wir lieber, ob der Herr uns eine Antwort gibt«, schrieb sie zurück.
    »Ja, meine Liebe. Schlag in der Bibel nach.« Hal schnupfte eine zweite Linie Koks. Rayette hatte ihm einmal beschrieben, wie sie die großen Fragen des Lebens löste, indem sie ihre King-James-Bibel an einer zufälligen Stelle aufschlug. Er fand ihre Religiosität charmant. Er wusste auch, dass es keine Rolle spielte, welcher Vers ihre Phantasie anregte, er würde schon etwas damit anfangen können. Er pulte sich ein paar weiße Krümel aus der Nase und aß sie.
    Wie gewöhnlich leitete Rayette die Antwort des Herrn in roter Kursivschrift weiter:
    »Aber in der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen und ging auf dem See. Und als ihn die Jünger sahen auf dem See gehen, erschraken sie und riefen: Es ist ein Gespenst! und schrien vor Furcht.«
    Hal schrieb schnell zurück: »Ach, liebe Schwester, genauso wie die Jünger Zeugen dieses mächtigen Wunders wurden und schrien, so musst auch du aufschreien und der Welt sagen, was du gesehen hast. Das ist der Auftrag des Herrn an dich.« Den letzten Satz hob er in Fettschrift hervor.
    »Wahrlich, ich fürchte mich sehr«, antwortete sie.
    Hal ließ die Fingerknöchel knacken und tippte: »Ja, Wunder sind furchterregend, aber der Herr kann sich nicht irren.«
    Es folgte eine längere Pause, bis ihre nächste Nachricht eintraf. »Gute Nacht, mein lieber Freund. Ich muss beten.«
    »Scheiße.« Hal sah, wie sie sich ausklinkte. Dann kritzelte er auf der Rückseite einer Werbesendung herum. »Nichts löst größere Furcht in den Herzen der Menschen aus als ein Wunder … Hmm, gute Schlagzeile.«

51
    Dienstag, 15. März, 19.09 Uhr
    Am Kai von Gulf-Pac brummte Peter Vaarveen leise: »Ein verdammter Schiffsanker.« Die tragbare Batterie für seinen Vielkanalanalysator wog fast einhundert Pfund, und Peter war körperliche Schwerstarbeit nicht gewohnt. Aber Roman hatte ihnen befohlen, unverzüglich das Gulf-Pac-Gelände zu räumen, weil eine Klage drohte, und Hammer Nesbitts Gastfreundschaft war restlos aufgebraucht.
    Peter richtete sich auf und streckte den Rücken. Am Himmel sah er einen Schwarm schwarzer Vögel, die sich wie eine flüssige Welle bewegten. Er beobachtete, wie sie kreisten und stürzten, und plötzlich schienen sie die Farbe zu wechseln, als die gesprenkelten Unterseiten ihrer Flügel das Abendlicht einfingen. Ornithologen hatten früher einmal geglaubt, dass Schwärme mit elektromagnetischen Signalen kommunizierten. Peter wusste jedoch, dass ihre reizvollen akrobatischen Manöver auf den gleichen einfachen Regeln basierten, die auch für seine Computer-Boids galten: Bleib im Schwarm, folge deinem Nachbarn, lass dich vom Strom treiben.
    Er warf einen finsteren Blick auf die schwere Batterie. »Helfen Sie mir damit«, rief er dem knorrigen Mann mit der walnussfarbenen Haut im grauen Arbeitshemd zu.
    Rory Godchaux hörte Vaarveen rufen, rührte sich aber nicht von der Stelle. Er hatte schon viel zu lange Arbeitstrupps kommandiert, um von einem Chemiker Befehle entgegenzunehmen. Außerdem war Rory in schlechter Laune. Die blauen Spundwände waren fest verschlossen, aber die Jungs auf der Refuerzo schafften es nicht, den Plastikvorhang an die richtige Stelle zu bugsieren. Das magnetische Wasser bewegte sich ständig im Kanalbett

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