Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
Vom Netzwerk:
Schlüsselbund beulte ihre Hosentasche aus. Sie konnte zum Motel fahren, sich unter die Dusche stellen, sich etwas zu beißen besorgen – oder zum Bassin zurückeilen, um eine Jam-Session mit dem Kolloid zu machen.
    In der Toilette spritzte sie sich Wasser ins Gesicht und spülte sich den Mund aus. Ihre längst überfällige Periode hatte immer noch nicht angefangen. Sie holte sich eine Cola aus einem Automaten und verließ das Gebäude. Der Morgen fühlte sich überraschend frisch und trocken an. Als sie den Parkplatz von Quimicron hinter sich gelassen hatte, streifte sie durch ein Labyrinth aus Lagerhäusern, dann joggte sie über ein Stoppelfeld in Richtung Bassin. Vom Regen der letzten Nacht waren noch ein paar Pfützen übrig, die jedoch zusehends verdunsteten. Während ihres Hürdenlaufs über Baumstümpfe und Glasscherben dachte sie an ihren Vater. »Was meinst du, Harry? Wärst du hier nicht gern dabei?«
    Ein Seitenstich ließ sie anhalten. Sie rieb sich den Brustkorb und fühlte sich von einer plötzlichen Sehnsucht nach ihrem Vater überwältigt. Harry wäre sicherlich begeistert von der Entdeckung einer neuen Lebensform gewesen. Er hatte immer an die unendliche Fruchtbarkeit der Erde geglaubt. »Harry, ich wünschte …«, begann sie, doch dann versagte ihr die Stimme.
    Auf dem noch fernen Steg bewegten sich Gestalten unter den Flutlichtern. Der Morgen war klar, doch rund um das Bassin wurden die frühen Sonnenstrahlen von einem Heiligenschein aus Nebel aufgesogen. Geisterhafte Schwaden stiegen vom Becken auf, und der weiße Dunst floss wie Trockeneisnebel die erhöhte Böschung hinunter. CJ eilte zur Treppe. Sie konnte jemanden lachen hören.
    Am Fuß der Treppe löste sich ein kauernder Haufen aus Jeansstoff, Flanell und Leder in die schlafende Gestalt von Max auf. Er hatte sich auf dem nackten Beton zusammengerollt und die Wange auf seinen Arm gelegt. CJ bückte sich und küsste ihn auf die Stirn, weckte ihn aber nicht. Durch eine Dampfwolke stieg sie die Stufen zum Steg hinauf, und neben den Computern sah sie Li Qin Yue und Peter Vaarveen, wie sie sich mit Plastikkaffeebechern zuprosteten. Sie drehten sich um, als sie CJs Annäherung bemerkten. Die Abdeckung war entfernt worden, und ein Stück weiter stand Roman und starrte gebannt in das dampfende Wasser.
    »Haben Sie meine Daten gesehen?«, rief sie außer Atem. »Es komponiert Musik! Es kann sprechen!«
    In der Hektik wäre sie fast in einer Pfütze ausgerutscht, die aus dem Bassin nach oben geschwappt war. Nach dem schnellen Lauf war ihr schwindlig. Das Wasser sah an diesem Morgen ganz anders aus. Sie blickte hinein und suchte nach ihrem eigenwilligen Baby. Wo war der kostbare Klumpen?
    Peter bedachte sie mit einem abfälligen Grinsen. »Sie sehen schrecklich aus.«
    »Ja, ich fühle mich etwas benommen.« Sie setzte sich auf einen Klappstuhl. Man hatte ihr Zelt abgebaut, und ein frischer Morgenwind vertrieb allmählich den Dampf über dem Bassin. »Haben Sie den Walzer gesehen? Er komponiert mit Ionen und pH-Werten.«
    Roman starrte so konzentriert auf das Bassin, dass sich kein Muskel in seinem Gesicht bewegte. Er schien ihre Anwesenheit noch gar nicht bemerkt zu haben.
    CJ wurde übel. Sie zerrte die Cola-Dose aus ihrer Tasche und riss die Lasche auf. Schaum spritzte heraus. Sie leckte sich die süße Feuchtigkeit von der Hand. »Es waren nur ein paar Takte, aber ich habe sie aufgezeichnet. Im Dreivierteltakt. Verstehen Sie? Ist das nicht aufregend?«
    Yues Zopf war so straff geflochten, dass ihre Augenbrauen an den äußeren Enden hochgezogen wurden. »Wir mussten Ihre Schallwellentheorie modifizieren.«
    »Oh!« CJ warf Roman einen fragenden Blick zu, doch er hatte sich immer noch nicht vom Bassin abgewandt.
    »Sie haben die falsche Art von Wellen benutzt«, fuhr Yue fort. »Darm haben wir meine Hypothese überprüft und konnten sie bestätigen. Wir haben es mit einer elektromagnetischen Schockwelle probiert.«
    CJ blinzelte. Sie glaubte sich verhört zu haben – oder etwas Wichtiges überhört zu haben. Yue würde doch keinen elektromagnetischen Puls auf ihr unschuldiges kleines Wunderkind loslassen, oder? Nicht einmal die Oberhexe würde gezielt ihre einzige lebensfähige Probe vernichten.
    »Die Chips sind völlig neutralisiert.« Yue strich sich über den Scheitel zwischen den Zöpfen.
    Jedes Geräusch erstarb, und die Welt wurde leer. CJ saß benommen da. Endlich verstand sie, warum Roman so gebannt auf das Wasser starrte. Er

Weitere Kostenlose Bücher