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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Oberhexe zu hören.
    »Warum stellen Sie meine Arbeit in Frage? Das elektromagnetische Feld hat sich aufgelöst.« Li Qin Yue hatte sich vor ihren Instrumenten aufgebaut, dürr und fleischlos wie ein Strichmännchen. Sie zeigte auf einen bestimmten Bildschirm. »Sehen Sie noch irgendeine Spur davon? Nein!«
    »Aber die pH-Werte und die Wärmeschichten.« Roman drehte den Monitor aus dem Sonnenlicht. »Schauen Sie sich diese Daten an. Ein Teil der Struktur ist noch vorhanden.«
    Yue warf den Kopf herum, wodurch sich einige Nadeln in ihrem Zopf lösten. »Letzte Spuren. Warten Sie ein paar Minuten ab. Dann werden auch sie sich aufgelöst haben.«
    Peter Vaarveen saß im Schatten des Pulsgenerators, klappte sein Taschenmesser auf und zu und beobachtete, wie sich die beiden zankten. Das war noch ein harmloser Streit. Bei früheren Aufträgen waren sie wie Löwen aufeinander losgegangen. Vaarveen fragte sich oft, welche perverse Dynamik die beiden veranlasste, weiter zusammenzuarbeiten.
    Ihr letzter EMP hatte die Stromleitungen überlastet und das gesamte Quimicron-Werk lahmgelegt. Meir war irgendwohin entschwunden, um mit der Dixie Electric Membership Corporation zu reden, damit der Schaden behoben wurde. Währenddessen wollte Roman, dass sie die Ersatzgeneratoren benutzten, um eine weitere Schockwelle abzufeuern. Doch Yue konnte es einfach nicht ausstehen, dass Roman an ihren Worten zweifelte. Eine weitere Schockwelle war überflüssig. Sie beschwor ihren guten Ruf, als sie beteuerte, dass das Energiefeld tot war.
    Tot. Peter Vaarveen dachte über dieses Wort nach. Es implizierte, dass der Klumpen aus aufgelöstem Müll vorher gelebt hatte. Reilly glaubte fest daran, aber Reilly war eine Chaotin. Emotional völlig überdreht. Die schlimmste Art von Frau, die es gab. Trotzdem hatte sie ein paar Eigenschaften des Kolloids entdeckt, die er vielleicht übersehen hätte. Sein Respekt vor ihr war in letzter Zeit ein wenig größer geworden. Auch wenn sie eine Zicke war.
    Leben?, fragte er sich.
    Welche Kraft bewirkte, dass etwas lebte? Er stellte sich einen Hund vor, der auf seinem Seziertisch lag. In diesem Moment zappelte und wehrte er sich noch, oder vielleicht wedelte er auch nur mit dem Schwanz. Im nächsten Moment gab Peter ihm die Spritze. Wie konnten sich Leben und Tod so schnell abwechseln? »Entweder ist man schnell, oder man ist tot«, murmelte er kichernd.
    Trotzdem nahm er es Yue übel, dass sie es so eilig hatte, das Kolloid zu braten, bevor sie die neue Probe untersucht hatten. Da ihr Opfer durch keine Absperrung isoliert war, konnte es sein, dass sie gar keinen aktiven Strang erwischt hatten. Yue beharrte darauf, dass ihnen keine Zeit für eine Untersuchung blieb, aber Peter wusste, warum sie eigentlich gar keine lebende Probe haben wollte. Sie wollte alles vermeiden, was möglicherweise CJ Reilly Aufwind verschaffen würde.
    Frauen! Peter lehnte sich gegen das Generatorgehäuse und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Jeder von ihnen hätte beeindruckende wissenschaftliche Artikel über diese Computersuppe veröffentlichen können, wenn die Weiber nur miteinander klarkommen würden. Zum Teufel damit – es war nicht sein Streit. Er schloss die Augen, um ein kurzes Nickerchen zu halten.
    »Bleiben Sie dran«, knurrte Roman Yue an. »Wenn sich irgendetwas ändert, feuern sie noch einen EMP ab, ist das klar?«
    Sie wandte ihm den schmalen Rücken zu. Dann bemerkte Roman, dass Vaarveen im Schatten döste. »Wachen Sie auf!« Er boxte Vaarveen in die Rippen. »Sie hatten die ganze letzte Nacht zum Schlafen. Jetzt arbeiten Sie!«
    »Verdammt!« Peter rieb sich den Brustkorb und wollte protestieren, aber Roman hastete bereits die Treppe zum Ringdamm hinauf.

58
    Mittwoch, 16. März, 15.00 Uhr
    CJ brach aus einem Dickicht hervor, rannte über eine Freifläche und schlüpfte unter den Kai, auf dem die Wissenschaftler arbeiteten. Einen halben Meter vom Wasser entfernt setzte sie sich auf ihren Rucksack und schmierte sich mit Schlamm ein. Unter dem Kai sammelten sich dichte Mückenschwärme, und sie hatte festgestellt, dass der Matsch sie besser fernhielt als jedes Mittel aus der Drogerie. Obwohl die schleimige Masse nach totem Fisch und Schlimmerem stank, war sie viel zu verdreckt und müde, um sich deswegen Sorgen zu machen. Eigentlich war sie sogar viel zu erschöpft, um überhaupt nachzudenken. Es hatte sie große Anstrengung gekostet, diesen Kai zu erreichen, und nun hatte sie keine Ahnung, was sie als

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