Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
Vom Netzwerk:
triumphierte über einen besiegten Feind. CJs Stimme kam von einem weitentfernten Ort. »Sie haben nach einer Waffe gesucht.«
    »Und wir haben sie gefunden«, antwortete Yue.
    CJ stand auf und hielt sich am Geländer fest. Sie fühlte sich schwindlig, als würde sie jeden Moment das Bewusstsein verlieren. Plötzlich schoss ein brutaler Schrei aus ihr hervor, und sie schlug mit den Fäusten auf Romans Rücken ein. Als er sich umdrehte und nach ihr griff, versuchte sie ihm ein Knie zwischen die Beine zu rammen.
    »Mörder! Lügner!« Die Worte stiegen gurgelnd aus ihrer Kehle hervor.
    Yue packte ihre Handgelenke und zerrte sie zurück.
    Roman sah sie verdutzt an. »Wo ist das Problem? Wir werden andere Proben nehmen. Im Kanal gibt es noch mehr davon.«
    CJ entriss sich Yues Griff. »Ich hasse diesen Job. Ich hasse Sie! Ich kündige!«
    Sie stürmte die Treppe hinunter, wich dem schlafenden Max aus und rannte davon.

55
    Mittwoch, 16. März, 8.08 Uhr
    CJ steuerte ihr gemietetes Viper den Mississippi hinauf. Ein trockener Wind wehte von Colorado herüber und brachte positive Ionen mit, die sich mit den Dopaminrezeptoren ihres Gehirns verbanden, so dass sie sich mitten im trägen Tiefland von Louisiana wie an einem klaren Tag in den Rocky Mountains fühlte.
    »Sacony, diesen Tag wirst du noch bitter bereuen«, sang sie. »Du weißt nicht, mit wem du dich angelegt hast. Ich bin eine Longlife-Batterie.«
    Nachdem sie ihr Viper unter den hängenden Weiden versteckt hatte, folgte sie dem bekannten Weg durch den Sumpf. Der erhöhte Luftdruck hatte die Szenerie merklich verändert. Sonnenlicht rieselte durch die glänzenden Palmettowedel. CJ strich mit den Fingern durch das seidige Gras und atmete tief den Duft des Geißblattnektars ein. In der trockenen, sauberen Luft glitzerte jede rote Beere, jede nickende blaue Glockenblume und jede Wespe klar wie ein Edelstein. Der vergiftete Sumpf glänzte wie ein Garten.
    An ihrem Aussichtspunkt öffnete sie den Rucksack, zog das Fernglas heraus und suchte nach ihrem Handy. Sie hatte seit Stunden nicht mehr mit Max telefoniert. Sie hatte es hinausgeschoben, weil sie gar nicht wusste, was sie ihm sagen sollte. Aber Max machte sich immer so große Sorgen, und es grenzte an ein Verbrechen, wenn sie ihn nicht anrief und ihm versicherte, dass es ihr gutging.
    »Scheiße.« Sie hatte ihr Handy im Boot liegenlassen. Jetzt würde sie sich noch einmal den ganzen Weg durch den Matsch schleppen müssen, um es zu holen. So ein Ärger! Bevor sie aufbrach, blickte sie noch einmal durchs Fernglas und verschaffte sich einen schnellen Überblick über das Geschehen auf dem Kanal. Die Refuerzo lag nicht weit vom Quimicron-Kai entfernt vor Anker. Offenbar wollten sie versuchen, eine neue Probe einzufangen, ein neues Opfer, das Roman foltern konnte.
    Urplötzlich kam es zu einem Helligkeitsausbruch unter Wasser, und das gesamte nördliche Ende des Kanals blinkte wie eine grüne Ampel. »Gütiger Gott! Sie setzen einen EMP im Kanal frei!« CJ hob wieder das Fernglas. Intensive elektromagnetische Pulse schossen wie Stroboskopblitze durch den Kanal und brieten die Herzen und Hirne von Pelikanen, Ottern und Kröten. Tote Welse stiegen an die Oberfläche.
    Sie konzentrierte sich auf den Kai. Natürlich waren die Übeltäter da – Li Qin Yue und Peter Vaarveen. In der Morgensonne strahlten ihre Gesichter in freudigem Entzücken. Und hinter ihnen ging gelassen und selbstgefällig der Ober-Übeltäter Roman Sacony auf und ab.
    »Schlächter!«, stieß CJ zischend zwischen den Zähnen hervor.
    Sie bedienten eine Maschine, die sie zuerst gar nicht erkannte, einen schweren gedrungenen Zylinder aus Aluminium mit einem kegelförmigen Aufsatz, der wie eine Satellitenantenne aussah. Aber die Schüssel war nicht in den Himmel, sondern auf das Wasser gerichtet. CJ wurde klar, dass es der Schockwellengenerator sein musste. Er versprühte die unsichtbaren tödlichen Elektronen, die Computerschaltkreise und lebendes Gewebe mit ähnlichen Wirkungen durchsiebten.
    »Aaaaargh«, drang es klagend aus ihrer Kehle. Sie rannte los. Ohne nachzudenken, nur von der wilden Entschlossenheit getrieben, ihr Kolloidbaby zu retten, stolperte sie durch die dichte Vegetation zum Ufer. Dann sah sie nur noch, wie ihr Vater auf dem weißen Tisch ausgestreckt lag. Die Infusion, der Gummiblock in seinem Mund, die Elektroden an seinen gelfeuchten Schläfen. Die Elektroschocktherapie – Harrys letzte Hoffnung, dem schwarzen Abgrund entkommen zu

Weitere Kostenlose Bücher