Watersong - Sternenlied (German Edition)
Was denn? « , fragte Gemma. » Ich habe nichts gemacht. «
» Er ist zu alt für dich « , seufzte Harper. » Ich weiß, dass … «
» Pfui Teufel, Harper! « Gemma schoss das Blut in die Wangen und sie schaute hastig zu Boden. » Wie kommst du denn darauf? Alex ist wie … eine Art Bruder für mich. Und er ist dein bester Freund. «
» Hör auf « , sagte Harper kopfschüttelnd. » Ich beobachte schon seit Monaten, wie ihr beide umeinander herumtanzt, und es wäre mir ja eigentlich total egal, wenn er nicht bald aufs College gehen würde. Ich will nicht, dass du verletzt wirst. «
» Ich werde nicht verletzt. Da ist gar nichts « , beharrte Gemma. » Weißt du, ich dachte, du freust dich. Du sagst doch immer, ich soll nicht alleine nachts schwimmen gehen, und heute habe ich jemanden mitgenommen. «
» Alex? « Harper zog die Augenbrauen hoch, und auch Gemma musste zugeben, dass Alex wahrscheinlich kein besonders effektiver Leibwächter war. » Und diese nächtlichen Ausflüge sind wirklich gefährlich. Du solltest nachts überhaupt nicht schwimmen gehen. «
» Mir geht’s gut! Es ist nichts passiert! «
» Noch ist dir nichts passiert « , konterte Harper. » Aber in den letzten zwei Monaten sind drei Leute hier verschwunden, Gemma. Du musst vorsichtig sein. «
» Ich bin auch vorsichtig! « Gemma ballte die Hände zu Fäusten. » Und du hast mir überhaupt nichts zu sagen. Dad hat mir erlaubt, zu gehen, solange ich um elf zu Hause bin. Und das bin ich. «
» Na ja, Dad sollte es dir aber nicht erlauben. «
» Habt ihr ein Problem, Mädels? « , fragte Brian vom Fuß der Treppe.
» Nein « , murmelte Harper.
» Ich gehe jetzt duschen und würde dann gern schlafen, falls Harper nichts dagegen hat « , sagte Gemma spitz.
» Ist mir doch egal, was du machst « , erwiderte Harper achselzuckend und hob abwehrend die Hände.
» Danke sehr. « Gemma drehte sich abrupt um, ging in ihr Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
Harper lehnte sich an ihren Türrahmen, während ihr Vater die Treppe hinaufging. Brian war ein hochgewachsener Mann mit großen, starken Händen, denen man die jahrelange Arbeit in den Docks ansah. Er war zwar bereits Mitte vierzig, aber ziemlich fit. Nur die grauen Strähnen in seinem Haar verrieten sein wahres Alter.
Brian blieb bei Harper stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute auf sie herab. » Was war denn da los? «
» Ach, weiß nicht. « Achselzuckend schaute Harper auf ihre Füße. Ihr leuchtend blauer Nagellack war stellenweise abgeblättert.
» Hör auf, ihr Vorschriften zu machen « , sagte Brian leise.
» Das mache ich doch gar nicht! «
» Sie wird Fehler machen, genau wie du, aber sie wird auch genauso viel daraus lernen wie du. «
» Wieso bin ich denn jetzt auf einmal die Böse? « Endlich schaute Harper zu ihrem Vater auf. » Alex ist zu alt für sie und da draußen ist es gefährlich. Meine Sorgen sind nicht irrational. «
» Aber sie ist nicht deine Tochter « , wandte Brian ein. » Sondern meine. Du musst dein eigenes Leben leben. Beschäftige dich lieber damit, dass du im Herbst aufs College gehst, und überlass Gemma mir, okay? Ich passe schon auf sie auf. «
» Das weiß ich « , seufzte Harper.
» Wirklich? « , fragte Brian direkt und sah ihr in die Augen. » Ich weiß, dass ich dir zu viel Verantwortung aufgebürdet habe, seit deine Mom … « Er verstummte und ließ den Satz in der Luft hängen. » Aber das bedeutet nicht, dass wir nicht auch ohne dich klarkommen. «
» Ich weiß. Tut mir leid, Dad. « Sie zwang sich, ihn anzulächeln. » Ich mache mir einfach nur Sorgen. «
» Na ja, dann versuch damit aufzuhören und geh jetzt schlafen, okay? «
» Okay « , nickte sie.
Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. » Gute Nacht, Schätzchen. «
» Nacht, Dad. «
Harper ging in ihr Zimmer zurück und schloss die Tür. Ihr Vater hatte recht, das wusste sie, aber an ihren Gefühlen änderte das nichts.
Schließlich war Harper neun Jahre lang für Gemma verantwortlich gewesen, ob das nun gut sein mochte oder nicht. Zumindest hatte sich Harper für ihre kleine Schwester verantwortlich gefühlt.
Mit einem tiefen Seufzer setzte sie sich aufs Bett. Sie würde es nicht über sich bringen, ihre Familie allein zurückzulassen.
Eigentlich hätte sie sich darauf freuen sollen, endlich auf eigenen Füßen zu stehen, denn schließlich hatte sie weiß Gott schwer genug dafür gearbeitet. Trotz ihres Nebenjobs in der Bücherei
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