Watersong - Sternenlied (German Edition)
rannte Nathalie ihnen bereits entgegen, wenn sie das Auto sah, aber heute nicht. Das war ein eher schlechtes Zeichen, aber Gemma musste dringend mit jemandem sprechen, und ihre Mutter war die Einzige, die sie verstehen würde.
Als Gemma die Eingangstür erreichte, hörte sie bereits das Geschrei im Haus. Sie klopfte und wartete.
» Nie darf ich was! « , brüllte Nathalie gerade, als eine der Pflegerinnen die Tür öffnete. » Das hier ist ein verdammtes Gefängnis! «
» Oh, hallo, Gemma. « Becky lächelte sie matt an. Becky war kaum älter als Harper, arbeitete aber schon seit zwei Jahren in dem Wohnheim und kannte die Mädchen und ihre Mutter gut. » Ich hatte euch dieses Wochenende gar nicht mehr erwartet, nachdem ihr gestern nicht gekommen seid. «
» Wie geht es ihr heute? « , fragte Gemma, obwohl sie hören konnte, wie ihre Mutter in einem anderen Zimmer fluchte und lautstark Sachen durch die Gegend schmiss.
» Nicht besonders. Vielleicht kannst du sie etwas aufmuntern. « Becky trat zurück und ließ Gemma herein. » Nathalie, Ihre Tochter ist hier. Vielleicht sollten Sie sich etwas beruhigen, damit Sie mit ihr sprechen können. «
» Ich will nicht mit ihr sprechen! « , fauchte Nathalie.
Gemma zuckte zusammen und schüttelte die Worte dann einfach von sich ab. Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und ging durch den Flur. Im Speisezimmer entdeckte sie Nathalie, die sich hinter einem Tisch verschanzt hatte und die Pflegerinnen auf der anderen Seite böse anstarrte. Ihre Augen blickten wild, und sie sah aus wie ein Raubtier, das jeden Moment zuschlagen würde.
» Nathalie « , sagte Becky besänftigend. » Ihre Tochter ist den ganzen Weg hierhergefahren, um Sie zu besuchen. Sie sollten sie wenigstens begrüßen. «
» Hallo, Mama. « Gemma winkte, als Nathalie zu ihr rübersah.
» Gemma, hol mich hier raus « , rief Nathalie und richtete ihren wütenden Blick wieder auf das Personal ihr gegenüber. Sie packte den Stuhl vor sich und schüttelte ihn, dass er laut gegen den Boden krachte. » Hol mich hier raus! «
» Nathalie! « Becky kam mit erhobenen Händen auf sie zu. » Wenn Sie Besuch von Ihrer Tochter haben wollen, müssen Sie sich beruhigen. Ein solches Verhalten wird hier nicht toleriert und das wissen Sie. «
Nathalie trat von dem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Augen flitzten im Raum umher; sie schien unfähig, sich auf etwas zu konzentrieren, während sie überlegte, was sie als Nächstes tun sollte.
» Na gut. « Sie nickte. » Komm, Gemma, wir gehen in mein Zimmer. «
Nathalie rannte förmlich los, gefolgt von Gemma, während Becky sie noch ermahnte, dass sie sich trotzdem zusammenreißen solle, weil ihre Tochter sonst wieder gehen müsse. Sobald sie in ihrem Zimmer waren, schlug Nathalie die Tür zu.
» Blöde Kuh « , murmelte Nathalie.
Normalerweise war das Zimmer einigermaßen aufgeräumt, wenn Gemma zu ihrer Mutter kam. Nicht weil Nathalie besonders ordentlich war, sondern weil die Pflegerinnen sie dazu anhielten. Heute jedoch war es das reinste Chaos. Kleider, CD s, Schmuck, alles lag im Zimmer verstreut. In der Ecke lag zertrümmert der CD -Spieler und ihr geliebtes Justin-Bieber-Poster war in der Mitte durchgerissen.
» Mom, was ist denn hier passiert? « , fragte Gemma bestürzt.
» Du musst mich hier rausholen. « Nathalie zog einen pinkfarbenen Rucksack aus einem Haufen hervor und stürmte durchs Zimmer, um Kleider und Krempel hineinzustopfen. » Du hast doch ein Auto, oder? «
» Mein Auto ist kaputt. « Gemma spielte mit ihrer Sonnenbrille und sah zu, wie ihre Mutter versuchte, einen Turnschuh in ihren Rucksack zu pressen, obwohl dieser bereits übervoll war. » Mom, ich kann dich nicht mitnehmen. «
Sofort hörte Nathalie auf zu packen. Am Boden kauernd mit Schuh und Rucksack in den Händen funkelte sie ihre Tochter böse an. » Warum bist du gekommen, wenn du mich nicht wegbringen kannst? Bist du nur gekommen, um mir das unter die Nase zu reiben? «
» Wieso denn? « , sagte Gemma abwehrend. » Mom, ich komme dich doch jede Woche besuchen. Ich wollte dich einfach sehen und mit dir reden, weil ich dich liebe und vermisse. Wir kommen sonst immer samstags, aber zu Hause ist gerade eine Menge los. «
» Dann muss ich hierbleiben? « Nathalie richtete sich auf und ließ Rucksack und Schuh zu Boden fallen. » Wie lange noch? «
» Ich weiß es nicht. Aber hier wohnst du nun mal. «
» Aber sie lassen mich gar nichts tun! « , heulte
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