Watersong - Wiegenlied: Band 2 (German Edition)
Insel wirklich verkaufen sollte, würden sie Bernies Sachen irgendwann entsorgen müssen, aber damit wollte Harper jetzt noch nicht beginnen. Es sollte einfach nur alles sauber sein.
Die Sonne ging bereits unter, als sie sich auf das Sofa plumpsen ließ und den Putztag für beendet erklärte.
» Ich finde, wir haben das toll gemacht«, meinte sie.
» Soll das ein Witz sein?«, fragte Daniel grinsend. » Wir haben das total super gemacht. Du hast einen Ring aus der Badewanne geschrubbt, der vermutlich schon da war, seit die Wanne hier eingebaut wurde.«
Harper lachte, widersprach aber nicht. » Hey, wenn ich was mache, dann richtig.«
» Das kann man wohl sagen.«
Daniel setzte sich neben sie aufs Sofa, deutlich näher als nötig gewesen wäre, aber Harper protestierte nicht. Den ganzen Tag über hatte es solche kleinen Momente gegeben, und sie wusste nicht recht, wie sie darauf reagieren sollte. Wenn er ihr etwas gab, berührte seine Hand sie stets ein kleines bisschen zu lange, und wenn er ihr half, etwas aufzuheben, machte er es so, dass er sie dabei fast umarmte.
Sie sagte sich ständig, dass er ihr nur helfen wollte, dass diese kleinen Berührungen nichts bedeuteten oder nur in ihrem Kopf stattfanden. Dennoch schlug ihr Herz unwillkürlich jedes Mal ein wenig schneller.
Immer wieder wollte sie eigentlich nur kurz zu ihm hinüberschauen und ertappte sich dann dabei, wie ihr Blick länger auf ihm ruhte. Vor allem, als er das Schlafzimmer aufräumte.
Das ganze Bett war umgestürzt, das Kopfteil zerbrochen, die Kommode völlig zerstört. Bernie hielt nichts von Klimaanlagen, deshalb herrschten etwa vierzig Grad im Zimmer. Daniel wollte die kaputten Möbel zerlegen und aus dem Fenster werfen, um sie von dort zum Holzschopf zu bringen und zu zerhacken, und hatte dazu sein T-Shirt ausgezogen.
Harper hatte ihre Hilfe angeboten, aber Daniel beharrte darauf, er käme gut alleine klar. Also hatte sie währenddessen das Wohnzimmer gefegt und sich immer wieder dabei erwischt, wie sie ihn anstarrte.
Es gefiel ihr, wie er sich bewegte. Die Muskeln an seinem Rücken und seinen Armen traten hervor, während er die zerbrochenen Möbel aufhob. Und auch das Tattoo, weswegen sie Daniel anfangs mit so viel Misstrauen betrachtet hatte, fand sie nun äußerst anziehend.
Es handelte sich um die Abbildung eines dicken, schwarzen Baums, dessen Wurzeln aus der Boxershorts hervorkrochen, die unter dem Rand von Daniels Jeans hervorlugte. Der Stamm zog sich an seinem Rückgrat entlang nach oben und neigte sich dann zur Seite, sodass sich die Zweige über eine Schulter und den rechten Arm erstreckten.
Einmal hatte er sie dabei ertappt, wie sie ihn beobachtete. Sie hatte sofort weggeschaut und war rot angelaufen, doch er hatte nur gelacht. Er meinte lediglich, sie solle sich doch überlegen, sich selbst tätowieren zu lassen, worauf sie davongeeilt war, um irgendwo in einer anderen Ecke der Hütte zu putzen, wo sie ihn nicht ständig anschauen konnte.
» Danke, dass du mir heute geholfen hast«, sagte Harper nun, da sie fertig waren und er bedauerlicherweise sein T-Shirt wieder angezogen hatte. » Nicht jeder würde seinen Sonntag freiwillig mit Putzen verbringen.«
» Kein Problem.« Er legte den Arm hinter ihr auf die Lehne, ohne sie direkt zu berühren. » Ich habe doch gesagt, dass ich dir gerne helfe.«
» Ich weiß, aber ich bin dir wirklich dankbar«, sagte Harper. » Ich musste unbedingt mal raus und was tun, anstatt mir über Gemma den Kopf zu zerbrechen oder mir Sorgen um sie zu machen oder mit Alex oder meinem Vater über sie zu reden.«
» Tja, ich habe dich gern ein bisschen von ihr abgelenkt.« Er sah sie an. » Und ich lenke dich nur zu gerne wieder ab; du brauchst es nur zu sagen.«
» Danke.« Sie lächelte, als sie ihn ansah, aber etwas an seinem Blick ließ ihr Lächeln verschwinden.
Sein Arm hatte sich bewegt und lag nun stark und rau auf ihrer Schulter, während er näher zu ihr rückte. Seine haselnussbraunen Augen bohrten sich in ihre. Sie beugte sich zu ihm, und gerade, als sie meinte, er würde sie küssen, sagte er: » Wir sollten gehen, bevor es dunkel wird.«
» Du hast recht«, stimmte Harper zu, nachdem sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.
Er drehte sich abrupt von ihr weg und stand auf, während Harper bestürzt auf dem Sofa zurückblieb.
» Ich bringe schon mal den Müll zu meinem Boot.« Ohne sich umzusehen, verließ Daniel die Hütte.
» Ja, ähm, ich helfe dir.« Harper sprang auf und
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