Watersong - Wiegenlied: Band 2 (German Edition)
herunterbeugte. Sein Körper presste sich an ihren.
» Weil ich nicht wollte, dass es so passiert. Oder wenigstens nicht hier an einem Baum, umgeben von Leuten«, sagte Daniel. » Aber du siehst so wunderschön aus, dass ich einfach nicht widerstehen kann.«
» Was sollte nicht so passieren?«, fragte Harper leise, aber sie kannte die Antwort bereits.
Seine Lippen berührten beinahe die ihren, als er flüsterte: » Unser erster Kuss.«
Dann küsste er sie und der Rest der Welt versank in Schweigen. Harper legte ihm die Arme um den Hals und zog ihn an sich. Daniel küsste sie leidenschaftlich und drückte sie gegen den Baumstamm. Er hatte sich nicht rasiert, und seine Bartstoppeln kratzten über ihre Haut, während er sie küsste. Aber es gefiel ihr.
Viel zu schnell löste sich Daniel wieder von ihr. Harper lehnte sich gegen den Baum und versuchte, zu Atem zu kommen. Wahrscheinlich war es besser so, denn sie standen tatsächlich inmitten einer Menschenmenge, und sie wollte nicht vor aller Augen mit einem Typen herumknutschen.
Aber trotzdem bedauerte sie, dass der Kuss vorbei war. Noch nie hatte sie ein Junge so geküsst und sie hatte tatsächlich weiche Knie. Bisher hatte sie immer geglaubt, so etwas sei reine Übertreibung, aber Daniel hatte sie überwältigt.
» Sollen wir zum Strand gehen?«, fragte er.
» Äh… ja«, sagte sie lächelnd und nickte.
Er nahm wieder ihre Hand, und sie hielt sich dicht an ihn, aber diesmal tatsächlich, weil sie Angst hatte, sonst umzukippen. Sie klammerte sich an seinem Arm fest, und er machte einen Witz, den sie wegen der lauten Musik nicht verstehen konnte. Sie lachte trotzdem.
» Ist es hier okay?«, fragte Daniel schließlich.
Sie standen am Rand des Strands, wo das Gras in Sand überging. Offenbar war dies der einzige Ort, wo es noch einen Sitzplatz gab.
» Ja.« Sie lächelte. » Super.«
Harper schaute sich um, um sicherzugehen, dass der Platz nicht bereits besetzt war. In diesem Augenblick sah sie sie. Es war beinahe so, als habe sich die Menge geteilt, um Penn Platz zu machen, damit Harper sie sehen konnte. Mit blitzenden schwarzen Augen stand sie am Rand der Grasnarbe, grinste Harper breit an und zeigte dabei ihre unnatürlich spitzen Zähne.
NEUNUNDZWANZIG
Urinstinkt
G emma hatte kurz überlegt, ob sie nach unten gehen und ihrem Dad Gesellschaft leisten sollte. Sie mochte Indiana Jones und sie wollte so viel Zeit mit Brian verbringen wie möglich. Solange es noch ging. Im Gegensatz zu Harper und Alex war Gemma nämlich noch immer nicht davon überzeugt, dass es für sie einen Ausweg gab. Das bedeutete nicht, dass sie nicht ihr Möglichstes gab, um sich zu befreien. Es hieß nur, dass sie sich keine großen Hoffnungen machte.
Aber letztendlich entschloss sie sich, auszunutzen, dass sie endlich einmal allein war. Nach ihrem Leben mit den Sirenen und der ständigen Beaufsichtigung zu Hause kam es Gemma vor, als habe sie ewig nicht die Gelegenheit gehabt, allein ihre Gedanken zu ordnen.
Außerdem hatte sie in letzter Zeit sehr schlecht geschlafen, und das nicht allein wegen der Albträume von Jason oder der quälenden Wassermelodie, die sie beständig daran erinnerte, dass sie so weit von den anderen Sirenen entfernt war.
Gestern hatte Alex ihr seine Liebe gestanden, was sie unendlich freute. Gleichzeitig warf sein Geständnis ganz neue Fragen auf. Wie war das möglich? Die Sirenen hatten Gemma wiederholt versichert, dass kein Mann eine Sirene aufrichtig lieben könne. Und doch tat Alex genau das.
Sie hatte keinerlei Zweifel daran. Alex war kein so begnadeter Lügner, und er benahm sich wie ein normaler Mensch, wenn er mit ihr allein war. Gemma hatte genug Zeit mit Sawyer verbracht, um zu wissen, wie sich ein Mann verhielt, der unter dem Bann einer Sirene stand.
Bei Alex war davon nichts zu spüren. Er behielt in Gemmas Gegenwart einen klaren Kopf, und er war aufrichtig gewesen, als er ihr seine Liebe gestanden hatte.
Heute Morgen war sie doch tatsächlich mit der Hoffnung aufgewacht, dass Alex den Fluch gebrochen haben könnte. Aber so simpel war die Sache natürlich nicht. Gemma war immer noch eine Sirene, egal, was Alex auch für sie empfinden mochte.
Das bedeutete entweder, dass die Sirenen Gemma belogen hatten, oder, dass sie einfach nicht wussten, dass es menschlichen Männern durchaus möglich war, Liebe für eine Sirene zu empfinden.
So wie Gemma Penn kannte, war es nicht unwahrscheinlich, dass es eine Lüge gewesen war. Aber auch Thea war
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