Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
der Alte über den Hof. Wie immer fluchte er wüst, doch sie verstand kein Wort von dem, was er sagte. Wahrscheinlich regte er sich über den Zustand seines Wohnhauses auf. Früher, das wusste Beke, hatte er hier als Hausmeister der Schule gearbeitet und jahrzehntelang für Ordnung und Sauberkeit gesorgt. Es schien, als schmerzte es ihn, untätig zusehen zu müssen, wie sein Lebenswerk nun verkam.
    Sie fragte sich, was aus dem bedauernswerten Kerl werden würde, wenn hier alles dem Erdboden gleichgemacht würde. Wahrscheinlich landete er im Heim. Mit seinen Kindern hatte er es sich schon vor vielen Jahren verscherzt. Die wenigen Angehörigen, die noch zu seiner Familie zählten, stritten jede verwandtschaftliche Beziehung zu dem verbitterten Mann ab.
    Albers bückte sich immer wieder, schien kleine Gegenstände im Gebüsch zu verstecken.
    Was tat er da nur?
    Beke schärfte den Blick und versuchte zu erkennen, was der alte Mann im Hof tat. Er legte kleine runde Plastikbehälter aus.
    Rattengift, durchzuckte es sie dann. Er legt Rattenköder aus. Bis zuletzt hing er an der alten Schule, der er so lange die Treue gehalten hatte.
    Als ein Auto den Kirchenweg herunter rollte, erwachte sie aus den trüben Gedanken. Beke hob den Blick und erkannte einen unauffällig lackierten Ford Mondeo Kombi, der gezielt auf den heruntergekommenen Hof gelenkt wurde. Sie erkannte zwei Personen in dem Wagen und wusste, dass es gleich losgehen würde.
    Wieder kamen Zweifel in ihr auf, und Beke musste sich zwingen, gute Miene zu bösem Spiel zu machen. Sie konnte die Zeit nicht zurückdrehen, auch wenn sie das gern getan hätte.
    Die Polizisten stiegen aus, wechselten ein paar Worte mit Albers, dann blickten sie an der Rückseite des Hauses empor.
    So, als wäre sie erwischt worden, zuckte Beke Frahm zusammen und entfernte sich ruckartig vom Küchenfenster.
    Albern, da sich die Gardinen bewegten, doch egal. Hauptsache, sie war dem Blick der Polizisten entkommen. Als es kurz darauf klingelte, kreiste ein einziger Satz in ihrem Gehirn: „Die Geister, die ich rief“. Sie gab sich Mühe und atmete tief durch, bevor sie die Unsicherheit so gut wie möglich ablegte und zur Wohnungstür ging, um zu öffnen.
    „Ich habe gelogen.“ Ihre Augen waren glasig und hatten nichts, aber auch gar nichts mehr mit dem wachen Blick der jungen Meeresbiologin von heute Morgen gemeinsam.
    Wiebke tauschte einen raschen Blick mit Petersen und bemerkte, dass ihm die Veränderung der jungen Frau aus Oldenswort ebenfalls nicht entgangen war. Wiebke besaß genug Menschenkenntnis, um zu wissen, dass Beke Frahm getrunken hatte, wohl, um den Schock vom Morgen besser verkraften zu können.
    „Wollen Sie uns nicht erst mal reinlassen?“, fragte Petersen nun.
    Beke Frahm nickte und gab den Eingang zu ihrer Wohnung frei. Ohne sich noch einmal zu ihren Besuchern umzublicken, ging sie durch den kleinen Korridor in die Küche.
    Wiebke sah, dass sie ein wenig schwankte. In der Küche, einem schmalen aber langen Raum mit der Küchenzeile auf der rechten und einer Sitzecke auf der linken Seite, nahmen sie am Tisch Platz. Beke Frahm schien die Anwesenheit ihrer Gäste einen Moment lang vergessen zu haben. Sie sank auf einen der Stühle, stützte den Kopf in die Hände und stierte auf die Tischplatte.
    „Sie haben uns also noch einmal hergebeten“, begann Wiebke nach einer kleinen Pause. „Und Sie sagten, dass Sie gelogen hätten.“
    Nun ruckte Beke Frahms Kopf hoch. „Ja.“
    „Wobei haben Sie gelogen?“
    „Ich …“ Sie zögerte, schüttelte den Kopf und fuhr sich mit einer fahrigen Handbewegung durch das Gesicht. „Ich habe die letzte Nacht zwar wirklich hier verbracht, aber nicht allein.“
    „Wer war bei Ihnen? Ihr Freund, der sie auch nach Hause gefahren hat?“
    „Nein.“
    Wieder ein unkontrolliertes Kopfschütteln. „Ja, eigentlich schon“, setzte sie dann nach, ohne die Polizisten anzusehen. „Die Leute denken, dass ich Single bin. Aber das mit meinem Freund, das darf keiner wissen, verstehen Sie?“
    Wiebke schüttelte den Kopf. „Ich fürchte nein.“ Für sie war es selbstverständlich, dass man sich zu seiner Liebe bekannte. Dass jemand mit seinem Partner hinter dem Berg hielt, dafür musste es ihrer Meinung nach einen Grund geben.
    „Ich habe ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann. Wenn er herausfindet, dass ich mit Ihnen darüber gesprochen habe, dann wird er mich umbringen.“ Jetzt blickte sie Wiebke mit großen, ängstlichen Augen

Weitere Kostenlose Bücher