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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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hilflos, und erst, als sie lachte, registrierte er, was er gesagt hatte und stimmte in ihr Lachen ein.
    „Gibt es eigentlich eine Frau in deinem Leben?“ Ihr fiel auf, dass sie das Liebesleben ihres Vaters gestern völlig ausgeblendet hatten.
    Ulbricht wiegte den massigen Schädel. „Eigentlich nicht.“
    „Und uneigentlich?“
    „Es gibt eine Frau – eine gute Freundin, mehr ist da nicht. Sie ist Hauptkommissarin wie ich, lebt in Hameln, das liegt im Weserbergland. Ich war dort zur Kur, als ich über eine Leiche stolperte. Natürlich hab ich die Kur gleich abgebrochen und mich in die Arbeit gestürzt.“ Norbert Ulbricht kicherte, während er in der Erinnerung an seinen ersten Aufenthalt im Weserbergland schwelgte. „Das fand Maja Klausen gar nicht lustig. Sie hat die Ermittlungen geleitet damals und hat mich in meine Schranken verwiesen.“ Er tippte sich bezeichnend an die Schläfe. „Aber du kennst deinen alten Vater, Wiebke. Ich habe trotzdem weiter ermittelt. Den Fall haben wir schließlich gemeinsam gelöst.“
    „Die neue Frau tut dir gut“, bemerkte Wiebke. „Diese Maja.“
    Norbert Ulbricht protestierte. „Sie ist nicht meine neue Frau.“
    „Wie dem auch sei. Immerhin kannst du den Eierkocher und die Kaffeemaschine bedienen. Lerne ich sie kennen?“
    „Bestimmt – irgendwann.“ Er lächelte schief. „Kaffee kochen konnte ich aber schon früher, Kind.“
    Wiebke lächelte und half ihrem Vater, den Rest ins Wohnzimmer zu tragen. Sie setzten sich an den gedeckten Frühstückstisch, und Wiebke sah entzückt, dass er sogar ein paar Gänseblümchen gepflückt hatte, die er als liebevolle Dekoration um ihren Teller gelegt hatte.
    Ulbricht schenkte ihr Kaffee ein. „Milch? Zucker?“
    „Schwarz wie die Nacht.“
    „Genau wie ich.“ Norbert Ulbricht freute sich diebisch, dass seine Tochter den Kaffee ebenso trank, wie er es selbst schon seit zig Jahren tat.
    Wiebke setzte sich und betrachtete den gedeckten Tisch. Er hatte an alles gedacht: Käse, frischer Aufschnitt, Marmelade, Brötchen. Das Frühstück bot alles, was das Herz begehrte. Dann stutzte sie.
    „Woher hast du die Brötchen?“
    Er schmunzelte. „Ich bin Frühaufsteher und habe die Gegend erkundet. Praktisch, dass es hier im Dorf einen kleinen Supermarkt mit Bäckerei gibt. Und da habe ich uns eben die Brötchen von meinem Morgenspaziergang mitgebracht.“
    Sie aßen, und Wiebke fühlte sich richtig wohl. Sie genoss das Frühstück mit ihrem Vater und verdrängte, dass sie sich gleich wieder um einen Mörder kümmern musste.
    Ostenfeld, Hauptstraße, 8.05 Uhr
    Ulbricht hatte sein Versprechen wahr gemacht. Er hatte sich, nachdem seine Tochter das Haus verlassen hatte, ins Bad begeben, geduscht und sich angezogen. Eine halbe Stunde später verließ er gut gelaunt das Haus an der Hauptstraße. Es schien ein sonniger Tag zu werden, und nur der in diesem Landstrich ständig präsente Wind verhinderte eine unangenehme Hitze. Der alte Vectra parkte im Schatten eines mächtigen Kastanienbaums. Er stieg ein und startete den Motor. Zuvor hatte er sich auf einer Landkarte in Wiebkes Wohnzimmer den Weg nach Glücksburg angesehen. Das würde er auch ohne seine „Linda“ finden, dachte Ulbricht, während er über kleinere Ortschaften zur Bundesstraße 201 fuhr und die idyllische nordfriesische Landschaft bewunderte. „Linda“ – so nannte er das kleine Navigationssystem, das er sich vor einiger Zeit angeschafft hatte. Obwohl er technischen Neuerungen eigentlich eher skeptisch gegenüberstand, so hatte er sich für die Anschaffung der kleinen Kiste entschieden, weil er es satthatte, viel Geld in schlechte Karten zu investieren. „Linda“ wies ihm stets mit ihrer sympathischen Stimme den Weg, wenn er mal über die Grenzen des Bergischen Landes hinausfuhr und er sich nicht auskannte.
    Doch heute hatte „Linda“ frei. Er richtete sich nach der Beschilderung am Straßenrand, hielt sich erst in Richtung Schleswig, fuhr dann bei Schuby auf die A7 bis Flensburg, wo er die Autobahn verließ und eine gute Viertelstunde später am Wasserschloss von Glücksburg vorüberrollte. Nachdem er eine Runde durch den Ort gedreht hatte, suchte sich Ulbricht einen freien Parkplatz. Er fühlte sich auf Anhieb wohl hier und wunderte sich, dass er bis zur Ostsee kaum eine Stunde unterwegs gewesen war.
    Ulbricht betrachtete die Auslagen der Geschäfte und hatte sich irgendwann verlaufen. Ein Umstand, der ihn nicht nervös machte. Anders war das, als er

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