WattenMord (German Edition)
Buchhandlung ,Spurensuche‘ gekommen sind?“, fragte Eva-Maria Burkart. „Ich meine … In Ihrem Beruf haben Sie es doch täglich mit Kriminellen zu tun und müssen mit ansehen, zu welch schrecklichen Dingen Menschen in der Lage sind.“ Sie tippte auf das Taschenbuch, das Ulbricht in der Hand hielt. „Mag man sich als Kommissar da nicht mit anderen Dingen ablenken?“
„Es ist für eine Freundin, die Krimis liebt“, erwiderte Ulbricht. Dass auch Maja bei der Kripo arbeitete, sprach er nicht aus. „Sagen Sie“, wechselte er dann das Thema. „Eigentlich war ich auf der Suche nach einem Zigarettenautomaten.“
„Auch Genussraucher?“ Die Buchhändlerin zwinkerte ihm verschwörerisch zu.
Ulbricht nickte. „Und offen gestanden ist mir der Aschenbecher auf dem Sims Ihres Schaufensters ins Auge gefallen.“
„Dann sollten wir den jetzt auch mal benutzen.“ Sie lachte. „Kommen Sie schon.“ Das Buch nahm sie Ulbricht ab und legte es neben der Kasse ab. Gemeinsam traten sie vor das Geschäft. Eva-Maria Burkart hielt ihm eine Packung Zigaretten hin, er zog dankend einen Glimmstängel hervor, sie gab ihm Feuer und nahm sich dann auch eine Zigarette. Während sie rauchend an der frischen Luft standen, musterte Eva-Maria Burkart ihn von der Seite.
„Sind Sie dienstlich oder privat in Glücksburg?“
„Beides … Gewissermaßen“, schmunzelte Ulbricht und formte mit dem Mund kleine Rauchkringel. „Ich interessiere mich für Holger Heiners.“
„Oh, da kommen Sie zu spät – er ist gestern tot im Großaquarium des Multimar Wattforums gefunden worden.“ Sie machte eine betroffene Miene. „Stand heute Morgen in der Zeitung.“
„Das ist richtig, deshalb bin ich ja hier“, nickte Ulbricht und wunderte sich insgeheim, wie gut man an der Ostsee über das Verbrechen in Nordfriesland Bescheid wusste. „Ich interessiere mich für ihn, will herausfinden, wie er als Mensch war.“
Eva Maria Burkart lachte auf und verschluckte sich prompt am Rauch ihrer Zigarette. „Lesen Sie keine Zeitung, Herr Kommissar?“ Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, sprach sie weiter. „Sie sollten wissen, dass er immer wieder mit seinen fragwürdigen Geschäften in die Schlagzeilen geraten ist. Angeblich hat er gemeinsame Sache mit einer Bank gemacht. Auch einflussreiche Politiker soll er geschmiert haben, damit sie seine Bauanträge wohlwollend beurteilen und durchwinken.“
„Also haben wir es hier mit Korruption zu tun?“ Ulbricht erinnerte sich an einen Fall, den er vor einigen Jahren in Wuppertal bearbeitet hatte. Angeblich sollten im Rathaus Politiker bestochen worden sein. Diese Geschichte hatte ihr tragisches Ende gefunden, als der Oberbürgermeister der Stadt dem Druck der Öffentlichkeit nicht mehr gewachsen war und Selbstmord beging.
„Das liegt auf der Hand, allerdings kann, … also … konnte sich Heiners die besten Rechtsanwälte des Landes leisten. So ging er immer wieder als Sieger vom Platz und nichts und niemand schien ihn aufhalten zu können.“ Die sympathische Buchhändlerin winkte ab. „Feinde hatte er wohl genug. Wird bestimmt nicht leicht, da den Mörder zu finden.“
Ulbricht paffte gedankenverloren und fragte sich, warum er den Urlaub mit seiner Tochter nicht einfach mal ganz in Ruhe und ohne Arbeit genießen konnte. Wahrscheinlich lag das daran, dass er Polizst durch und durch war und er längst verlernt hatte abzuschalten, um die wohl verdiente Freizeit zu genießen. Andererseits stand Wiebke noch am Anfang ihrer Karriere. Und nun wurde sie mit einem derart kompliziert gelagerten Fall konfrontiert. Ulbricht schob es auf seinen väterlichen Beschützerinstinkt, dass er seiner Tochter durch seine jahrzehntelange Erfahrung ein wenig unter die Arme greifen wollte.
„Sie wissen nicht zufällig, wo er wohnte?“
Eva-Maria Burkhart lachte. „Sind Sie der Polizist, oder ich?“ Sie nahm einen letzten Zug von ihrer Zigarette und drückte den Stummel in dem kleinen Aschenbecher auf dem Fenstersims aus. Dann gab sie Ulbricht ein Zeichen. Er folgte ihr in die Buchhandlung.
„Was wollen Sie wirklich von ihm?“, fragte sie drinnen. „Als Polizist müssen Sie längst bei ihm gewesen sein, um seine Frau vom Tod ihres Mannes zu unterrichten. Also werden Sie seine Privatanschrift wohl in den Akten finden.“ Sie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. „Warum sind Sie hier? Privat oder dienstlich?“
„Wie ich schon sagte: Beides“, murmelte Ulbricht ein wenig zerknirscht. „Also –
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