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Waugh, Evelyn

Waugh, Evelyn

Titel: Waugh, Evelyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ausflug ins wirkliche Leben
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Systems. Wir werden Sie auf eine Vortragsreise durch das ganze Land schicken. Meine Kollegen haben Ihre Rede bereits verfasst. Ihre Begleitung dabei wird Miss Flower hier sein, die das Modell des neuen Mountjoy vorzeigen und erklären wird. Miss Flower, das Modell bitte.«
    Während der ganzen Unterhaltung hatte ein sperriger verhüllter Gegenstand auf einem Tisch am Fenster Miles’ Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Miss Flower enthüllte ihn jetzt. Miles gaffte ihn ehrfürchtig an.
    Der Gegenstand erwies sich als eine hochkant stehende handelsübliche Packkiste.
    »Bisschen schnell hingehudelt«, sagte der [412] Wohlfahrtsminister. »Für Ihre Reise werden wir Ihnen was solider Gearbeitetes mitgeben.«
    Miles gaffte die Kiste an.
    Sie passte. Sie fügte sich haargenau in seine innere Leere ein, befriedigte alle Bedürfnisse, die seine Erziehung ihm eingegeben hatte. Die konditionierte Persönlichkeit erkannte die ihr gemäße vorherbestimmte Umgebung. Alles andere war überflüssig; der Park von Mountjoy, Claras gesprungenes Porzellan und ihr Vollbart waren Souvenirs eines verblassenden Traums.
    Der Moderne Mensch war zu Hause.
    »Eine Sache noch«, fuhr der Wohlfahrtsminister fort. »Eher privater Natur, aber nicht so irrelevant, wie es vielleicht den Eindruck macht. Sind Sie in Satellite City zufällig eine Bindung eingegangen? Ihr Dossier erwähnt etwas in der Richtung.«
    »Irgendwelche Weiberprobleme?«, verdeutlichte der Minister für Erholung und Kultur.
    »O ja«, sagte Miles. »Große Probleme. Aber das ist vorbei.«
    »Wissen Sie, die volle Resozialisierung, die vollständige Staatsbürgerschaft sollte die Ehe einschließen.«
    »Bis jetzt noch nicht«, sagte Miles.
    »Das sollte korrigiert werden.«
    [413] »Die Leute mögen es, wenn einer beweibt ist«, sagte der Minister für Erholung und Kultur. »Mit ein paar Blagen dazu.«
    »Für die wird kaum Zeit sein«, sagte der Wohlfahrtsminister. »Aber wir glauben, dass Sie psychologisch besser bei den Leuten ankommen, wenn Sie eine Frau an der Seite haben. Miss Flower hier eignet sich dafür bestens.«
    »Es sind die inneren Werte, die zählen, mein Lieber«, sagte der Minister für Erholung und Kultur.
    »Wenn Sie also keine bessere Alternative vorzuschlagen haben…?«
    »Nein«, sagte Miles.
    »Wie eine echte Waise gesprochen. Ich prophezeihe euch beiden eine glänzende Karriere.«
    »Wann können wir uns scheiden lassen?«
    »Immer sachte, Plastic. Sie dürfen nicht zu weit vorgreifen. Immer schön der Reihe nach. Haben Sie schon die erforderliche Genehmigung von Ihrem Direktor erhalten, Miss Flower?«
    »Ja, Herr Minister.«
    »Dann ab mit euch beiden. Und der Staat sei mit euch.«
    In völligem Seelenfrieden folgte Miles Miss Flower aufs Standesamt.
    Dann schlug die Stimmung um.
    [414] Miles war während der Trauung unbehaglich zumute, und er spielte die ganze Zeit mit etwas Kleinem und Hartem, das er in der Tasche hatte. Es war, merkte er nach einer Weile, sein Feuerzeug, ein höchst unberechenbares Gerät. Er drückte es, und augenblicklich sprang zu seinem Erstaunen eine winzige Flamme auf – juwelenschön, hochzeitlich, glückverheißend.

[415] Rückfällig
    AN MRS. IAN FLEMING
    Liebe Ann,
    in diesem senilen Versuch, noch einmal so zu schreiben wie in meiner Jugend, habe ich auch Figuren aus früheren Geschichten wiederbelebt, die Du, falls Du sie gelesen haben solltest, sicher längst vergessen hast.
    Basil Seal war der Held in Schwarzes Unheil (1932) und Mit Glanz und Gloria (1942). Dank meiner Unfähigkeit hat er in den dazwischenliegenden zehn Jahren eine neue Augenfarbe bekommen. Am Ende des letztgenannten Buchs dachte er über eine Heirat mit der sehr reichen, frisch verwitweten Angela Lyne nach, die lange seine Maitresse gewesen war.
    Ambrose Silk, der Ästhet, kam in diesem Buch ebenfalls vor. Peter Lord Pastmaster trat erstmals als Peter Beste-Chetwynde in Verfall und Untergang (1928) auf. Seine Mutter, die spätere Lady Metroland, erschien auch da sowie in Lust [416] und Laster (1930). Alastair Digby-Vane-Trumpington war 1928 Lady Metrolands Liebhaber und 1942 Sonias Gatte.
    Albright ist neu: Ich wollte etwas von der seltsamen modernen Welt verwerten, in die Du mir in Deinem gastlichen Haus gelegentlich einen kleinen Einblick gewährst.
    In herzlicher Liebe, Dein Vetter
    E. W.
    Combe Florey
    Dezember 1962
    I
    »Ja.«
    »Was meinst du mit ›Ja‹?«
    »Ich hab nicht gehört, was du gesagt hast.«
    »Ich sagte, er ist mit meinen

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