Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
wollte, seine Familie zu finden, würde in London hängen bleiben.«
    »Dort wohnt auch ein kleines Mädchen. Seine Nichte. Würde er unschuldige Menschen in Lebensgefahr bringen?«
    »Er hat gerade zwei unschuldige Menschen ermordet. Was die Moral betrifft, ist er ein bisschen unterentwickelt.«
    Pauling ließ den Schlüssel an einem Finger pendeln. Vor und zurück, während sie nachdachte.
    »Möglich wär’s«, sagte sie. »Vermutlich. Wie gehen wir also vor?«
    »Taylor war drei Jahre bei Lane«, antwortete Reacher. »Folglich hat er dich nie kennengelernt – und mich erst recht nicht. Das spielt also keine große Rolle. Er wird nicht jeden Fremden erschießen, der auf die Farm kommt. So was kann er sich eigentlich nicht leisten. Das sollten wir im Hinterkopf behalten, das ist alles.«
    »Wir fahren einfach bis vors Haus?«
    Reacher nickte. »Wenigstens nahe genug, um es auszukundschaften. Ist Taylor da, ziehen wir uns zurück und warten auf Lane. Ist er nicht da, fahren wir hin und reden mit Susan.«
    »Wann?«
    »Jetzt.«
     
    Der Typ vom Autoverleih brachte den Mini Cooper aus der Garage nach vorn. Reacher schob den Beifahrersitz bis fast an die Rückbank und glitt hinein. Pauling setzte sich ans Steuer und ließ den Motor an. Der Mini war niedlich. In Feuerrot sah er klasse aus. Aber er war nicht leicht zu fahren. Knüppelschaltung, falsche Straßenseite, Rechtssteuerung, abendlicher Berufsverkehr in einer der verkehrsreichsten Großstädte der Welt. Aber sie schafften es ohne Schwierigkeiten bis zum Hotel. Sie parkten in der zweiten Reihe, und Pauling lief hinein, um ihren Koffer zu holen. Reacher blieb im Auto sitzen. Seine Zahnbürste hatte er bereits in der Tasche. Als Pauling nach fünf Minuten zurückkam, sagte sie: »Wir sind hier im Westen. Praktisch, wenn man zum Flughafen will, aber wir müssen jetzt nach Osten aus der Stadt raus.«
    »Nordosten«, korrigierte Reacher sie. »Auf der Autobahn M-11.«
    »Also muss ich in der Hauptverkehrszeit mitten durch London fahren.«
    »Nicht schlimmer als Paris oder Rom.«
    »Ich war noch nie in Paris oder Rom.«
    »Nun, dann weißt du, was dich dort erwartet, falls du jemals hinkommst.«
    Nach Nordosten zu fahren, hätte an sich einfach sein können, doch wie alle Großstädte war London voller Einbahnstraßensysteme und komplexer Kreuzungen. Und der Verkehr staute sich an jeder Ampel. Sie kamen stockend bis in den Stadtteil Shoreditch und erreichten dort die genau nach Norden führende breite Ausfallstraße A-10. Zu früh, aber sie nahmen sie trotzdem. Nach Nordosten queren konnten sie später, wenn die Verkehrsstaus hinter ihnen lagen. Dann fanden sie die M-25, die als eine Art Autobahnring fungierte. Sie folgten ihr im Uhrzeigersinn und waren zwei Ausfahrten später auf der M-11 nach Nordosten, nach Cambridge, Newmarket und letztlich Norfolk unterwegs. Inzwischen war es fast einundzwanzig Uhr, und es wurde allmählich dunkel.
    Pauling fragte: »Kennst du diese Gegend, in die wir fahren?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete Reacher. »Hier war vor allem die Air Force stationiert. Überall große Bomberstützpunkte. Flach, weiträumig, nahe an Europa. Ideal.«
    England war ein gut beleuchtetes Land. Das stand fest. Jeder Meter Autobahn war in das helle Licht von Natriumdampflampen getaucht. Und die Leute fuhren schnell. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit betrug siebzig Meilen, wurde aber weitgehend ignoriert. Geschwindigkeiten knapp unter oder über neunzig Meilen schienen die Regel zu sein. Dafür waren Spurwechsel selten, und niemand überholte links. Alle Ausfahrten waren gleich übersichtlich: klare Hinweisschilder, rechtzeitige Ankündigungen, lange Verzögerungsspuren. Die Unfallzahlen auf Autobahnen in Großbritannien seien niedrig, hatte Reacher irgendwo gelesen. Sicherheit durch Infrastruktur.
    Pauling fragte: »Wie, meinst du, sieht die Grange Farm aus?«
    »Weiß ich nicht genau«, sagte Reacher. »Im Altenglischen bedeutete ›Grange‹ eine große Scheune zur Einlagerung von Getreide. Später nannte man so das Herrenhaus eines Gutshofs. Also dürfte es ein großes Wohnhaus mit einer Ansammlung kleiner Nebengebäude geben. Rundum nichts als Felder. Wahrscheinlich vierzig bis fünfzig Hektar. Irgendwie feudal.«
    »Du weißt ziemlich viel.«
    »Ein Haufen nutzloser Informationen«, sagte Reacher. »Angeblich, um meine Phantasie anzuregen.«
    »Aber trotzdem unbefriedigend?«
    »Du sagst es. Mir gefällt an dieser Situation überhaupt nichts. Sie

Weitere Kostenlose Bücher