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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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schwieg.
    »Marines hassen das«, fuhr Burke fort. »Vor allem Recon Marines. Sie hassen es, Männer zurückzulassen. Mehr als sonst jemand. Das gehört zu ihrem Ehrenkodex.«
    »Wieso ist er dann noch hier?«
    »Aus demselben Grund wie ich. Es ist nicht unsere Sache, nach dem Warum zu fragen. Auch das gehört zum Kodex.«
    »Vielleicht beim Militär«, sagte Reacher. »Nicht unbedingt in irgendeiner bescheuerten Privatfirma.«
    »Ich sehe da keinen Unterschied.«
    »Na, das sollten Sie aber, Soldat.«
    »Sehen Sie sich vor, Kumpel. Schließlich helfe ich Ihnen hier, eine Million Bucks zu verdienen. Finden Sie Hobart und Knight, haben Sie auch Kate und Jade gefunden.«
    »Glauben Sie?«
    »Dollar gegen Doughnuts. Eine Million Dollar gegen Doughnuts. Nehmen Sie sich also in Acht.«
    »Das muss ich nicht«, entgegnete Reacher. »Halten Sie sich noch an Ihren Kodex, bin ich weiterhin ein Offizier. Ich kann sagen, was ich will, und Sie können es hinnehmen und salutieren.«
    Burke wandte sich von dem lärmenden Verkehrsstrom ab und ging nach Norden zurück. Reacher ließ ihm fünf Meter Vorsprung, dann holte er ihn wieder ein und lief neben ihm her. Keiner sagte mehr etwas. Zehn Minuten später bogen sie in die 72nd Street ein. Reacher sah nach links oben. Patti Josephs Fenster war strahlend hell erleuchtet.

21
     
    Reacher sagte: »Gehen Sie schon mal rein. Ich laufe noch ein bisschen herum.«
    »Wieso?«, fragte Burke.
    »Sie haben mir Stoff zum Nachdenken geliefert.«
    »Sie können nur nachdenken, wenn Sie herumlaufen?«
    »Zwecklos, nach Hobart und Knight in dem Apartment suchen zu wollen.«
    »Ja. Sie sind ausradiert worden.«
    »Noch etwas«, sagte Reacher. »Wann sind Lane und Kate zusammengekommen?«
    »Bald nach Annes Tod. Lane ist nicht gern allein.«
    »Kommen sie miteinander aus?«
    »Sie sind noch immer verheiratet«, antwortete Burke.
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, dass sie miteinander auskommen.«
    »Wie gut?«
    »Gut genug.«
    »So gut, wie er mit Anne ausgekommen ist? In seiner ersten Ehe?«
    Burke nickte. »Ungefähr gleich gut.«
    »Okay, bis später«, sagte Reacher.
     
    Reacher beobachtete, wie Burke im Dakota verschwand, und ging dann nach Westen – von Patti Josephs Gebäude weg. Eine routinemäßige Vorsichtsmaßnahme, die sich bezahlt machte, als er sich umsah und Burke entdeckte, der ihn observierte. Burke hatte allem Anschein nach in der Eingangshalle des Dakota kehrtgemacht und versuchte sich jetzt höchst ungeschickt als heimlicher Verfolger. Er schlich durch die Schatten, in denen er mit seiner schwarzen Haut und der dunklen Kleidung fast unsichtbar war, wurde aber jedes Mal wie ein Superstar angestrahlt, wenn er den Lichtkreis einer Straßenlampe durchquerte.
Er traut mir nicht, dachte Reacher.
Ein Delta-Unteroffizier traut einem MP nicht.
Na, wenn das keine Überraschung ist.
    Reacher ging zum Ende des Straßenblocks und stieg die Treppe zur U-Bahn hinab, zum Bahnsteig der nach Norden fahrenden Linie. Benutzte am Drehkreuz seine Metrocard. Er rechnete sich aus, dass Burke über keine Metrocard verfügte. Lanes Männer fuhren überall mit dem Auto hin. Deshalb würde Burke am Automaten aufgehalten werden, in den er seine Kreditkarte stecken oder den er mit verknitterten Scheinen füttern musste. In diesem Fall würde die Beschattung an der ersten Hürde scheitern. Wenn bald ein Zug kam.
    Was nicht der Fall war.
    Es war Mitternacht, und die Züge verkehrten längst nach ihrem reduzierten Nachtfahrplan. Die durchschnittliche Wartezeit betrug vermutlich fünfzehn bis zwanzig Minuten. Reacher ging davon aus, Glück zu haben, aber er hatte keines. Als er sich umschaute, konnte er sehen, wie Burke eine Metrocard aus dem Automaten zog, aber noch nicht durch das Drehkreuz kam.
    Reacher dachte: Er will nicht mit mir auf dem Bahnsteig stehen. Er wird im allerletzten Augenblick durchs Drehkreuz kommen.
    Reacher wartete. Um ihn herum warteten weitere zwölf Personen. Eine Dreiergruppe, ein Paar, sieben einzelne Fahrgäste. Die meisten waren gut gekleidet. Leute, die Kinos oder Restaurants besucht hatten und jetzt in ihre billigeren Wohnungen, vielleicht in Hudson Heights, zurückfuhren.
    Im Tunnel herrschte Stille. Die Luft war warm. Reacher wartete an eine Säule gelehnt. Dann hörte er, wie die Gleise eigenartig metallisch zu klirren begannen. Eine U-Bahn, noch eine halbe Meile entfernt. Er sah ein schwaches Licht im Dunkel und spürte eine Druckwelle aus heißer Luft. Dann wurde der

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