Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
Krach lauter, und die zwölf Personen auf dem Bahnsteig bewegten sich vorwärts.
    Reacher bewegte sich rückwärts.
    Er drückte sich in eine Wartungsnische von der Größe einer Telefonzelle. Blieb unbeweglich stehen. Die U-Bahn fuhr ein: schnell, lang, laut, zischend und kreischend. Ein Lokalzug der Linie A1. Glänzendes Aluminium, hell erleuchtete Fenster. Der Zug hielt. Leute stiegen aus, Leute stiegen ein. Dann kam Burke im letzten Augenblick durchs Drehkreuz und schaffte es durch die Türen, bevor sie sich schlossen. Der Zug fuhr weiter, und Reacher erkannte Burke durch die Fenster. Er ging nach vorn, sah geradeaus, suchte einen Wagen nach dem anderen nach seinem Mann ab.
    Er würde ganz oben in der Bronx – 242nd Street, Van Cortlandt Park – sein, bevor er merkte, dass sein Mann überhaupt nicht im Zug war.
    Reacher trat aus der Nische und klopfte sich Staub vom Hemd. Machte sich auf den Weg zum Ausgang, stieg wieder zur Straße hinauf. Er war zwei Dollar ärmer, aber allein, worauf er großen Wert legte.
     
    Der Portier im Majestic rief oben an und ließ Reacher dann zum Aufzug weitergehen. Drei Minuten später schüttelte er Brewer, dem Cop, die Hand. Patti Joseph befand sich in der Küche und machte Kaffee. Sie hatte sich umgezogen. Jetzt trug sie einen anthrazitfarbenen Hosenanzug, streng und sittsam. Und sie hatte Schuhe an. Diesmal kam sie mit zwei der riesigen Wedgewood-Tassen aus der Küche. Sie gab eine Brewer, die andere Reacher, dann sagte sie: »Ich lasse euch Jungs allein miteinander reden. Vielleicht ist’s einfacher, wenn ich nicht dabei bin. Ich mache inzwischen einen Spaziergang. Nachts ist so ziemlich die einzige Zeit, in der ich mich ins Freie wagen kann.«
    Reacher sagte: »Burke kommt in ungefähr einer Stunde aus der U-Bahn.«
    »Mich sieht er nicht«, meinte Patti.
    Dann ging sie, warf jedoch noch einen nervösen Blick über die Schulter, als stünde ihre Zukunft auf dem Spiel. Reacher beobachtete, wie die Tür sich hinter ihr schloss, bevor er sich Brewer zuwandte, um ihn sich genauer anzusehen. Er verkörperte alles, was man sich unter einem New Yorker Kriminalbeamten vorstellte, nur ein bisschen vergrößert. Etwas größer, etwas schwerer, längeres Haar, etwas ungepflegter, etwas energischer. Er war ungefähr fünfzig oder Ende vierzig und vorzeitig ergraut.
    »Was führt Sie hierher?«, fragte Brewer.
    »Meine Wege haben sich mit Edward Lanes gekreuzt«, antwortete Reacher. »Und Patti hat mir ihre Story erzählt. Deshalb möchte ich wissen, worauf ich mich einlasse. Das ist schon alles.«
    »Wie haben sich Ihre Wege gekreuzt?«
    »Er will mich für etwas anheuern.«
    »Was sind Sie von Beruf?«
    »Ich war in der Army«, sagte Reacher.
    »Wir leben in einem freien Land«, meinte Brewer. »Sie können arbeiten, für wen Sie wollen.«
    Dann ließ er sich auf Patti Josephs Sofa fallen, als gehörte es ihm. Reacher mied das Fenster. Solange hier Licht brannte, wäre er von der Straße aus zu sehen gewesen. Er lehnte am Durchgang zur Diele an der Wand und trank seinen Kaffee mit kleinen Schlucken.
    »Ich war selbst mal Cop«, sagte er. »Militärpolizei.«
    »Soll mich das beeindrucken?«
    »Viele Ihrer Leute kommen aus meiner Ecke. Sind Sie von denen beeindruckt?«
    Brewer zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe etwa fünf Minuten Zeit für Sie, denke ich«, sagte er.
    »Kommen wir gleich zum Wesentlichen«, erklärte Reacher. »Was ist vor fünf Jahren passiert?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, entgegnete Brewer. »Das kann niemand im NYPD. Es hat eine Entführung gegeben, aber dafür war das FBI zuständig, weil Entführungen in seine Zuständigkeit fallen. Wär’s ein einfacher Mord gewesen, wäre New Jersey zuständig gewesen, weil die Leiche jenseits der George Washington Bridge aufgefunden wurde und nach dem Tod nicht mehr bewegt worden war. Deshalb war das nie wirklich unser Fall. Deshalb haben wir uns nie wirklich eine Meinung darüber gebildet.«
    »Wieso sind Sie dann hier?«
    »Bürgerbetreuung. Die Kleine leidet und braucht jemanden, der ihr zuhört. Außerdem ist sie bildhübsch und macht guten Kaffee. Wieso sollte ich nicht hier sein?«
    »Ihre Leute müssen Kopien der Ermittlungsakten erhalten haben.«
    Brewer nickte.
    »Es gibt eine Akte«, sagte er.
    »Was enthält sie?«
    »Vor allem Staub und Spinnweben. Fest steht eigentlich nur, dass Anne Lane vor fünf Jahren in New Jersey gestorben ist. Als sie gefunden wurde, war sie schon vier Wochen tot. Offenbar

Weitere Kostenlose Bücher