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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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wie Diamantsplitter auf schwarzem Samt glitzerten. Wie in keiner anderen Stadt der Welt.
    Er sagte: »Ich weiß, dass ihr sie liebt.«
    Dann sagte er: »Aber ihr müsst Abschied von ihr nehmen.«
    Und dann sagte er: »Weil ihr sie nie wiedersehen werdet.«
     
    Als die zweite Stunde halb verstrichen war, sah Lane zu Reacher und sagte: »In der Küche steht Essen, wenn Sie etwas wollen.« Dann lächelte er gequält und sagte: »Oder genauer: In der Küche steht Essen, ob Sie’s wollen oder nicht.«
    Reacher wollte kein Essen. Er war nicht hungrig. Er hatte vor nicht allzu langer Zeit einen Hotdog verspeist. Aber er wollte unbedingt das Wohnzimmer verlassen. Das stand fest. Hier herrschte eine Atmosphäre, als säßen acht Männer an einem Totenbett. Er stand auf.
    »Danke«, erwiderte er.
    Er schlenderte in die Küche. Niemand folgte ihm. Auf der Arbeitsfläche standen schmutzige Teller und ein halbes Dutzend geöffnete Kartons mit chinesischen Gerichten. Halb aufgegessen, kalt, scharf riechend und erstarrt. Er rührte das Zeug nicht an, sondern setzte sich auf einen Hocker. Schaute nach rechts zu der offenen Bürotür. Er konnte die gerahmten Fotos auf dem Schreibtisch sehen. Anne Lane, ihrer Schwester Patti täuschend ähnlich. Kate Lane, deren Blick liebevoll auf ihrer auf diesem Bild abgeschnittenen Tochter ruhte.
    Reacher horchte angestrengt nach draußen. Aus dem Wohnzimmer drang kein Laut. Also kam niemand. Er stand auf und betrat das Büro. Blieb einen Augenblick an der Tür stehen. Schreibtisch, Computer, Faxgerät, Telefone, Karteischränke, Regale.
    Er begann mit den Regalen.
    Ihre Gesamtlänge betrug ungefähr fünfeinhalb Meter. Auf den Brettern standen Telefon- und Waffenhandbücher, eine einbändige Geschichte Argentiniens, ein Buch mit dem Titel Glock: The New Wave in Combat Handguns und ein Radiowecker, Becher voller Bleistifte und Kugelschreiber sowie ein Weltatlas. Der Atlas war alt. Er zeigte noch die Sowjet union. Und Jugoslawien. Einige der afrikanischen Staaten trugen noch ihre Namen aus der Kolonialzeit. Neben dem Atlas stand eine dicke Rollkartei mit fünfhundert Karteikarten, auf denen Namen, Telefonnummern und MSA-Codes vermerkt waren. Militärische Spezialausbildung. Die meisten hatten 11-Bravo: Infanterie, Kampftruppen. Reacher blätterte willkürlich bis G und suchte Carter Groom. Nicht da. Dann B wie Burke. Ebenfalls nicht da. Also waren dies alles Kandidaten fürs B-Team. Einige wenige Namen waren durchgestrichen, und an den Ecken dieser Karten stand GEF. oder VERM. – gefallen oder vermisst . Doch die übrigen Namen schienen noch aktuell zu sein. Fast fünfhundert Männer, vielleicht auch einige Frauen, die auf Abruf bereit, verfügbar und auf der Suche nach Arbeit waren.
    Er stellte die Rollkartei zurück und berührte die Computermaus. Die Festplatte lief an, und ein Dialogfenster auf dem Desktop fragte ihn nach einem Passwort. Reacher sah zu der offenen Tür und versuchte es mit Kate . Ohne Erfolg. Er tippte O 5 LaneE für Oberst Edward Lane ein. Wieder nichts. Er zuckte mit den Schultern und gab auf. Das Passwort war vermutlich das Geburtsdatum des Kerls oder seine ehemalige Personenkennziffer, vielleicht auch der Name des Footballteams seiner alten Highschool. Ohne gründliche Ermittlungen ließ sich das nicht feststellen.
    Reacher trat an die Karteischränke.
    Es gab vier Schränke in der überall erhältlichen Standardausführung aus lackiertem Stahlblech. Ungefähr achtzig Zentimeter hoch, mit jeweils zwei Schubladen. Insgesamt acht Schubfächer. Unbeschriftet. Nicht abgesperrt. Reacher horchte nochmals nach draußen, bevor er die erste Schublade aufzog. Sie lief lautlos auf kugelgelagerten Rollen. An zwei Schienen hingen sechs Karteitaschen aus dünner gelber Pappe, die alle von Unterlagen überquollen. Reacher benützte einen Daumen, um darin zu blättern. Begutachtete sie flüchtig. Buchhaltungsbelege. Ein- und Ausgänge. Kein Betrag höher als sechsstellig, keiner niedriger als vierstellig. Ansonsten unverständlich. Er schloss die Schublade wieder.
    Als Nächstes zog er das untere Schubfach links auf. Die gleichen Schienen, die gleichen Karteitaschen aus gelber Pappe. Aber in diesen steckten die großen Plastiktaschen aus den Handschuhfächern von Neuwagen. Handbücher, Garantiebestimmungen, Kundendiensthefte. Versicherungsunterlagen. BMW, Mercedes, BMW, Jaguar, Mercedes, Land Rover. Zu manchen gehörten Zweitschlüssel in Klarsichthüllen. Andere hatten Zweitschlüssel

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