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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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überwachen konnte, und ich hab eine Stellung mit gutem Blick auf die Zweiuhrstraße bezogen. Versuchte der Gegner doch nicht, uns zu umgehen, würden wir ihn nach Möglichkeit aufhalten, und wenn uns das gelang, würde unsere Hauptstreitmacht zu uns stoßen. Ließ der feindliche Angriff sich nicht aufhalten, würden Knight und ich bis zur Stadtgrenze zurückweichen, um dort eine zweite Verteidigungslinie aufzubauen. Und falls ich ein Umgehungsmanöver beobachtete, würden wir sofort zurückgehen und den Kampf an zwei Fronten aufnehmen.«
    »Und warum ist dann alles schiefgegangen?«, wollte Reacher wissen.
    »Mir sind zwei Fehler unterlaufen«, antwortete Hobart. Nur fünf Wörter, aber die Anstrengung, die ihm das Sprechen bereitete, schien ihn plötzlich zu erschöpfen. Er schloss die Augen, seine Lippen wurden zu einem schmalen Strich, und er begann keuchend zu atmen.
    »Er hat Malaria und Tuberkulose«, erklärte seine Schwester. »Sie überanstrengen ihn.«
    »Wird er ärztlich betreut?«, fragte Pauling.
    »Er hat keinen Anspruch auf Heilbehandlung. Die Veterans’ Administration tut ein bisschen was für ihn. Manchmal bringe ich ihn in die Notaufnahme im Saint Vincent’s Hospital.«
    »Aber wie? Wie bekommen Sie ihn die Treppe hinunter und wieder hinauf?«
    »Ich trage ihn«, sagte Dee Marie. »Auf meinem Rücken.«
    Hobart musste so heftig husten, dass ihm blutiger Speichel übers Kinn lief. Er hob seinen am Handgelenk endenden linken Arm und wischte sich das Kinn ab. Dann öffnete er wieder die Augen.
    Reacher fragte ihn: »Welche zwei Fehler?«
    »Es hat einen frühzeitigen Scheinangriff gegeben«, sagte Hobart. »Zehn oder zwölf Mann sind eine Meile vor Knight aus dem Dschungel gekommen. Ihre Parole war Sieg oder Tod, wissen Sie – sie sind herangestürmt und haben wild geballert, ohne überhaupt zu zielen. Knight hat sie ungefähr fünfzehnhundert Meter weit rennen lassen, bevor er sie mit seinem Sturmgewehr umgemäht hat. Ich konnte ihn nicht sehen. Wir waren kaum hundert Meter auseinander, aber das Gelände war uneben. Also bin ich rübergekrochen, um nachzusehen, ob ihm etwas fehlt.«
    »Und hat ihm etwas gefehlt?«
    »Nein.«
    »Keiner von Ihnen beiden war verwundet?«
    »Verwundet? Wir hatten nicht mal einen Kratzer.«
    »Aber es hatte Gewehrfeuer gegeben?«
    »Natürlich.«
    »Bitte weiter.«
    »Als ich in Knights Stellung war, habe ich gemerkt, dass ich die Einuhrstraße von seinem Schützenloch aus noch besser überblicken konnte als aus meinem. Außerdem hab ich mir ausgerechnet, dass es immer besser ist, zu zweit zu sein, wenn die Schießerei anfängt. So konnten wir uns bei Ladehemmungen und beim Nachladen gegenseitig Feuerschutz geben. Das war also mein erster Fehler. Ich habe mir freiwillig ein Schützenloch mit Knight geteilt.«
    »Und der zweite Fehler?«
    »Ich habe geglaubt, was Edward Lane mir erzählt hat.«

39
     
    Reacher fragte: »Was hat Edward Lane Ihnen erzählt?«
    Hobart konnte jedoch nicht gleich antworten, ein weiterer Hustenanfall schüttelte ihn durch. Sein eingesunkener Brustkorb bebte krampfartig. Seine hand- und fußlosen Gliedmaßen zappelten. Blut und dicker gelber Schleim bedeckten seine Lippen. Dee Marie verschwand in der Küche, spülte ihr Handtuch aus und ließ ein Glas Wasser einlaufen. Tupfte Hobart behutsam die Lippen ab und gab ihm aus dem Glas zu trinken. Dann fasste sie ihn unter den Armen und zog ihn in sitzende Stellung hoch. Er hustete noch zweimal, dann hörte er auf, als die Flüssigkeit nach unten sickerte.
    »Das ist ein Balanceakt«, sagte Dee Marie, ohne jemand Bestimmten anzusprechen. »Wir müssen seine Lungen frei halten, aber zu viel Husten erschöpft ihn.«
    Reacher fragte: »Hobart? Was hat Lane Ihnen erzählt?«
    Hobart, der vor Anstrengung hechelte, bat ihn mit einem stummen Blick noch um etwas Geduld. Dann sagte er: »Ungefähr eine halbe Stunde nach dem ersten Scheinangriff ist Lane in Knights Schützenloch aufgekreuzt. Mir kam’s vor, als wäre er überrascht, auch mich dort zu sehen. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass mit Knight alles in Ordnung war, befahl er ihm weiterzumachen wie bisher. Dann hat er mir erklärt, er habe zuverlässige Informationen, nach denen wir Männer sehen würden, die vor uns die Zweiuhrstraße überquerten – aber das seien Regierungstruppen, die aus dem Busch kämen und uns weit ausholend umgingen, um uns von rückwärts zu verstärken. Er sagte, sie hätten einen Nachtmarsch hinter sich und

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