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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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gingen wegen der Nähe der Aufständischen nur langsam und vorsichtig vor. Beide Marschsäulen näherten sich auf parallelen Pfaden mit weniger als vierzig Metern Abstand. Sehen konnten sie einander nicht, dazu war die Vegetation zu dicht, aber ihnen machte Sorgen, sie könnten gehört werden. Deshalb wies Lane mich an, Ruhe zu bewahren, die Straße im Auge zu behalten und nur zu zählen, wie viele Männer sie überquerten. Je mehr es waren, desto zufriedener sollte ich sein, weil sie alle auf unserer Seite standen.«
    »Und haben Sie sie gesehen?«
    »Zu Tausenden und Abertausenden. Scharen von zerlumpten Kämpfern, alle zu Fuß, keine Fahrzeuge, recht gute Bewaffnung, massenhaft Browning-Sturmgewehre, ein paar M60, dazu leichte Granatwerfer. Sie haben die Straße in Zweierreihen überquert und dafür Stunden gebraucht.«
    »Und dann?«
    »Wir haben abgewartet. Den ganzen Tag lang und bis in die Nacht hinein. Dann ist die Hölle losgebrochen. Wir hatten Nachtsichtgeräte, mit denen wir alles gut beobachten konnten. Ungefähr fünftausend Mann sind aus dem Dschungel aufgetaucht, haben sich auf der Einuhrstraße formiert und sind geradewegs auf uns losmarschiert. Gleichzeitig sind weitere fünftausend Mann knapp südlich unserer Vier-Uhr-Position aus dem Busch gekommen und auf uns zumarschiert. Das waren genau die Kerle, die ich zuvor gezählt hatte, und keine Regierungstruppen, sondern Aufständische. Lanes zuverlässige Informationen waren falsch gewesen. Zumindest habe ich das damals gedacht. Später wurde mir dann klar, dass er mich belogen hatte.«
    »Was ist passiert?«, fragte Pauling wieder.
    »Anfangs haben wir nichts begriffen. Die Aufständischen haben aus viel zu großer Entfernung das Feuer eröffnet. Afrika ist ein großer Kontinent, aber die meisten haben ihn wahrscheinlich verfehlt. Zu diesem Zeitpunkt waren Knight und ich noch relativ entspannt. Pläne sind immer Mist. Im Krieg ist alles Improvisation. Deshalb rechneten wir mit eigenem Sperrfeuer, das uns ein Zurückgehen ermöglichen würde. Aber es kam nicht. Ich weiß noch, wie ich die Stadt hinter mir angestarrt habe. Sie war nur dreihundert Meter entfernt. Aber sie war still und dunkel. Dann habe ich mich wieder umgedreht und die zehntausend Männer gesehen, die gegen uns anrückten. Aus zwei Richtungen, die neunzig Grad auseinanderlagen. Mitten in der Nacht. Plötzlich hatte ich das Gefühl, Knight und ich seien die beiden letzten im Land verbliebenen westlichen Ausländer. Wie sich gezeigt hat, lag ich damit gar nicht so falsch. Später habe ich dann erfahren, dass Lane und die restliche Crew schon zwölf Stunden zuvor den Rückzug angetreten hatten. Nach seiner Rückkehr von dem kleinen Besuch bei uns muss er sofort in seinen Jeep gestiegen sein, Aufsitzen befohlen haben und an der Spitze einer Fahrzeugkolonne nach Süden, nach Ghana gefahren sein. Und dort geradewegs zum Flughafen Tamale, über den wir ins Land gekommen waren.«
    Reacher sagte: »Wir müssen wissen, weshalb er das getan hat.«
    »Das ist einfach«, erwiderte Hobart. »Ich hatte anschließend reichlich Zeit, mir alles zu überlegen, das können Sie mir glauben. Lane hat uns im Stich gelassen, weil er nicht wollte, dass Knight lebend zurückkam. Ich war nur zufällig im falschen Schützenloch, das ist alles. Ich war ein Kollateralschaden.«
    »Wieso wollte Lane, dass Knight nicht lebend zurückkam?«
    »Weil Knight Lanes Frau ermordet hatte.«

40
     
    Pauling fragte: »Hat Knight das Ihnen gegenüber ausdrücklich zugegeben?«
    Hobart gab keine Antwort. Er machte nur eine Bewegung mit dem rechten Armstumpf: schwach, vage, eine wegwerfende kleine Geste.
    »Hat Knight Ihnen gestanden, Anne Lane ermordet zu haben?«
    Hobart sagte: »Er hat ungefähr hunderttausend verschiedene Dinge gestanden.« Dann lächelte er wehmütig. »Wie’s dort war, weiß nur, wer’s selbst erlebt hat. Knight hat vier Jahre lang wirres Zeug geredet. Drei Jahre davon war er völlig verrückt. Ich wahrscheinlich auch.«
    »Wie war’s also?«, bohrte Pauling nach. »Erzählen Sie uns davon.«
    Dee Marie Graziano sagte: »Ich will’s nicht noch mal hören. Ich kann’s nicht ertragen, es noch mal zu hören. Ich gehe weg.«
    Pauling öffnete ihre Umhängetasche und nahm ihre Geldbörse heraus. Sie teilte ungefähr ein Drittel von ihrem dicken Packen Geldscheine ab. Zählte das Geld nicht erst. Drückte das Bündel einfach Dee Marie in die Hand.
    »Kaufen Sie ein«, sagte sie. »Lebensmittel, Medikamente,

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