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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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farbigen Umschläge waren aufwändig gestaltet. Blauer Himmel, grüner Rasen, mit Efeu bewachsene Klinkergebäude. Auf den Innenseiten wurden chirurgische Programme und prothetische Versorgung erläutert. Freundliche weißhaarige Männer in weißen Arztmänteln hielten Prothesen wie Babys in den Armen. Einbeinige in Laufkleidung und mit einer schlanken Beinprothese aus Titan waren beim Start eines Marathonlaufs zu sehen. Alle Bildunterschriften strahlten Optimismus aus.
    »Sieht gut aus«, bemerkte Reacher. Er gab ihr die Broschüren zurück. Dee Marie legte sie wieder an genau dieselbe Stelle auf dem Beistelltischchen.
    »Luftschlösser«, meinte sie.
    »Für heute Nacht ein Motel«, sagte Pauling. »Irgendwo in der Nähe. Vielleicht können wir einen Leihwagen nehmen. Können Sie fahren?«
    Dee Marie schwieg.
    »Nimm das Angebot an, Dee«, forderte Hobart sie auf. »Leichter für dich.«
    »Ich habe einen Führerschein«, sagte Dee Marie.
    »Vielleicht können wir sogar einen Rollstuhl mieten.«
    »Das wäre gut«, sagte Hobart. »Ein Zimmer im Erdgeschoss und ein Rollstuhl. Leichter für dich, Dee.«
    »Vielleicht ein Einzimmerapartment«, schlug Pauling vor. »Mit einer kleinen Küche. Damit Sie kochen können.«
    »Das kann ich mir nicht leisten«, sagte Dee Marie.
    Daraufhin herrschte Schweigen, und Reacher ging zur Wohnungstür und kontrollierte den Flur. Kontrollierte die Treppe. Niemand zu hören oder zu sehen. Er kam wieder herein und schloss die Tür, so gut es ging. Wandte sich nach links und ging am Bad vorbei ins Schlafzimmer. Der kleine Raum wurde fast ganz von einem übergroßen französischen Bett eingenommen. Bestimmt schlief Hobart darin, denn auf dem Nachttisch türmten sich Tuben mit antiseptischen Salben und Fläschchen mit freiverkäuflichen Schmerzmitteln. Das Bett war hoch. Er stellte sich vor, wie Dee Marie mit ihrem Bruder auf dem Rücken an die Bettkante trat und ihn auf die Matratze sinken ließ. Wie sie ihn zurechtrückte, ihn zudeckte und dann hinausging, um auf dem Sofa zu schlafen.
    Das Schlafzimmerfenster mit den zu drei Vierteln zugezogenen ausgeblichenen Vorhängen hatte einen Holzrahmen und war voller Schmutz und Ruß. Auf der Fensterbank standen Nippes und ein Farbfoto eines Hauptgefreiten im Marinekorps. Vinnie, vermutete Reacher. Der tote Ehemann. An einem Straßenrand in Falludscha in Fetzen gerissen. Auf der Stelle tot, vielleicht auch nicht. Er trug seine Schirmmütze tief in die Stirn gezogen, und die Farben der Aufnahme waren unnatürlich strahlend und retouchiert. Ein Fotograf am Standort, vermutete Reacher. Zwei Fotos für ungefähr einen Tagessold, inklusive zwei Versandtaschen, eines für die Mutter und eines für die Ehefrau oder die Freundin. Ähnliche Aufnahmen hatte es eine Zeit lang auch von Reacher gegeben. Er hatte sich bei jeder Beförderung fotografieren lassen und die Bilder seiner Mutter geschickt, die sie nie aufstellte, weil er darauf nicht lächelte. Reacher lächelte niemals in die Kamera.
    Er trat nah ans Fenster und schaute nach Norden. Der Verkehr strömte wie ein Fluss von ihm fort. Er sah nach Süden. Beobachtete den heranbrandenden Verkehr.
    Und entdeckte einen schwarzen Range Rover langsamer werden und am Randstein halten.
    Kennzeichen: OSC-19.
    Reacher war mit drei langen Schritten aus dem Schlafzimmer und mit drei weiteren im Wohnzimmer.
    »Sie sind da«, sagte er. »Jetzt.«
    Kurzes Schweigen.
    Dann sagte Pauling: »Scheiße.«
    »Was sollen wir tun?«, fragte Dee Marie.
    »Marsch ins Bad«, antwortete Reacher. »Alle drei. Sofort!«
    Er trat ans Sofa, packte die Knopfleiste von Hobarts Jeanshemd und hob ihn hoch. Trug ihn so ins Bad und legte ihn behutsam in die Wanne. Dee Marie und Pauling drängten ebenfalls hinein. Reacher zwängte sich an ihnen vorbei hinaus auf den Flur.
    »Sie können nicht dort draußen bleiben«, sagte Pauling.
    »Das muss ich aber«, entgegnete Reacher. »Sonst durchsuchen sie die ganze Wohnung.«
    »Sie sollten nicht hier angetroffen werden.«
    »Schließt von innen ab«, wies Reacher sie an. »Seid still und rührt euch nicht.«
    Er stand an der Wohnungstür und hörte das Klicken, mit dem die Tür zum Bad abgesperrt wurde, und im nächsten Augenblick summte die Sprechanlage, weil jemand unten geklingelt hatte. Er wartete einige Sekunden, drückte die Sprechtaste und sagte: »Ja?« Hörte verstärkten Verkehrslärm und dann eine Stimme. Unmöglich festzustellen, wem sie gehörte.
    Sie sagte: »Veterans’

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