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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Klienten verlangen von mir äußerste Diskretion«, erklärte Matze. »Ich schwatze nicht über ihre Angelegenheiten.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob du dir über die Gefährlichkeit deiner Lage im Klaren bist«, sagte Eldicar mit harter Stimme. »Der Graue Mann ist unser Feind und muss gefunden werden. Je mehr wir über ihn wissen, umso leichter ist diese Aufgabe. Es wäre besser für dich, offen zu sprechen, als dir alles herauspressen zu lassen. Und glaube mir, ich habe die Macht, dir die Worte zwischen Schmerzensschreien zu entreißen.« Eldicar lächelte und lehnte sich zurück. »Lass uns jedoch solche Gedanken für den Augenblick zurückstellen und die Möglichkeiten prüfen, wie du deine Lage überdenken und mein Freund werden könntest.«
    »Freundschaft ist stets willkommen«, sagte Matze Chai.
    »Du bist ein alter Mann, dem Tode nahe. Möchtest du gern wieder jung sein?«
    »Wer möchte das nicht?«
    »Eine kleine Demonstration dann, als Geste meines guten Willens.«
    Eldicar hob die Hand. Eine faustgroße Kugel aus schimmerndem blauem Rauch erschien. Sie schoss aus seinen Fingern und floss in Mund und Nase des verblüfften Liu. Der Leibwächter fiel hustend auf die Knie. Blauer Rauch drang aus seiner Lunge, und er keuchte, nach Luft ringend. Der Rauch floss um Matze Chai herum. Der Kaufmann versuchte, den Atem anzuhalten, doch der Rauch hing an seinem Gesicht. Endlich atmete er ein. Ein Kitzeln breitete sich in seinen Gliedern aus. Er fühlte, wie sein Herz schneller schlug, seine Muskeln mit neuem Leben anschwollen. Energie durchströmte ihn. Er fühlte sich wieder stark. Seine Augen wurden besser, und er stellte fest, dass er deutlicher sehen konnte als seit Jahren. Er wandte sich zu Liu um. Der junge Hauptmann war wieder auf den Füßen. Matzes Miene verhärtete sich, als er sah, dass Lius dunkles Haar an den Schläfen grau geworden war.
    »Wie fühlt es sich an, Matze Chai?«, fragte Eldicar Manushan.
    »Es fühlt sich sehr gut an«, antwortete Matze kalt. »Es wäre jedoch höflicher gewesen, meinen Hauptmann zu fragen, ob er etwas dagegen hätte, einen Teil seiner Jugend zu verlieren.«
    »Ich habe dir zwanzig Jahre gegeben, Kaufmann. Ich kann dir noch zwanzig geben. Du kannst wieder jung und tatkräftig sein. Du kannst deinen Reichtum auf eine Art und Weise genießen, die dir seit Jahrzehnten nicht mehr vergönnt ist. Bist du jetzt bereit, mein Freund zu sein?«
    Matze holte tief Luft. »Mein Klient ist einzigartig, Magier. Manche Männer sind begabte Bildhauer oder Maler, andere können jede Pflanze in jedem beliebigen Klima zum Blühen bringen. Du bist offensichtlich in den dunklen Künsten bewandert. Doch mein Klient beherrscht nur eine einzige Kunst, eine schreckliche Kunst. Er ist ein Killer. In meinem ganzen langen und bislang bemerkenswert ereignislosen Leben habe ich nie jemanden gekannt oder von jemandem gehört, der ihm gleichkam. Er hat gegen Dämonen und Magier und Werungeheuer gekämpft. Er ist noch immer da.« Matze Chai lächelte dünn. »Aber ich glaube, das hast du bereits erkannt. Er sollte in deinem Massaker sterben, doch er tat es nicht. Jetzt glaubst du, du würdest ihn jagen. Das ist eine Illusion. Er jagt dich. Du bist bereits ein toter Mann. Ich wünsche keine Freundschaft mit toten Männern.«
    Eldicar sah ihn eine Weile schweigend an. »Es ist an der Zeit, Schmerz kennen zu lernen, Matze Chai«, sagte er. Während er sprach, hob er die Hand und deutete auf Liu. Der Dolch des Offiziers glitt aus seiner Scheide, wirbelte herum und drang in Lius rechtes Auge. Er fiel ohne einen Laut.
    Matze wartete schweigend, die Hände im Schoß gefaltet, als die Wachen sich ihm näherten.
     
    Dreischwert trat von der Felsentür zurück. Eisenarm hieb weiter mit dem Knauf seines Schwertes gegen den Stein.
    »Genug«, sagte Dreischwert. »Sie wird nicht nachgeben.«
    »Wie sind sie dann durchgekommen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber wir haben den Hügel abgesucht, und dies ist der einzige Ausgang. Also warten wir.«
    Die beiden Kriaznor kletterten zu den anderen hinunter. Langbein saß im Höhleneingang, Stein-Vier neben ihm. Die beiden Überlebenden von Streifentatzes Gruppe standen etwas abseits. Dreischwert rief sie zu sich. Sie kamen beide frisch aus den Pferchen. Es war dumm von Streifentatze, sie für diese Aufgabe auszuwählen, aber es war vorhersehbar gewesen. Streifentatze liebte es, andere zu beeindrucken, und junge Pferchlinge waren leichter zu beeindrucken als erfahrene

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