Waylander der Graue
Zierrat, bis er schließlich eine kleine goldene Glocke mit einem Ring obendrauf fand. »Das ist es«, sagte er, und hängte die Glocke sorgfältig an den Haken. »Hübsch.«
»Ja, hübsch«, sagte Kysumu seufzend.
Yu Yu schüttelte die Glocke. Ein leiser Ton erklang. Die Glocke schwang weiter, und der nächste Ton war lauter als der erste. Der Klang begann durch den Kuppelsaal zu dröhnen, lauter und lauter. Die Felswand begann zu zittern, Verzierungen brachen ab. Kysumu versuchte, etwas zu sagen, doch Yu Yu konnte ihn nicht hören. Yu Yus Ohren begannen zu schmerzen, und er bedeckte sie mit den Händen.
Staub rieselte von der Kuppeldecke, Risse erschienen in den Wänden. Die Glocke dröhnte nun lauter als Gewitterdonner. Yu Yu fühlte sich elend. Er taumelte von dem Sims zurück und fiel auf die Knie. Auch Kysumu hielt sich die Ohren zu und kauerte sich nieder. Auf seinen Zügen malte sich heftiger Schmerz ab.
Die Tonstatuen bebten jetzt. Yu Yu sah winzige Risse in der nächststehenden Gestalt, die sich ausbreiteten wie ein Spinnennetz. Und das entsetzliche Läuten der Glocke ging weiter. In Yu Yus Kopf tobte Schmerz.
Dann verlor er das Bewusstsein.
KAPITEL 13
Kysumu rollte sich auf die Knie. Blut lief aus seiner Nase. Der Lärm war inzwischen so unglaublich, dass er über reinen Klang hinausging. Alles tat weh: Augen, Ohren, Fingerspitzen, Bauch. Jedes Gelenk pochte vor Schmerz.
Kysumu zwang sich aufzustehen und sank gegen den Sims, auf dem die Glocke noch immer vibrierte. Der Schwertkämpfer schloss die Hand um den winzigen Gegenstand. Unverzüglich hörte das Läuten auf. Kysumu taumelte und fiel. Er konnte kaum atmen. Überall war Staub, wie Nebel. Er zog den Kragen seines Gewandes hoch und hielt ihn sich vor den Mund. In seinen Ohren dröhnte es noch, seine Hände zitterten.
Erst dann sah er sie glänzenden Lichter, die durch die Risse schienen, die sich kreuz und quer über die Statuen zogen. Er blinzelte und versuchte, genauer zu sehen. Es war, als ob die Sonne selbst in dem Ton eingefangen war. Die Risse aus Licht weiteten sich, der Ton fiel ab. Als sich der Staub legte, sah Kysumu, dass die meisten Statuen jetzt in goldenes Licht getaucht waren. Der Kuppelsaal strahlte hell. Kysumu schloss die Augen vor dem schmerzenden Glanz, und wo er vor wenigen Augenblicken noch seine Ohren zugehalten hatte, bedeckte er jetzt mit den Händen das Gesicht. Er wartete eine Weile, dann öffnete er die Finger. Noch immer gleißte das Licht gegen seine geschlossenen Lider, und erwartete erneut. Endlich ließ das Strahlen nach. Kysumu ließ die Hände sinken und öffnete die Augen.
Die Männer aus Ton waren fort. In der Höhle standen mehrere hundert lebendige, atmende Riaj-nor.
Kysumu stand auf und ging auf sie zu. Sie warteten schweigend. Er verbeugte sich tief. »Ich bin Kysumu«, sagte er in formellem Kiatze. »Ist Qin Chong unter euch?«
Ein junger Mann trat vor. Er trug eine knöchellange Tunika aus silbernem Satin, das Schwert steckte in einer schwarzen Seidenschärpe um seine Taille. Er nahm den Helm ab und machte sich nicht die Mühe, sich vor Kysumu zu verbeugen. »Qin Chong hat die Verwandlung nicht überlebt.« Kysumu sah dem Mann in die Augen. Die Pupillen waren schwarze Schlitze in goldener Iris. In diesem Augenblick fühlte Kysumu sich, als hätte man ihm ein Messer in die Seele gerammt. Sein Herz sank. Dies waren überhaupt keine Menschen. Sie waren ebensolche Geschöpfe wie die Kriaznor.
»Ich bin Ren Tang«, sagte der Krieger. »Bist du der pria-shath?«
»Nein«, antwortete Kysumu und wandte sich ab. »Die Glocke hat ihn bewusstlos gemacht.«
Ren Tang ging zu Yu Yu hinüber. Andere Krieger scharten sich schweigend um ihn. Dann stieß Ren Tang Yu Yu mit dem Fuß an. »Seht den Großen, den pria-shath«, sagte er. »Wir haben die Jahrhunderte durchquert, um einem menschlichen Affen in einem Wolfsfell zu helfen.« Einige der Männer kicherten. Kysumu kniete neben Yu Yu nieder und sah, dass auch er Nasenbluten gehabt hatte. Er drehte ihn auf den Rücken. Yu Yu stöhnte. Kysumu zog ihn in eine sitzenden Position hoch.
»Mir ist schlecht«, murmelte Yu Yu. Er schlug die Augen auf und fuhr zusammen, als er die Schar der Krieger sah. Er fluchte laut.
»Das ist dein Werk, Yu Yu«, sagte Kysumu. »Du hast die Männer aus Ton ins Leben zurückgeholt.«
»Man braucht nicht viel Verstand, um eine Glocke zu läuten«, höhnte Ren Tang.
»Ich sprach mit Qin Chong«, sagte Kysumu mit kalter
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