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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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getötet werden. Das hatte er in seinen fast vierzig Jahren voll Kampf und Gefahr gelernt. Und dieses Wissen war hart erarbeitet.
    Warum hast du es also getan?, fragte er sich, als Panagyn begann, die Muskeln seiner Schultern zu lockern, indem er den Säbel nach links und rechts schwang.
    Dann fiel es ihm ein. Einen solchen Kodex sollte es geben; und die Welt wäre ein schlechterer Ort, wenn junge Menschen wie Niallad nicht daran glaubten. Mit der Zeit konnte vielleicht ein solcher Kodex in Kydor Wirklichkeit werden. Doch Waylander bezweifelte das.
    Panagyn griff an. Anstatt zurückzuweichen, sprang Waylander ihm entgegen, blockte einen wilden Hieb ab und rammte seinen Kopf in Panagyns Gesicht und brach ihm damit die Nase. Der stämmige Edelmann taumelte zurück. Waylander holte aus. Panagyn wehrte verzweifelt ab, dann zog er sich zurück. Waylander umkreiste ihn. Panagyn zog einen Dolch und schleuderte ihn auf Waylander. Als Waylander sich duckte, stürzte sich Panagyn auf ihn. Waylander ließ sich zu Boden fallen, dann trat er aus und traf Panagyn unter dem rechten Knie, gerade als dieser sein Geweht darauf verlagerte. Panagyn stürzte schwer. Waylander sprang auf die Füße und versetzte ihm einen mörderischen Hieb auf den Kopf. Mit einem Schrei aus Wut und Schmerz griff Panagyn erneut an. Dieses Mal wich Waylander rasch nach links aus und rammte das Kurzschwert in Panagyns Bauch. Die Klinge drang tief ein. Waylander packte den Griff mit beiden Händen, kippte das Schwert und trieb es aufwärts in Panagyns Herz. Der Edelmann sackte gegen ihn.
    »Das war für Matze Chai«, sagte Waylander. »Und jetzt verrotte in der Hölle!«
    Panagyn fiel zu Boden. Waylander stellte einen Fuß auf die Brust des Toten, zog sein Schwert heraus und wischte die Klinge an Panagyns bestickter Tunika ab.
    Er drehte sich zu den Pferden um – und erstarrte.
    Niallad saß ganz still, seine Armbrust deutete auf Waylander.
    »Er hat dich Waylander genannt, Grauer Mann«, sagte der Junge mit bleichem Gesicht. »Das ist ein altes Wort und bedeutet so viel wie ›Fremder‹ oder ›Ausländer‹. Sag mir, dass er nur das gemeint hat. Sag mir, dass du nicht der Verräter bist, der meinen Onkel umgebracht hat.«
    »Steck die Waffe weg junge«, sagte Emrin. »Er ist der Mann, der dir das Leben gerettet hat.«
    »Sag es mir!«, rief Niallad.
    »Was willst du hören?«, fragte Waylander.
    »Die Wahrheit.«
    »Die Wahrheit? Na schön, ich sage dir die Wahrheit. Ja, ich bin Waylander der Schlächter, und ja, ich tötete den König. Ich tötete ihn des Geldes wegen. Es ist eine Tat, die mich seitdem mein Leben lang verfolgt hat. Es gibt keine Möglichkeit, etwas wiedergutzumachen, wenn man den falschen Mann getötet hat. Wenn du also diese Waffe gegen mich richten willst, dann tu es. Du bist im Recht!«
    Waylander stand ganz still und starrte die Armbrust in der Hand des jungen Mannes an. Das war die Waffe, mit der er den König getötet hatte, die Armbrust, die so viele Menschen in den Tod geschickt hatte. In diesem erstarrten Augenblick der Zeit dachte Waylander, wie passend es doch wäre, wenn er durch diese Waffe umkäme, durch die Hand des einzigen Blutsverwandten des unschuldigen Königs, dessen Ermordung die Welt in ein Chaos gestürzt hatte. Er entspannte sich und wartete.
    In diesem Moment drehte der Wind. Ustarte war näher gekommen, und ihr Geruch drang Niallads Pferd in die Nüstern. Plötzlich bäumte es sich auf. Niallad wurde im Sattel zurückgeworfen. Unwillkürlich drückte er den bronzenen Abzug der Armbrust. Der Bolzen drang Waylander in die Brust. Er machte eine halbe Drehung, drei taumelnde Schritte, dann fiel er dicht neben dem toten Panagyn ins Gras.
    Ustarte war als Erste bei ihm, drehte ihn um und zog den Bolzen heraus.
    »Ich wollte nicht schießen!«, rief Niallad.
    Keeva und Emrin stiegen ab und liefen zu dem am Boden liegenden Mann. Ustarte winkte sie zurück. »Überlasst ihn mir«, sagte Ustarte. Sie schob ihre Arme unter den bewusstlosen Waylander, hob ihn mühelos hoch und trug ihn in den Wald.
    Als er die Augen aufschlug, lag er auf einem Bett aus Blättern. Ustarte kauerte neben ihm. Waylander tastete mit einer Hand nach seiner Brust. »Ich dachte, er hätte mich getötet«, sagte er.
    »Das hat er auch«, erwiderte Ustarte. Ihre Stimme war dunkel vor Trauer.
    Kysumu blickte über die Ruinen von Kuan Hador. Die Sonne ging unter, und die Ebene unter ihm wirkte außerordentlich friedlich. Er entfernte sich von den

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