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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Blick. Einer seiner Männer kam aus dem Gebüsch gelaufen.
    Panagyn sah, wie er sich umdrehte und die Armbrust hob. Ein kleiner schwarzer Bolzen erschien plötzlich in der Stirn des Schützen. Er taumelte rücklings und schoss in die Luft. Dann fiel er zu Boden und zuckte noch einen Moment.
    Rechts von Panagyn schrie ein Mann und richtete sich auf, seine Finger tasteten verzweifelt nach dem Bolzen, der aus seinem Nacken ragte. Der Krieger neben Panagyn drehte sich um und zielte mit seiner Waffe. Panagyn sah etwas durch die Luft schießen. Der Armbrustschütze taumelte nach rechts. Panagyn konnte nicht sehen, wo er getroffen war. Durch den unsichtbaren Mörder in Panik versetzt, verließen Panagyns andere Männer ihre Verstecke und schossen auf jeden Schatten. Noch ein Mann ging zu Boden, dieses Mal mit einem Bolzen im Auge. Die übrigen Männer warfen ihre Waffen beiseite und flohen.
    Panagyn sprang auf die Füße und rannte in den Wald. Er hielt die Arme vor sich, um sich das Gestrüpp aus dem Gesicht zu halten. Er kletterte einen Hang hinauf, glitt halb einen steilen Abschnitt hinunter und rannte weiter, bis seine Lunge brannte.
    Jetzt, als er unter dem Baum saß, gewann er allmählich seine Fassung wieder. Wenn er nur zurück zu der Felswand könnte und zu den Pferden hinunterklettern …
    Er stand auf und machte kehrt. Sein Fuß blieb in einer Baumwurzel hängen, und er stolperte. Das rettete ihm das Leben. Ein schwarzer Bolzen schlug in die Eiche ein. Panagyn warf sich nach rechts und rannte zwischen die Bäume. Er kroch über den Kamm einer Höhe, dann rutschte er halb den Abhang hinunter, bis er wieder auf dem Pfad war. Mehrere Reiter saßen auf ihren Pferden, und Panagyn sah die kahlgeschorene Priesterin in der Nähe. Niemand rührte sich.
    Panagyn wich zurück und zog sein Schwert.
    Eine schwarz gekleidete Gestalt trat aus dem Wald. Das lange schwarzsilberne Haar wurde von einem ledernen Stirnband zurückgehalten. Von der anderen Seite des Pfades kamen vier seiner Männer. Sie hatten die Hände erhoben. Eine dunkelhaarige Frau ging hinter ihnen. Auch sie trug eine kleine Armbrust.
    Panagyn richtete den Blick wieder auf Waylander. Dessen Gesicht war ernst und entschlossen, und Panagyn konnte seinen eigenen, unmittelbar bevorstehenden Tod in seinen Augen lesen. »Stell dich mir wie ein Mann!«, forderte Panagyn ihn in seiner Verzweiflung heraus.
    »Nein«, lehnte Waylander ab. Er hob die Armbrust.
    »Nicht schießen!«, befahl Niallad.
    Panagyns Blick zuckte zu dem jungen Mann, der sein Pferd vorwärts getrieben hatte.
    »Das ist kein Spiel, Niallad«, sagte Waylander. »Dieser Mann ist ein Verräter, der an der Ermordung deiner Eltern beteiligt war. Er verdient es zu sterben.«
    »Ich weiß«, erwiderte Niallad, »aber er ist ein Graf von Kydor und sollte nicht niedergeschossen werden wie ein gewöhnlicher Bandit. Hast du denn gar keine Ahnung von ritterlichem Verhalten? Er hat dich herausgefordert.«
    »Ritterliches Verhalten?«, fragte Waylander. »Hat er sich ritterlich verhalten, als die Dämonen kamen? Glaubst du, er und seine Mörder hatten sich versteckt, um uns herauszufordern?«
    »Nein«, gab Niallad zu, »das nicht. Und ich akzeptiere, dass Panagyn eine Schande für alles ist, was Edelleute hochschätzen. Aber ich will nicht selbst eine Schande sein oder daran teilhaben. Wenn du seine Herausforderung nicht annimmst, dann lass mich gegen ihn kämpfen.«
    Waylander lächelte reuig und schüttelte den Kopf. »Also schön, Niallad, es soll sein, wie du sagst. Ich werde ihn auf althergebrachte Weise töten.« Er reichte Niallad seine Armbrust, ging auf die freie Fläche und zog eines seiner Kurzschwerter.
    Panagyn grinste. »Na, Waylander«, sagte er, »aus dem Hinterhalt auf Leute schießen kannst du gut. Jetzt wollen wir mal sehen, wie gut du dich einem angostinischen Schwertkämpfer gegenüber hältst.«

 
KAPITEL 15
     
    Waylander lockerte im Gehen seine Schultermuskeln. Panagyn war groß, und sein Kavalleriesäbel war eine Sonderanfertigung für ihn, schwerer als die normale Version und etwa fünfzehn Zentimeter länger. Er vermutete, dass Panagyn ihn mit einer plötzlichen Attacke angreifen würde und sich dabei auf schiere Kraft verließ, um ihn zurückzuzwingen. Die Tatsache, dass er mit diesem Duell einverstanden war, überraschte ihn selbst. Ein ritterlicher Ehrenkodex war weitgehend etwas für Geschichtenerzähler und Barden, die davon sangen. Feinde sollten mit einem Minimum an Aufwand

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