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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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durchkämmten den Raum und die schmiedeeiserne Treppe, die zu ihm hinaufführte. Er konnte nichts sehen, doch er wusste, dass jemand in der Nähe war. Eisenarm schlich sich verstohlen an der Wand entlang.
    Dreischwert schlenderte gelassen zur Treppe, dann schoss er vorwärts. Gleichzeitig erschien eine Armbrust aus dem Nichts und verschoss einen Bolzen. Dreischwert wich seitlich aus. Der Bolzen ging an ihm vorbei. Ein zweiter folgte. Dreischwert riss den Arm hoch. Die Spitze des Bolzens riss ihm den Handrücken auf, ehe er quer durch die Bibliothek flog und klirrend gegen die Regale stieß. Dreischwert sprang die Stufen hinunter und packte den ausgestreckten Arm. Mit einem Ruck warf er den Attentäter über seine Schulter in den Raum. Der Schütze prallte schwer auf den Boden. Dreischwert machte kehrt und rannte die Stufen wieder hinauf. Er sah einen Kopf und einen Arm und einen körperlosen Fuß. Mit einem Griff riss er den Bezha- Umhang weg, während er mit der anderen Hand den Angreifer auf die Füße zog. Er wollte dem Mann schon die Kehle zerreißen, als er sah, dass er eine schlanke junge Frau festhielt. Sie trat nach ihm, doch er achtete nicht darauf, sondern wandte sich an Eldicar Manushan.
    »Das ist nicht dein Waylander«, sagte er. »Es ist eine Frau.«
    »Na, dann töte sie!«, rief Eldicar.
    Die Frau zog einen Dolch. Geistesabwesend schlug Dreischwert ihn ihr aus der Hand. »Hör auf zu zappeln«, sagte er. »Allmählich ärgert es mich.«
    »Worauf wartest du noch?«, sagte Eldicar. »Töte sie.«
    »Ich habe schon einmal eine Frau für dich getötet, Magier. Der Auftrag hat mir nicht gefallen, aber ich tat es. Es liegt mir noch immer schwer im Magen. Ich bin ein Krieger, kein Frauenmörder.«
    »Dann tu du es«, sagte Eldicar zu Eisenarm.
    »Er ist mein Hauptmann«, erwiderte Eisenarm. »Ich folge seinem Beispiel.«
    »Ihr ungehorsamen Hunde! Dann töte ich sie selbst!« Eldicar zog sein Messer aus dem Gürtel und trat einen Schritt von der Balkontür weg. In diesem Augenblick kam etwas Dunkles hinter ihm in Sicht. Eine Hand packte den Kragen seines Gewandes und zog ihn zurück. Er schlug mit der Hüfte gegen das Balkongeländer, und sein Körper purzelte über die Kante. Eisenarm sprang auf den Balkon. Da war niemand. Er sah auf.
    Durch den peitschenden Regen sah er eine dunkle Gestalt die Wand zu dem oberen Balkon des Bibliothekturms emporklettern.
    Eisenarm sah nach unten. Zwanzig Meter tiefer lag der Magier mit gespreizten Gliedern auf den Steinplatten. Eisenarm ging zurück ins Zimmer und hastete zu der Treppe nach oben.
    Dreischwert hielt ihn auf. »Vertrau mir, mein Freund, du willst nicht wirklich nach oben gehen.« Er sah zu der Frau in seinem Griff, dann ließ er sie los. Sie stürzte fast. Dreischwert sah eine Schwellung seitlich in ihrem Gesicht, und ihr linkes Auge schloss sich rasch. »Setz dich einen Moment«, sagte er, »und trink einen Schluck Wasser. Wie heißt du?«
    »Keeva Taliana.«
    »Nun, Keeva Taliana, dann trink und sammle deine Kräfte. Wenn ich du wäre, würde ich diesen Turm verlassen.«
     
    Eldicar Manushan lag ganz still. Schmerzen drohten ihn zu verschlingen, doch er konzentrierte seine Kräfte und wehrte die Qualen ab. Er kämpfte um Ruhe und schickte seinen Geist durch seinen zerschmetterten Körper. Er war schwer auf dem Rücken aufgeprallt, doch dankenswerterweise war seine Wirbelsäule nicht gebrochen. Seine rechte Hüfte war zerschmettert, das linke Bein an drei Stellen gebrochen, sein linkes Handgelenk ebenfalls. Sein Kopf hatte die Steinfliesen des Weges knapp verfehlt und war auf die weiche Erde des Blumenbeetes geschlagen. Sonst hätte er sich wahrscheinlich den Hals gebrochen. Er hatte ein paar innere Verletzungen, doch Eldicar heilte sie still und vorsichtig. Gelegentlich durchbrach der Schmerz seine Abwehr, doch er hielt ihn zurück und leitete weiterhin seine Kräfte zu den Verletzungen, um die Heilung zu beschleunigen. Er konnte in so kurzer Zeit wenig für die gebrochenen Knochen tun, doch er ließ die Muskeln darum anschwellen und sich versteifen, sodass die Knochen sich wieder richteten.
    Der Regen prasselte auf ihn herab. Blitze zuckten über den Himmel. In ihrem Licht sah er Waylander die Turmwand emporklimmen. Er hatte schon fast den oberen Balkon erreicht. Trotz seiner gebrochenen Knochen durchströmte eine Welle der Erleichterung Eldicar. Er würde jetzt nicht im Zimmer sein müssen, wenn Anharat beschworen wurde. Besser noch, der

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